Eigentlich …


Eigentlich sind wir im eigentlichen Sinne mit unseren großen Bastelaktionen ja eigentlich durch. Das letzte große Ding war der Bugspriet mit dem Kutterrigg und den neuen Segeln. Und eigentlich haben das ja Sören und Jan gemacht und wir mussten nicht viel selbst machen, nur eben bezahlen. So blieben für uns und die Wintersaison eigentlich nur etwas Kleinkram, einige Nice-to-Have-Kleinigkeiten und etwas Holzrenovierung übrig. Das waren eigentlich gute entspannte Aussichten für eine eigentlich ruhige Wintersaison.
Und weil wir eigentlich nichts zu tun hatten, aber unser eigentlich funktionierender Autopilot manchmal eben nicht mehr so richtig funktionieren wollte, kamen wir auf die eigentlich gute Idee, uns von der eigentlich geplanten Windfahnensteuerung zu verabschieden und lieber die eigentlich zuverlässige, hydraulische Autopilotsteuerung zu renovieren und nach zweiundzwanzig eigentlich kurzen Jahren gegen etwas Aktuelles auszutauschen.

Dass wir uns von dem alten Autohelm/Raymarine-Kram verabschieden wollten, war eigentlich von vorn herein klar, denn am Ende unserer elektronischen Nahrungskette sollte ein Broadband-Radar stehen oder zumindest zum Nachtisch stehen können.

So war eigentlich vor der Düsseldorfer boot schon alles klar und hinterher war diese ohnehin klare Klarheit eigentlich auch nicht viel klarer, als sie es eigentlich vorher schon gewesen war. Und so war der eigentliche Anlass unseres Messetrips der Besuch bei Ute & Peter, die wir, seit sie ihre Ruby Tuesday wieder im Ijsselmeer parken, eigentlich viel zu wenig sehen.

Und nun, einen Monate nach der boot und fast 2 Monate nach dem erfolgreichen Start des Jahres 2017, stapelt sich in unserem Wohnzimmer nicht nur die neue B&G-Elektronik, sondern auch diverse andere Segelutensilien, aber vor allen wurde unser Wohnzimmertisch von einer bunten Gesellschaft von Flanschen, Ventilen, Muffen, Doppelnippeln, Quetschringverbindern, Rohrstückchen, Kugelhähnen, Schlauchstückchen, einem Rohrschneider, einem Ausgleichsbehälter und einer M18x1,5-Schlauchtülle eingenommen. Gefrühstückt wird seit 3,5 Wochen in der Küche, weil sich das Emsemble des Hydraulik-Wahnsinns beharrlich weigert, eine geschlossene Einheit zu bilden, denn immer wieder trifft zölliger Blödsinn auf metrischen Wahnsinn. Gerade gestern wurde mein ohnehin schon schwaches Nervenkostüm durch die Weigerung eines metrisch, konischen M12 Außengewindes, sich mit einem 1/4 zölligem Innengewinde friedlich zu vereinen, bis in Mark erschüttert.

Der Weg vom Wohnzimmertisch zum PC auf dem Schreibtisch, in dem wie immer die Lösung nur auf meine Bestellung wartet, führt mich, unablässig sehr böse Worte murmelnd, über den Keller direkt am Weinregal vorbei. Im Vorbeigehen schnappe ich mir nicht nur eine Flasche Rotwein, sondern klaube auch aus der öligen Restekiste hydraulischer Kostbarkeiten ein vielversprechendes T-Stück mit 10er Quetschbindung zu einem einsatzerprobten Hydraulikschlauchende.

Mit den Worten „Du dröppelst!“ unterbricht Astrid den endlosen Schwall meiner Flüche auf den metrisch-zölligen Irrsinn. Der Rotwein ist es nicht, der Korken ist noch unangetastet. Der alte Hydraulikschlauch hat die ölige Spur seiner Inkontinenz auf unseren Parkett hinterlassen. Hydraulik-Öl ist sicher auch gar nicht so schlimm für’s Parkett, es glänzt danach so schön.
Ich entkorke den Rotwein und im Internet wartet die Lösung all meiner Verbindungsprobleme auf mich und möchte nur gefunden werden. Es müsste so etwas wie ein hydraulisches Parship geben, das wäre ‘ne Wucht, denn dann würde alle 10 Sekunden ein zölliges Gewinde in ein metrisches passen und die Welt hätte ein Problem weniger.