Die unheimliche Evolution der harmlosen ToDos II


In diesem Frühjahr ist unsere Bloggerei ein guter Spiegel des allgemeinen Durcheinanders, das zurzeit nicht nur unsere Bastelaktionen heimsucht. Es hat sich klammheimlich in alle möglichen Winkel unseres Lebens geschlichen und bringt dort mit großer Freude alles durcheinander, was irgendwie nach Planung und Ordnung riecht.
So tummeln sich nun nach 3 Monaten 2017 auf den Festplatten der Macs, in der DropBox und iCloud und auf dem iPad verschiedenste Fragmente verschiedener Blogs zu verschiedenen Bastelwochenenden und verschiedenen Themen. Um einem Neuanfang zu wagen und dem Durcheinander damit erst einmal den Garaus zu machen, haben wir nun diesen Monsterblog geschrieben, der mit dem ersten Vierteljahr blogtechnisch aufräumt……..


Der Unterschied zwischen 2° plus und 2° minus ist absolut gesehen ja nicht wirklich groß, aber beim Basteln in der Halle liegen zwischen diesen beiden Temperaturen Welten.
Es ist schweinekalt, als wir Anfang Februar damit beginnen, wieder alles zusammenzubauen und nicht immer noch weiter zu demontieren. Als seinerzeit der Innensteuertand wohl nachträglich eingebaut wurde, hat man die Originaladapter für den Gas- und Getriebezug am Motor entfernt und durch die beiden Servostücke für die dann jeweils 2 Züge ersetzt. Diese einzügigen Adapterstücke fehlen natürlich heute für den Rückbau.

Sicherlich würde man die Originalteile auch noch irgendwo bekommen, aber ein Eigenbau aus dickem Alu-Profil geht schneller als die Suche nach den Originalteilen. Es ist schon der Hammer, was man alles so bei eBay bestellen kann und es ist ein Segen, dass einige Industrievertriebe entdeckt haben, dass man auch über eBay mit Privatkunden gute Geschäfte machen kann. Wo sollte ich sonst 20mm und 10mm dickes Alu herbekommen. Im Baumarkt gibt’s nur max. 3 mm. Wir bestellen immer wieder recht spezielle Dinge bei manchmal recht speziellen Industrie- oder Privathändlern, aber bei unseren vielen Bestellungen hatten wir bisher nur ein einziges Mal Pech. Es ist schon klasse, wie anständig am Ende doch die meisten der Händler sind, was aber auch nicht heißt, dass wir einfach unbekümmert drauflos bestellen, denn in jedem Fall gibt es immer noch zu viele schwarze Schafe.

So funktioniert an diesem arktischen Bastelwochenende bald wieder die Motorsteuerung, und auch für die Fallenstopper gibt es nun die passenden Schrauben, sodass wir auch die Baustelle in der Achterkoje schließen können. Allerdings braucht es doch noch so seine Zeit, bis Astrid in der Achterkoje alles wieder zusammengebaut hat, der Himmel wieder oben hängt, der Fensterrahmen wieder das Fester rahmt und es nicht mehr nach einem frischen Bombeneinschlag aussieht. Das bloße Montieren der neuen Fallenstopper war nach gut einer Stunde erledigt, der Rest drum herum dauerte mehr als einen ganzen Basteltag.

„Wie würgt man Löcher in V4A-Stahl? Schulterbrett und Hebelwirkung sind Lullikram!“

„Wie würgt man Löcher in V4A-Stahl? Schulterbrett und Hebelwirkung sind Lullikram!“

Aber die meiste Zeit frisst an diesem Polarwochenende das Einpassen der Teakhölzer am Bugspriet. Nicht dass das ein großes Mysterium wäre, aber bis alle Teile so passen, wie wir es haben wollen, dauert es eben. Ich kann immer nur irgendwie halbschräg von unten und etwas freifliegend auf der Leiter tänzelnd am Bugspriet arbeiten, und Astrid muss von oben alles halten und ausrichten. So klettere ich unzählige Male zwischen Bugspriet und Kreissäge hin und her, bis die Teile soweit passen, das sie nur noch zuhause endbearbeitet werden müssen. Wegen der Sägespäne steht die Kreissäge vor der Halle, und der Polarwind bläst das Sägemehl auch gleich zuverlässig in Richtung freies Feld.

Natürlich passen die Löcher in den Nirostreben des Bugspriets nicht zu unserer Anordnung der Teakauflage. Auch zum Anschrauben des Gummipuffers für den Anker gibt es noch gar keine Löcher, denn so ein Gummipuffer war ja auch gar nicht vorgesehen. Den haben wir uns erst hinterher ausgedacht, weil bei hochgezogenem Anker Metall auf Metall lag und das natürlich nie ohne Klöterei und Kratzerei abgeht. Den Gummipuffer haben wird aus einer 20mm dicken, gewebeverstärkten Gummiplatte ausgesägt. Auch so ein eBay-Ding, wo sollte man sonst so ein schwerindustrie-verdächstiges Gummiteil herbekommen? Deswegen möchten nun am Bugspriet insgesamt 15 (!) 5mm Löcher in 6mm V4A-Stahl gebohrt werden. Mit einer Ständerbohrmaschine wäre das kein großes Problem, mit einem Akkuschrauber freifliegend auf der Leiter am Bugspriet …. na ja… !

An dem Polarwochenende würge ich noch die 4 Löcher für den Gummipuffer durch den Stahl und versuche in meiner misslichen Bohrsituation, Peters Metallberufsschullehrerrat „höllenscharfen Bohrer und gutes Schneidöl nehmen, gerade ansetzen, monstermäßig drücken und gaaaaaaaanz langsam drehen lassen“ zu berücksichtigen. Die Sache mit dem scharfen Bohrer und dem Schneidöl ist einfach, das gerade Ansetzen und das gaaaaanz langsam drehen wird immer schwieriger, je weiter ich mich dem monsterhaften Druck auf die bedauernswerte Makita nähere. Es ist zum Verzweifeln! Von einem halbwegs ordentlichen Bohren bin so weit entfernt wie eine Möwe vom lieblichen Zwitschern einer Nachtigall. Ich schaffe es gerade mal, 4 lächerliche Löchelchen in den Scheißstahl zu würgen. Dann gibt es nur noch abgebrochene oder stumpfe Bohrer und ich gebe für dieses Wochenende auf.

Der Monsterdruck hat seine Spuren hinterlassen. Meine blaufleckig weichgedrückte Brust und Schulter machen endgültig klar, dass ich so die nächsten 11 Löcher für die Holzverschraubung ganz bestimmt nicht in den Stahl bekomme. Eine Spezial-Monsterdrück-Vorrichtung muss erfunden werden.

„Die Original-Spezial-Monsterdrück-Vorrichtung!“

„Die Original-Spezial-Monsterdrück-Vorrichtung!“

Zum nächsten Bastelwochenende Anfang März bin ich vorbereitet. Die Akkuschrauber-Spezial-Monsterdrück-Vorrichtung ist fertig und der V4A-Stahl soll mich kennenlernen, so einfach lasse ich mir so ein Bastelwochenende nicht versauen. Es ist etwas fummelig, die ganze Bohrvorrichtung einzurichten, aber… dann… geht das Löcherbohren zwar nicht wie in Butter, aber vielleicht wie durch 12-jährigen Parmesan-Hartkäse. Wegen der Quälerei vom letzten Bastelwochenende hatte ich gleich mal eine 10er Packung 5er Bohrer besorgt und mindestens einen halben Tag einkalkuliert, eher mehr.

„So klappt’s!“

„So klappt’s!“

Aber nun sind nach 2 Stunden alle 11 Löcher gebohrt. Es ist der Hammer, die Konstruktion ist abenteuerlich, aber funktioniert! Ich halte alles gerade und lasse die Makita gaaaaanz langsam drehen, Astrid drückt derweil per Hebelwirkung oben kniend monstermäßig wie irre und der Bohrer bohrt sich sauber durch den Stahl. Na bitte! Geht doch!
Die restlichen Arbeiten sind schnell erledigt. Holz ausrichten und verschrauben, Gummipuffer dran, Anker hoch und fertig. Endlich fertig!

„Endlich fertig. Fehlt nur noch die Spezial-Anker-Festmachverschraubung…. kommt aber noch ;-)“

„Endlich fertig. Fehlt nur noch die Spezial-Anker-Festmachverschraubung…. kommt aber noch ;-)“

Nach dem nun endlich der Bugspriet fertig ist, geht es an den Zusammenbau der Hydraulik-Anlage. Bis zur letzten Phase, der Entlüftung der ganzen Anlage, geht auch alles wie geplant. Hätte nun auch noch die Entlüftung geklappt, wären wir schon etwas skeptisch gewesen und hätten uns gefragt, warum das alles einfach so geht und wo sich das eigentliche Problem denn nun versteckt hält. Aber das Leben macht es uns ja einfach und stellt uns gar nicht vor solche Rätsel, denn die blöde Luft will ums Verrecken nicht aus den Leitungen raus.

„Das hydraulische Rätsel!“

„Das hydraulische Rätsel!“

Eigentlich ist die neu konzipierte Anlage gar nicht so kompliziert, und das Öl könnte sich in den Schläuchen, Rohren und Ventilen leicht zurechtfinden, die Luft rausdrücken und fertig. Aber ich bin offensichtlich zu blöd, die richtige Abfolge der Ventilstellungen und Kolbenbewegungen zu koordinieren. Die Pumpe kreischt, weil sie immer wieder Luft und nicht Öl schnappt, der Kolben bewegt sich manchmal, aber eben nicht ordentlich vor und zurück und von Entlüftung kann keine Rede sein. Mehrmals rutschen die Entlüftungsschläuche ab oder aus dem Auffangbehälter raus und sauen entweder auf meiner Hose rum oder pinkeln gleich einfach das glitschige Öl ins Schiff rein. Als ich merke, dass der Punkt gekommen ist, dass ich dringend irgendetwas kaputt machen muss, um ehrlich zu sein, mein Gefühl ist dann nicht nur so nach einfachem Kaputtmachen, da dürstet es mich schon eher nach einem echten Zertrümmern, schlägt meine Altersweisheit und Gelassenheit unversehens zu und ich sage Astrid noch mit einem leichtem Wut-Tremolo in der Stimme, dass ich wohl besser jetzt damit aufhöre und nochmal mit etwas Abstand neu beginne nachzudenken. So steht nun dieses Bastelwochenende unter dem Motto: „Die Luft ist noch lange nicht raus!“ Was allerdings leicht falsch verstanden werden kann.

Astrid freut sich, dass ich ihr nun fleißig beim Polieren des Rumpfes helfen kann und gemeinsam polieren wir uns der neuen Saison entgegen. Abgesehen von dem Hydraulik-Kram liegen wir trotz alle Widrigkeiten gar nicht schlecht im Rennen.

„So glücklich kann man aussehen, wenn einfache Tätigkeiten das Herz erfreuen!“

„So glücklich kann man aussehen, wenn einfache Tätigkeiten das Herz erfreuen!“

Am letzten noch verbleibenden Bastelwochenende zeigt sich, dass mein ausgefuchster Entlüftungsplan, den ich schon gleich auf der Rückfahrt durch bloßes Nachdenken mit etwas abgekühltem Kopf ausgeheckt habe, funktioniert und schnell die Tatsache ans Tageslicht bringt, dass der Hydraulikzylinder defekt ist. Würde es mir gelingen, in den Phasen, wo dieses dringende Gefühl des Kaputtmachens versucht Oberhand zu gewinnen, auch noch den Kopf einzuschalten und nachzudenken, hätte ich das auch schon am letzten Wochenende rausfinden können. Aber so ist es, es bleibt doch immer noch ein kleiner Rest, aus dem man lernen kann. Nach der Entlüftung und ein zwei systematischen Versuchen ist klar, der Kolben ist nicht mehr ganz dicht. Dass jemand bei der ganzen Sache nicht ganz dicht ist, war klar, und dass es nun der Kolben ist, erleichtert mich schon etwas.

Noch am Sonntag können wir in Hamburg bei dem Deutschlandvertrieb von Lecomble & Schmitt einen Ersatzzylinder auftreiben. Der ist noch genau so, wie unser 20 Jahre altes Zylinderteil. So brauchen wir nur einen neuen Zylinder und alle anderen Halterungen und Anschlüsse können unverändert bleiben. Das ist ein riesiges Glück! Herr Steiner vom Deutschlandvertrieb von Lecomble & Schmitt ist schon ein recht spezieller Typ, aber nichts könnte in unserer Situation besser passen. Am Sonntag ist schon alles abgesprochen und am Montag fahren wir etwas früher los und holen in der Nähe von Wedel unseren neuen Zylinder ab. Da können wir nur Danke für die schnelle und problemlose Hilfe sagen. Super!

Die restlichen Vorbereitungen gehen schnell. Die Hydraulik-Fragmente werden so verstaut, dass wir problemlos manuell fahren können und alles andere ist routinemaßig auch bald erledigt. Nun kann die neue Saison kommen.

Aber dann kam es ja doch anders als wir dachten….