Kein Durchkommen

Dyvig Bugt -> Drejø Start: 10:30 Ende: 21:30 Wind: SE – NE 0 bis 10 kn Distanz: 47,7 sm Gesamtdistanz: 285,0 sm

„von Dyvig -> halb nach Sønderborg -> und schlussendlich nach Drejø“

„von Dyvig -> halb nach Sønderborg -> und schlussendlich nach Drejø“

Für unsere Verhältnisse starten wir heute um halb elf schon echt früh. Wir wollen in einem Schlag bis Orth auf Fehmarn. Dort wartet Andrea auf uns, die uns mal auf der PINCOYA besuchen will und auch gerade Urlaub auf Fehmarn macht und dort wartet auch der Rest des Kite-Kurses auf Lin und Astrid. Obwohl es mich ja prickt, mit Hilfe von Astrid und Lin 😉 bin ich so vernünftig, es dieses Jahr nicht noch einmal zu versuchen ;-(. Manchmal siegt eben doch die Vernunft, auch wenn sie nur angeheiratet ist ;-).

Da es aber von der Dyvig Bucht bis nach Fehmarn ohnehin rund 70 sm sind und es leichtwindig werden soll, müssen wir uns nicht beeilen, denn es wird sowieso schon lange Nacht sein, wenn wir ankommen. Da spielt dann eine Stunde mehr oder weniger Nacht eben auch keine Rolle mehr. Ab Donnerstagabend soll es dann starkwindig aus Osten wehen. Es ist also gut, wenn wir bis dahin unseren ganzen Rückweg Richtung Ost nach Fehmarn schaffen und der Starkwind ist auch gut für den Rest des Kite-Kurses. Alles passt also.

„Die Fähre Bitten Clausen.“

„Die Fähre Bitten Clausen.“

Wir starten in einen trüben Morgen hinein. Etwas Sonne wäre ja schon ganz nett gewesen. Der Wind ist schwächlich, passt aber gerade so für den Sund. Auf dem Als Sund erwartet uns dann Astrids Spezialfähre. Nicht nur das Astrid eine fast magische Anziehungskraft auf Fähren hat, diese hier trägt sogar ihren Namen. Ein Grund mehr für die Fähre genau so zu starten, dass uns am Ende nur noch weniger als 200 Meter trennen.

„vielversprechend lockt ein Blau im Norden“

„vielversprechend lockt ein Blau im Norden“

Von Norden grinst ein blauer Himmel zu uns herüber. Leider sind wir aber in der anderen Richtung unterwegs. Da müsste sich das Himmelsblau schon noch ordentlich sputen, um zu uns aufzuschließen.
So fahren wir vom Als Sund in den Zweig nach Sønderborg. Dort geht es vor dem Wind entsprechen langsam voran. Aber wir haben ja Zeit, dann wird es eben schon wieder hell, wenn wir vor Orth auf Fehmarn den Anker fallen lassen. Bei dem am Donnerstagabend zu erwartenden Ost ist diese Ankerposition günstig, denn dann werden die Kite-Übungen wieder östlich von Orth stattfinden, wo der Wind dann mehr oder weniger auflandig sein sollte.

So zuckeln wir gemächlich in Richtung Sønderborg, als uns eine Segelyacht auf Kollisionskurs entgegen kommt. Kann der Blödmann nicht gucken? Hier ist der Sund ja wohl wirklich noch breit genug. Als der Vollpfosten auf unserer Höhe ist, brüllt die Frau des Kollisionsfahrers herüber: “Wisst ihr eigentlich, dass die Brücke in Sonderburg gesperrt ist? Erst morgen um 15:00 wieder für eine Stunde offen!” Astrid und ich gucken uns an und denken erst gemeinsam “Häh?” und dann sagen wir gemeinsam “Was?”. Wir brüllen noch schnell dem gar nicht mehr so vollpfostigen Kollisionär ein “NEEEE, aber DANKÄÄÄH!” hinterher und überlegen, was wir nun mit dieser Info machen sollen. Wenn das stimmt, dann ist gerade unser toller Plan zerbröselt. Es ist 13:00 und wir sind kurz vor der Hochbrücke von Sønderborg. Was nun? Vielleicht haben die sich ja auch geirrt? Astrid checkt die Brückenlage von Sønderborg auf der WebPage der Nautischen Veröffentlichungen. Offensichtlich werden hier in Dänemark zur Zeit sehr viele Brücken repariert und leider gehört auch die in Sønderborg dazu. Und da steht, dass es einen Notbetrieb gibt, aber “Mittwochs nie”! Dumm gelaufen. Und jetzt erklärt sich auch wie von selbst, warum wir heute morgen aus der Dyvig Bugt nur zur dritt nach links abgebogen sind und der Rest der Seglergemeinde nach rechts in den Lille Belt gefahren ist. Nun wissen wir’s auch!

„Reise, Reise - der Sonne entgegen!“

„Reise, Reise – der Sonne entgegen!“

Ok, was soll’s. Pläne sind Pläne und die werden von anderen Plänen einfach mal so ersetzt. Fehmarn am Donnerstag ist gestorben, die dänische Südsee liegt wieder vor uns. Und das hat auch seine gute Seite, denn damit liegt auch der blaue Himmel vor uns, also Kurs Sonne. So wie der blaue Himmel über uns zunimmt, nimmt leider auch der Wind ab. Zurück im Als Sund können wir nur noch etwas segeln, dann müssen wir den Motor starten.

„Genau hier war's und die beiden wissen, was hier war.“

„Genau hier war's und die beiden wissen, was hier war.“

Ab Nachmittag liegt der Lille Belt bleiern um uns herum. Außer einer leichten Strömung würde uns hier nichts bewegen, wenn wir den Motor nicht hätten. So tuckern wir zu einer Untiefe, wo sich schon einige Angler versammelt haben. Ein gutes Omen! Hier wird es passieren!! Hier MUSS es klappen!!! Und tatsächlich, schon nach wenigen Minuten zappelt es an der Angel und Astrid reißt in Windeseile den Kescher und die Flasche Wodka hoch, während Lin genauso schnell versucht im Bad zu verschwinden. Doch noch bevor Astrid die Flasche Wodka auch nur ansatzweise öffnen kann und Lin gesagt hat: “Ich komme erst wieder raus, wenn….”, da zappelt auch schon nix mehr an der Angel. Der blöde Bursche hat sich losgerissen und ist seinem sicheren Tod gerade noch einmal so entkommen.
Die nächsten 1 1/2 Stunden kann ich hier nicht beschreiben, weil mein Herz immer noch so blutet, wie die Blasen an meinen Händen vom Kurbeln.

„Der Lille Belt liegt wie Blei um uns herum.“

„Der Lille Belt liegt wie Blei um uns herum.“

Es ist fast überflüssig zu erwähnen, abends gibt es dann wieder Nudeln mit roter Soße ;-(.

Der Weg zurück in die dänische Südsee zieht sich. Unser Ziel ist Drejø. Die Bucht im Süden von Drejø scheint für den angekündigten Nord wie gemacht zu sein. Außerdem waren wir in dieser Bucht noch nie. Zwei gute Gründe, dort einmal vorbeizuschauen. Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang schaffen wir es und lassen den Anker weit innerhalb der Bucht fallen. Warum die anderen alle so weit draußen liegen, weiß keiner. Vielleicht hat hier wieder einmal das “große Anker-Mysterium” zugeschlagen. Genau dort, wo schon einer ankert, lassen auch alle andere ihren Anker fallen. Möglichst dicht dran, egal wie schlecht der erste liegt. Wir fahren durch das Feld der Ankerlieger, bis weit in die Bucht hinein, und lassen den Anker auf 3,5 m fallen, genau dort, wo auch das Ankersymbol in der Karte ist.

„Ja, schon wieder, aber wir können es nicht lassen!“

„Ja, schon wieder, aber wir können es nicht lassen!“

südlich von Drejø vor Anker
54° 58′ 25,46″ N, 10° 23′ 19,27″ E