Kap Arkona


Unsere holländischen Stegnachbarn kramen ihre Klappräder raus. Auch sie haben Kap Arkona als Ziel. Da Arkona doch ein ganzes Stückchen entfernt ist und in uns noch die Erinnerung an Hiddensee schlummert, beschließen wir, keine Fahrräder zu leihen und lieber bei der Entscheidung für den Bus zu bleiben.

„Aufbruch in Breege.“

„Aufbruch in Breege.“

Kap Arkona ist eines „der“ Ausflugsziele auf Rügen, deswegen treffen wir schon an der Endhaltestelle auf den unvermeidlichen Touristenrummel. Allerdings erscheint es uns fast so, als ob sich die Rügener eine gewisse Selbstbeschränkung auferlegt haben. Der Touristenrummel hält sich wirklich in erträglichen Grenzen, Grenzen die man in den Badeorten und Sehenswürdigkeiten der schleswig-holsteiner Ostseeküste schon lange hinter sich gelassen hat oder ohnehin noch nie kannte.

„So glücklich hat uns ein Bus noch nie gemacht!“

„So glücklich hat uns ein Bus noch nie gemacht!“

„Sie ist doch echt und gehört nicht dazu.“

„Sie ist doch echt und gehört nicht dazu.“

Insgesamt ist Kap Arkona von der Landseite her eher unspektakulär. Nach dem tödlichen Unfall vor einigen Jahren sind alle Wege, die einen etwas spektakuläreren Ausblick versprechen, gesperrt. Das wirkt von oben irgendwie unverständlich, denn man sieht eben rein gar nichts von der Steilküste.

„Unserer neuen Passion folgend, wandern wir fröhlich los.“

„Unserer neuen Passion folgend, wandern wir fröhlich los.“

„Etwas unspektakulär, warum dies aber so für uns gut ist, sehen wir erst morgen von See aus.“

„Etwas unspektakulär, warum dies aber so für uns gut ist, sehen wir erst morgen von See aus.“

So trippeln wir auf einer weit vom Kap entfernten Treppe einmal zu Strand herunter, klettern dann wieder hoch und wandern oben an den Leuchttürmen vorbei. Auf der anderen Seite des Kaps gehen wir wieder runter an den Steinstein und laufen in Richtung Vitt.

„Kap Arkona und die beiden Türme.“

„Kap Arkona und die beiden Türme.“

„Eigentlich gehört der kleine wohl noch dazu, aber er ist auf dem Altenteil.“

„Eigentlich gehört der kleine wohl noch dazu, aber er ist auf dem Altenteil.“

Irgendwie hatten wir uns von Kap Arkona mehr versprochen.
Als wir allerdings am nächsten Tag um das Kap herumsegeln und die ganze Geschichte von See aus betrachten können, sehen wir, warum dort oben alles so weiträumig abgesperrt ist. Das alte, von Touristenstrom sowieso schon abgesperrte Militärgebäude, steht bedenklich nahe am Abgrund und irgendetwas Fahnenmastähnliches und ein Teil des Vorgartens sind schon heruntergefallen oder hängen auf halber Höhe in der Steilküste. Es sieht nicht so aus, als ob der Rest noch lange dort oben bleibt.

„Trepp runter zum Steinstrand nach Vitt.“

„Trepp runter zum Steinstrand nach Vitt.“

Mit einigem Unverständnis betrachten wir auch auf Kap Arkona, wie sehr sich das Militär überall breit gemacht hat bzw. hatte. Das war auch schon im Wieker Bodden so, wo in wunderschönster Natur riesige Militäranlagen errichtet wurden, die nun Gott sei Dank nicht mehr genutzt werden und langsam verfallen. Bei Rerik am Salzhaff ist es ja genauso gewesen, die ganze Halbinsel von Rerik ist so vom Militär versaut worden, das dort bis heute noch niemand mehr hin darf. Hier auf Kap Arkona wurden riesige Bunkeranlagen in das Kap gegraben. Wobei all diese Anlagen zu Zeiten der DDR nur von der NVA und der Roten Armee übernommen wurden, der militärische Wahnsinn ist schon viel älter und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg hier nur weiter. Bleibt nur zu hoffen, dass das national-populistische und völkisch-rechtskonservative Säbelrasseln dieser Tage nicht die alten Feindbilder wiederbelebt und unser Friede in Europa wieder durch dumpfen Nationalismus abgelöst wird. Es ist bedrückend, dass man solche Gedanken wieder hat und wieder haben muss, obwohl dieser ausgrenzende Separatismus eigentlich schon überwunden geglaubt war.

„Auch hier gibt es etwas bedrohlich anmutende Abbrüche. Und es beginnt zu regnen.“

„Auch hier gibt es etwas bedrohlich anmutende Abbrüche. Und es beginnt zu regnen.“

In Vitt kehren wir in eine dieser Tourismusfischundkaffeebuden ein und treffen eine Arbeitskollegin mit ihrem Mann. Die Welt ist wirklich klein, wie groß muss ein Zufall nur sein, dass man sich hier auf Rügen zur gleichen Stunde am selben Tisch einer Fischbude trifft.

„Vitt“

„Vitt“

Astrids Tourenplanung ist dieses Mal „kundenfreundlicher“. Die wenigen Kilometer sind schnell geschafft und schon sitzen wir wieder zurück im Bus. Eigentlich hätten Lin und ich noch etwas gekonnt, aber das verraten wir Astrid nicht, denn die nächste Tour ist ja schon in Planung. Da sind wir uns ganz sicher.

„Unsere Tour, allerdings nur den Teil oben rechts haben wir zu Fuß gemacht.“

„Unsere Tour, allerdings nur den Teil oben rechts haben wir zu Fuß gemacht.“

in Breege
54° 36′ 42,4″ N, 13° 21′ 25,7″ E