Wir müssen zurück, der Alltag wartet schon.


Nysted -> HHafen / Ortmühle Start: 11:00 Ende: 20:10 Wind: W – WNW – WSW 25 -> 15 kn Distanz: 49,0 sm Gesamtdistanz: 305,2 sm

„von Nysted -> nach Heiligenhafen / Ortmühle“

„von Nysted -> nach Heiligenhafen / Ortmühle“

Unser letzter Urlaubstag. Irgendwann in der Nacht hat der Regen ein Einsehen, der Wind dreht auf West und das Klatschen der Hafenwelle am Heck wird verhaltener. Am Morgen guckt sogar etwas Sonne raus, aber von den angekündigten weißen Tuffi-Schönwetterwölkchen ist nichts zu sehen. Der Hafen von Nysted liegt nun ruhig in der Windabdeckung, nicht so wie gestern, als der Süd genau in das Hafenbecken blies.

Theoretisch sind es gut 35 sm bis Heiligenhafen. Daraus wird aber heute nichts werden, denn der Wind steht so, dass wir wahrscheinlich tief in die Lübecker Bucht reinfahren müssen, um dann in nördlicher Richtung die Fehmarnsundbrücke anhalten zu können. Die 6 abnehmend 4 – 5 aus West sind nicht optimal, aber es hätte mit einem strammen SW auch schlimmer kommen können. Angesichts der zu erwartenden See verkneifen wir uns das dänische Softeis auch heute früh. Nach 14 Tagen sollten unsere Seebeine zwar stark genug sein, aber ob das schon für Softeis-Experimente reicht, wollen wir lieber nicht ausprobieren.

„Verräterische weiße Streifen auf dem Wasser.“

„Verräterische weiße Streifen auf dem Wasser.“

Um 11:00 geht’s los und wir setzen schon gleich im Hafenbecken die Segel. Der Wind steht so, dass wir uns geradeso eben aus dem Hafen in das Fahrwasser der Nysteder Bucht herausmogeln können. Dort schnappt uns dann auch gleich der noch recht kräftige WNW. Immer wieder knabbern die Böen an der 7, aber das soll sich ja bald legen. Astrid zieht alle Register ihres Meteorologie-Diploms und entdeckt nach intensiver Beobachtung am Horizont tatsächlich den Streifen mit den angekündigten Tuffi-Schönwetterwölkchen. Der Tag ist gerettet, wir müssen nur noch etwas Geduld haben.

„Der Windpark und die Frachter des Kiel-Ostseewegs, die sich heute sehr zurückhalten“

„Der Windpark und die Frachter des Kiel-Ostseewegs, die sich heute sehr zurückhalten“

Da das Fahrwasser in der Nysteder Bucht noch keine optimalen Kurse zuläßt, müssen wir teilweise ziemlich doll Höhe kneifen, um uns dann noch hoch am Wind am südöstlichen Rand der Windräder vorbeizudrücken. Eines der Windräder ist wieder ausgefallen und das Serviceschiff liegt in Warteposition, während die Reparaturmannschaft schon im Windrad werkelt. Durch den Windpark läuft eine ordentliche Welle und ich frage mich, wie das Reparaturteam heute früh wohl auf die Plattform des Windrades gekommen ist, denn die Anlegestelle liegt maximal ungünstig für dieses Wetter. Im Winter wird das hier bestimmt noch einmal ganz anders zur Sache gehen. Die Arbeit als Windpark-Offshore-Techniker ist schon ein Job der besonderen Art. Gestern habe ich mir im Inforaum zu den beiden Windparks noch einige Innenaufnahmen aus einem Windrad angesehen. Innen gibt es zum Hochkommen nur eine Leiter und die endete auf der Aufnahme ganz hoch oben irgendwo im Nichts. Für unsportliche Ingenieure ist dieser Job definitiv nichts!

„Die GoPro auf dem Vorschiff in Stellung. Video-Versuche.“

„Die GoPro auf dem Vorschiff in Stellung. Video-Versuche.“

Kurz hinter dem Windpark haben wir das Gefühl, dass der Wind wirklich etwas nachläßt. Es gibt nun Phasen unter 20 kn. Diesmal finden wir recht schnell einen günstigen Kurs zu Wind und Welle. Die Genua haben wir um etwa 1/3 eingedreht und im Groß steckt schon lange das erste Reff. So pendeln wir uns auf einen gemütlichen Südkurs ein. Es ist erstaunlich, wie groß der Komfortunterschied sein kann, wenn es einfach nur konstant mit rund 20 kn weht. Auf dem Schlag von Rügen nach Klintholm waren es eigentlich nur wenige Knoten mehr, aber es war sehr böig mit Gewittern und die Welle änderte sich mit jeder Wetteränderung. Das war zermürbend. Heute läuft unsere Dame aber einfach so geradeaus.

„Knäckebrot und Tubenfisch sind nicht nur praktisch und lecker, ….“

„Knäckebrot und Tubenfisch sind nicht nur praktisch und lecker, ….“

„… sondern machen auch müde!“

„… sondern machen auch müde!“

Die Tuffi-Wölkchen bringen zwar nicht direkt den Sommer mit, aber wir erreichen angenehme Frühlingstemperaturen und freuen uns über sonnige Abschnitte. Stunde um Stunde geht es nun wieder geradeaus. Lin versinkt in einem ihrer Bücher und genießt mal ganz ohne Seekrankheit einen langen ruhigen Segeltag. Astrid und ich machen abwechselnd ein Mittagsschläfchen. So wunderbar entspannend kann segeln sein. In unserer Mittelkoje tief unten im Schiff schläft man wie in Abrahams Schoß.

Insgesamt dreht der Wind langsam etwas nach Nord, bis er sich das gegen 17:30 wieder anders überlegt und zurück auf WSW springt. Wir nutzen den Dreher und können nun gerade soeben die Brücke anhalten.

„Ein Kutter vor Heiligenhafen.“

„Ein Kutter vor Heiligenhafen.“

„Wir sind pünktlich zurück, bevor es wieder ungemütlich wird.“

„Wir sind pünktlich zurück, bevor es wieder ungemütlich wird.“

Um 20:00 geht dann unser erster Sommerurlaub zu Ende. Rügen stand ja auf dem Programm und etwas von Rügen haben wir ja auch gesehen, aber dann ist doch wieder alles anders gekommen, als es geplant war. Und wir haben gelernt, dass Seebeine gut 14 Tage zum Wachsen brauchen und dass wir sehr vorsichtig sein müssen, wenn wir Astrid das nächste Mal einen Reiseführer in die Hand drücken.

Und die die Statistik sagt:
Gesamt 305,2 sm
Segel: 222,7 sm 73%
Motor 82,5 sm 27%

„Die Crew des unterkühlten Sommertörns!“

„Die Crew des unterkühlten Sommertörns!“

Und damit niemand auf die Idee kommt, dass es sich bei diesem Törn um ein herbstliches Absegeln handelt, haben die Damen ihre kurzen Hosen herausgesucht!

p.s.
Seit 5 Tagen haben wir den Wandler, bzw. Wechselrichter nicht mehr genutzt und unser Energiehaushalt verhält sich recht normal, so wie wir es bisher kannten. Nun bestellen wir schnell einen neuen Wandler, den wir hoffentlich gleich nächstes Wochenende einbauen können. Der neue Wandler wird erstens größer sein, weil wir den alten wahrscheinlich auch durch Überlast und Dauerbetrieb geschrottet haben und von Victron kommen, denn mit dem Victron Ladegerät und dem Victron Trenntrafo hatten wir bisher überhaupt kein Problem. Und wir haben das Gefühl, dass die Victron-Geräte doch qualitativ eher im Profibereich liegen, als die übrigen handelsüblichen Geräte. Zugegeben, der Victron Compact 1600 ist vielleicht etwas oversized, aber der ganze Elektrokram soll bei uns auch klaglos über Jahre im Dauerbetrieb laufen. In den offensichtlich überhitzt schmorenden und sich nicht (!) selbst abschaltenden Weaco Wechselrichter haben wir zumindest kein Vertrauen mehr.

p.s. 2

Da uns ja am Kap Arkona die Dreifarbenlaterne weggeflogen ist, wollen wir wenigsten, bis wir eine neue haben, die alte mit einem Frischhaltebeutel vor Regen schützen. So entstand das Äffchen-Video!

in Heiligenhafen / Ortmühle in unserer Heimatbox
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E


2016.06_1_Ruegen_Trip_09.07.kml