Zurück nach 1.355,5 Seemeilen


Gedser (A) -> HHafen / Ortmühle Start: 7:30 Ende: 16:45 Wind: ~W 8 -> 18 kn Distanz: 45,0 sm Gesamtdistanz: 1355,5 sm

„von Gedser -> nach HHafen / Ortmühle“

„von Gedser -> nach HHafen / Ortmühle“

Um 5:30 beginnt sich das Windrad zu drehen. Es dreht sich zwar nur etwas, ohne wirklich an die Produktion von Strom zu denken, aber das ist trotzdem schon mal ein gutes Zeichen, denn es scheint Wind aufzukommen. Da sich das Windrad nur zu seinem eigenen Vergnügen dreht und nichts Sinnvolles außer diesem Orgelgeräusch produziert, fummele ich schlaftrunken das Fliegengitter aus dem Niedergang, torkele halbwach ins Cockpit und fixiere mit einem Auge das Windrad. Ganz langsam schaltet sich nun der Kopf dazu und sagt sehr freundlich: „Guten Morgen Martin, was für ein schöner Tag heute, aber der Schalter vom Windrad ist im Schiff, unten in der Achterkoje.“ Ok, der Punkt geht ans Windrad. Brummelig klettere ich zurück, schalte das Windrad aus, dass es nun doppelt verdient hat, ausgeschaltet zu werden und verkrieche mich wieder in der Koje.

Gegen 6:30 werde ich vom Rumpeln unseres Schlauchbootes geweckt, das zusammen mit einigen munteren Wellen hinten am Heck Radau macht. Der Versuch, das Geplatsche und Gerumpel zu ignorieren, gelingt mir nur mäßig und nach 20 Min stehe ich auf und sehe mir »das Draußen« mal an. In der Mittelkoje schläft mal sehr ruhig, deswegen ist sie auch superklasse für Nachtfahrten. Vor Anker ist es auch sehr ruhig, wenn nicht gerade das Gummiboot zusammen mit den Wellen Radau macht, was einem aber immer etwas mehr Ruhe vortäuscht, als draußen wirklich ist.

Also betrachte ich »das Draußen«, wecke Astrid und sage ihr, dass wir uns mal daran machen sollten zu verschwinden. Das spiegelglatte Bleiwasser ist weg und inzwischen liegen wir ungemütlich auf Legerwall, der Wind bläst mit 12 kn aus West und die Wellen nehmen einen ordentlichen Anlauf über die Bucht Nysted, um uns zu stören. Das ist alles nicht irgendwie gefährlich, schließlich haben wir ja den Rocna Vulcan mit genügend Kette draußen und der muss noch gar nichts tun, weil bei diesem Wind die 20m Kette noch gar nicht steif kommen. Aber es ist ungemütlich und es soll im Laufe des Tages noch mehr Ungemütlichkeit aufkommen.

„Bei unserem Aufbruch sieht es nicht wirklich gemütlich aus.“

„Bei unserem Aufbruch sieht es nicht wirklich gemütlich aus.“

Außerdem müssen wir zurück, die letzten gut 35 sm wollen auch erst nochmal gegenan gesegelt werden. Also machen wir uns fertig, backen noch schnell Brötchen für die Fahrt auf, kochen Kaffee und machen alles seefest. Das geht inzwischen sehr routiniert ab, jeder macht irgendetwas fertig, schlürft zwischendurch einen Schluck Kaffee, muckelt weiter, denkt, so’n Mist, hätten wir nur noch etwas liegen bleiben können, und am Ende ist dann alles abfahrbereit.

Um 7:30 ziehen wir den Anker hoch. Den haben wir gestern doch ganz ordentlich eingefahren, denn es dauert, bis wir ihn aus dem tonigen Boden herausbekommen, ihn vom gröbsten Klebeton befreit und wieder fest am Bug angeschlagen haben. Der Anker hätte so auch noch viele Windstärken mehr gehalten. Bei dem Ankermanöver geht mir durch den Kopf, dass ich mal wieder richtig Lust auf ein echtes Starkwindankern hätte. Natürlich nicht auf Legerwall, aber ablandig bei 7 bis 8 Beaufort ankern, das hat was ganz eigenes und ist irgendwie total gemütlich, wenn es so um einen herum pfeift. Das müssen wir dieses Jahr unbedingt nochmal machen.

„Das Wetter bessert sich zwar, aber es wird immer windiger.“

„Das Wetter bessert sich zwar, aber es wird immer windiger.“

Im Fahrwasser nach Gedser kommt uns die 8:00-Fähre entgegen und wir nehmen Kurs Fehmarn. Der West läßt uns nicht ganz Fehmarn anhalten, aber Travemünde werden wir schon grob treffen. Passt also schon. Etwas grau mit kleinen Wolkenlücken geht es dann in Richtung Süden. In jeder etwas graueren Wolke steckt etwas mehr Wind. Das macht die ganz Windgeschichte sehr unstet und wir müssen immer mal wieder an den Segeln korrigieren oder der Kurs etwas ändern. Zum Nachmittag werden die Wolkenlücken immer größer. Wir kreuzen uns bis zur östlichen Ansteuerung der Fehmarnsundbrücke vor und motoren dann gegenan.
Die letzen 2,5 Seemeilen vor HHafen ziehen wir nochmal die Genua und rauschen unserem Heimathafen entgegen. Um 16:45 sind wir in unserer Heimatbox wieder fest, und 1355,5 sm Deutschland, Dänemark, Norwegen und Schweden liegen in unserem Kielwasser.

„Geschafft… fast geschafft, die Fehmarnsundbrück voraus.“

„Geschafft… fast geschafft, die Fehmarnsundbrück voraus.“

Nun wieder einmal etwas Statistik:

Insgesamt 1355,5 sm
davon 1111,3 unter Segeln
und 244,2 unter Motor.
D.h. wir haben einen Segelanteil von 82% erreicht.

Insgesamt waren wir 35 Tage unterwegs und sind 22 Etappen gesegelt, wobei 6 Nachtfahrten dabei waren.
Somit hatte eine Etappe für uns im Schnitt 61,6 sm.
Wobei die längste Etappe uns in guten 55 Std über 298,0 sm nach Norwegen führte und wir mit der kürzesten Etappe von 14,5 sm Oslo wieder verließen.

Unser westlichster Punkt der Reise war etwas westlich des Jaerens Rev südlich von Stavanger, der nördlichste war Oslo und unseren östlichsten Punkt haben wir auf einem Kreuzschlag südlich der Öresundbrücke erreicht.
Und der höchste Punkt der Reise und auch der Höhepunkt unserer Reise war der Preikestolen mit 604m im schönsten norwegischen Dauerregen.

nun wieder zurück in Heiligenhafen / Ortmühle in unserer Heimatbox
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E