Oh, wie schön ist Pan(or)ama!


Fast so, wie der kleine Bär und der kleine Tiger mit seiner Tigerente, die auszogen, um Panama zu entdecken, sind Astrid und ich ausgezogen, um Panorama zu entdecken. Der kleine Bär fischte ja seinerzeit eine Kiste mit der Aufschrift „Panama“ aus dem Fluss, die verführerisch nach Bananen roch. Ganz ähnlich ging es mir im letzten Jahr, denn als ich in Norwegen und dann auch auf Ibiza photographierte, fischte ich Motive, die ganz auffällig nach Panorama rochen.

Also begann ich, Panoramen aus einzelnen Photos zusammenzubauen. Dieser Zusammenbau heißt „stitching“, und wenn man nach dem Schlagwort „stitching panoramas“ googled, findet man Unmengen von Infos und das kleine Freeware-Programm „AutoStitch“ aus der University of British Columbia. Damit hat man erstaunlich tolle Erfolge, und es ist schlicht und ergreifen der Oberhammer, was damit möglich ist. Der ein oder andere wird sich erinnern, dass im letzten Jahr in dem ein oder anderen Blog ein Panorama-Photo auftauchte. Zu übersehen waren die ja nicht, denn die waren viel breiter als hoch und der Photograph war mächtig stolz. Allerdings hatten diese flachen Panoramen auch einen Nachteil, sie waren eben total flach und super breit, was die ganze Sache wieder irgendwie uncool werden ließ. Aber es roch eben total verführerisch nach Panorama, und das ist ja auch schon mal was.

Jeder, der schon einmal in Google Maps auf Reisen gegangen ist, hat sich auch schon einmal die Bilder ferner Orte angesehen, die dort unzählig hochgeladen werden. Einige wenige haben ein Drehsymbol und man kann diese Bilder um 360° drehen und in jede Richtung gucken. Ähnlich wie Streetview, aber als Einzelbild. Dabei entspricht jeder Blickwinkel der normalen Wahrnehmung, ganz anders als bei meinen platten, langen Panoramen, die ebenso toll, wie unpraktisch waren.

Das Schlüsselerlebnis hatte ich in Google Maps auf irgendeinem gottverlassenen Eiland weit draußen vor den Äußeren Hebriden, dort, wo der raue Westwind die Gräser nicht höher als 5 cm werden läßt, die Schafe deswegen Tränen in den Augen haben und Kühe schon lange nicht mehr grasen, weil sie bei diesem Wind immer umfallen. Genau dort hatte jemand von dieser abwechslungsreichen, braungrünen Moos-, Gras- und Flechtenlandschaft, die ab und zu liebevoll von schroffen Granitfelsen unterbrochen wird, ein 360°-Panorama gemacht. Unzählige Male habe ich mich dort im Kreis gedreht, meinen Blick über das wenig abwechslungsreiche Eiland schweifen gelassen und hinausgesehen bis zum Horizont, wo nichts mehr kommt außer unsere Sehnsucht.

Das war’s, ich musste 360° Panoramen bauen. Das war der Hammer! Und wenn etwas der Hammer ist, dann muss ich los und Astrid muss mit. Also habe ich mir im Internet angeschaut, wie man so etwas macht. Und da gibt es mehr Infos, als man in einem Jahr lesen kann. Dann habe ich Testversionen der notwendigen Software heruntergeladen und mir bei Amazon die Zutaten für einen Nodalpunkt-Adapter besorgt. Solche Adapter kann man auch in der Profiversion für viel Geld kaufen, aber um auszuprobieren, wie es überhaupt geht und ob man auch morgen noch Spass daran hat, reicht erst einmal eine zusammengesteckte Bastelversion. Was nun ein Nodalpunkt-Adapter ist, will ich hier gar nicht beschreiben, denn dazu gibt es Unmengen von erstklassigen Infos im Internet.

„Der Bastelnodalpunkt-Adapter aus Drehplatte, Makroschiene und L-Schiene. Zusammen 55€.“

„Der Bastelnodalpunkt-Adapter aus Drehplatte, Makroschiene und L-Schiene. Zusammen 55€.“

Aber eines vielleicht doch noch zum Adapter. Da sich beim 360°-Panoramen hinterher alles „in Waage“ drehen muss, ist es superpraktisch, sich auch eine Drehplatte zu besorgen und die auf dem Kugelkopf zu montieren, um dann darüber die 360° zu drehen. Klar dreht mein Stativkopf auch, aber unterhalb des Kugelkopfes. Wenn man genau hinsieht, kann man das sehen. Es ist aber viel viel viel einfacher, die „Waage“ am Kugelkopf einzustellen und dann oberhalb zu drehen, als zu versuchen, die Waage über die Beine einzurichten.

Und dann zogen wir aus. Wie der kleine Bär begeistert von Panama, zog ich los, um Panoramen aufzunehmen. Astrid war vielleicht nicht ganz so begeistert wie ich, was vielleicht aber auch gerade bei den Nachtaufnahmen an den Minustemperaturen lag und den langen Belichtungszeiten, die noch länger zu werden scheinen, je kälter es wurde. Aber wenn es sein muss, geht es eben nicht anders, dann kann man nicht noch länger auf andere Photogelegenheiten warten.

Und was bist jetzt daraus geworden ist, könnt ihr hier sehen.

Und da geht noch mehr, speziell muss ich nochmal echte 360°x180° Panoramen machen. Auch die Bildbearbeitung hat so ihre Tücken und da ist noch viel herauszufinden. Und ja, ich weiß auch, dass viele sagen: „Bist du irre, das kann mein chinesisches Smartphone für 149€ schon seit immer!“ Ja, ich weiß auch, dass das richtig ist, aber der Unterschied liegt im Detail und das Detail ist mir wichtig. Und deswegen ziehen wir weiter aus, um Panorama zu entdecken, denn „Oh, wie schön ist Pan(or)ama!“