Von den Ålands weiter nach Stockholm


Mariehamn (Ålands) -> Arholma (S) Distanz: 39,3 sm Gesamtdistanz: 3.036,5 sm

„von Mariehamn (Ålands) -> nach Arholma (Schweden)“

„von Mariehamn (Ålands) -> nach Arholma (Schweden)“

Wie fast jeden Morgen sitzen wir auch heute bei unserem Gutenmorgenkaffee in der Mittelkoje und knobeln mit der neuen Wettervorhersage die nächsten Tage aus. Es gibt zwei Varianten, wieder zurück nach Schweden zu kommen. Die gemütliche Variante heute und die ruppige am Freitag. Die ruppige vom Freitag hat allerdings den Nachteil, dass da etwas Unsicherheit drinsteckt, denn das Tief marschiert von Süden kommend direkt über die Ålands. D.h. die Windfelder sind kleinräumig und nach dem Durchgang des Kerns geht es zwar auch gleich weiter mit dem Wind und seinen 25 Knoten, dann aber eben nicht mehr aus Ost, sondern aus West. Erwischt uns der Durchgang irgendwo unterwegs, weil das Tief doch beschließt, etwas schneller zu sein, gucken wir auf halbem Weg dumm aus der Wäsche und haben den Wind direkt auf der Nase.

Eigentlich wollten wir auf den Ålands noch nach Rödhamn, dort war Astrid vor vielen Jahren schon einmal und wollte mir das eigentlich auch noch mal zeigen. Aber nun beschließen wir, doch lieber schon heute mit der gemütlichen Variante wieder rüber nach Schweden zu gehen, und so müssen wir Rödhamn links liegen lassen. Doch in Schweden wartet Arholma auf uns, eine Empfehlung der beiden von der »Ada«.

„Der Osthafen von Mariehamn. Der Gästehafen ist leer, nur noch die Festlieger sind da.“

„Der Osthafen von Mariehamn. Der Gästehafen ist leer, nur noch die Festlieger sind da.“

Als Segler kann man den Osthafen von Mariehamn nur auf zwei Routen ansteuern oder auch wieder verlassen. Entweder durch den Kanal mit der Schwenkbrücke, durch den wir gekommen sind, oder nach Südosten, wo es durch die Inseln auch ohne Brückenöffnung geht. Auf diesem südöstlichen Kurs motoren wir erst einmal gegenan und holen so kurz vor dem Knick, wo wir auch die Segel setzen wollen, Petra und Hans aus Deutschland ein. Im Gegensatz zu uns kreuzen die beiden sich tapfer mit ihrer »Puh’s ship« gegen den Wind voran. Ganz offensichtlich genießen die beiden ihre letzten Seemeilen in dieser Saison bei diesem tollen Segelwetter. Wir hatten die beiden im Osthafen getroffen, sie waren dort mit uns und einem Finnen die einzigen späten Gäste. Die »Puh’s ship« wird auf den Ålands überwintern und in einem Winterlager am Westhafen auf die beiden bis zum nächsten Jahr warten. So machen Petra und Hans das schon viele Jahre und kennen deswegen inzwischen auch die Ålands und die schwedischen und finnischen Schären schon wie ihre Westentasche. Genug zu sehen und ausreichend viele Ziele gibt es hier ja. Ohne Probleme könnten auch wir uns noch einige Sommer nur auf den Ålands herumtreiben.

„Die südöstliche Ausfahrt und oben »Puh’s ship« auf der Kreuz.“

„Die südöstliche Ausfahrt und oben »Puh’s ship« auf der Kreuz.“

Aber in dieser Saison liegen noch die Stockholmer Schären, Stockholm selbst, die Mälaren und dann auch noch der ganze Rückweg bis Bremerhaven vor uns. Man sieht daran, dass wir nun schon in einem einzigen Satz unsere noch ausstehenden Ziele aufzählen können, dass auch unser Segeltrip sich langsam seinem Ende zuneigt. Wenn wir die letzten Monate zurückdenken, kommt uns all das wie ein Sekündchen vor, das wie ein Augenzwinkern vorbeigehuscht ist. Ungläubig scrollen wir durch unsere Blogs, all die Photos und die vielen Panoramen, die alle immer noch fertig gemacht werden möchten. Und genauso ungläubig schauen wir uns unseren bisherigen Trip in Google Maps an und blicken auf all die Trackpunkte zurück, die unser Garmin seit dem 14.04. tapfer alle 10 Minuten zu einem Satelliten ins All geschickt hat, damit sie dann fast zeitgleich in der Spotwalla-Karte auf unserer Homepage landen können. Und zurück geht es dieses Jahr nicht nach Heiligenhafen, sondern nach Bremerhaven. Eigentlich wollten wir ja im IJsselmeer überwintern, nun werden wir den Winter über aber in der Lloyd-Marina in Bremerhaven bleiben. Von dieser Möglichkeit hatten wir zufällig in einem Blog der »TamTam« gelesen und bei denen auch gleich mal nachgefragt, ob die beiden das Überwintern im Wasser in Bremerhaven empfehlen können. Das konnten sie und deswegen haben wir auch gleich mal in der Lloyd-Marina angefragt. Nicht nur für die Zeit vom 01.11.2018 bis 31.03.2019, sondern auch gleich mit noch einen Monat davor und danach. Und schon nach wenigen Tagen hatten wir von der Lloyd-Marina ein Angebot mit einem vernünftigen Preis. Da haben wir dann auch gleich zugesagt, denn das erspart uns am Ende auch ein Umlegen der PINCOYA im Spätherbst über die Nordsee ins IJsselmeer. Da ist das Gesamtpaket aus Bremerhaven doch schon einfacher und der Weg von Hannover nach Bremerhaven ist ja auch viel kürzer. Und die Überwinterung im Wasser wird dann ja auch gleich wieder so ein neues Abenteuer werden, denn wir machen das zum ersten Mal.

„Ein Blick zurück auf die Ålands.“

„Ein Blick zurück auf die Ålands.“

Doch noch ist Bremerhaven weit weg und vor uns liegt die Ålandsee. Der Wind kommt mit 10 bis 15 Knoten aus Südost und beschert uns zusammen mit der Sonne eine sagenhaft tolle Überfahrt. So könnte es tagelang weitergehen! Eigentlich hatten wir uns viel für die ruhige Überfahrt vorgenommen. Einige Blogs warten darauf, fertiggestellt und gesendet zu werden. Aber nun sitzen wir einfach so im Cockpit oder auf dem Vorschiff uns lassen den Autopiloten steuern, während wir vor uns hin träumen und jede Sekunde genießen. Es gibt unvergessliche Segeltage und dies ist ganz bestimmt einer davon.

„Åland geht, Schweden kommt.“

„Åland geht, Schweden kommt.“

„Segelentspannung“

„Segelentspannung“

Kurz vor der nördlichen Einfahrt nach Arholma läßt der Wind etwas nach, das macht aber nichts, denn wir sind ja da. Mit den letzten Sonnenstrahlen laufen wir den Gästesteg von Arholma an und können sogar noch schnell etwas grillen. Und zwei Tage später wissen wir dann auch, dass unsere Entscheidung heute zu fahren, die richtige war. Denn das Tief kommt weder zu schnell noch zu langsam zu uns hoch, es bleibt einfach dort, wo es ist und läßt sich wehrlos von den Hochs drumherum auffüllen.

„Einfahrt nach Arholma“

„Einfahrt nach Arholma“

„Es ist noch Zeit genug zum Grillen.“

„Es ist noch Zeit genug zum Grillen.“

„Die Sonne verschwindet schon hinter den Wolken, kein gutes Zeichen für morgen.“

„Die Sonne verschwindet schon hinter den Wolken, kein gutes Zeichen für morgen.“

Der Gästesteg von Arholma ist ein Naturhafen. Außer einem Trockenklo gibt es nur diesen Steg und viel Natur. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit und es bleibt nach einer Nebelnacht trüb und wolkig. Auch deswegen stehen heute bei uns alle Zeiger auf Faulenzen und Entspannen.

„Der Narturhafen von Arholma“

„Der Narturhafen von Arholma“

Als mittags doch die Hoffnung auf einige Sonnenstrahlen aufkeimt, brechen wir zu einem Spaziergang auf und gehen zuerst ins Dorf. Eigentlich gibt es hier ja gar kein Dorf. Nur rund um den Anleger der Fähre stehen die Häuser etwas dichter und der kleine Landhandel beansprucht trotzig, das Zentrum des kulturellen Lebens auf Arholma zu sein, obwohl zwischen den verstreuten Häusern auch eine Kirche steht, die aber ohne echten Kirchplatz chancenlos gegenüber dem Landhandel ist.

„Arholma-City wäre etwas zu viel gesagt.“

„Arholma-City wäre etwas zu viel gesagt.“

„Die Kirche und die Mühle teilen sich den höchsten Platz.“

„Die Kirche und die Mühle teilen sich den höchsten Platz.“

Es ist beschaulich hier. Sehr beschaulich. Auf Arholma gibt es keine Autos. Der Gipfel der modernen Mobilität wird durch einige Quads erreicht, die mit und ohne Anhänger für das Grobe zuständig sind. Irgendwie haben wir Quads ja doch bisher immer nur als Modespielzeug gelangweilter Großstädter wahrgenommen, aber hier sind sie Arbeitsgeräte, die wirklich alles aushalten müssen und wohl auch sehr viel aushalten können. Erstaunlich betagte und erstaunlich mitgenommene Modelle sind hier noch im Einsatz. Nach den Quads kommen in der Nahrungskette des Transports die dreirädrigen Lastenmopeds.

„Das Lastenmoped ?“

„Das Lastenmoped ?“

Diese coolen Modelle haben wir bisher ausschließlich in Schweden gesehen. Über den zwei vorderen Rädern ist eine Ladefläche, auf der neben Müttern, Ehefrauen, Freundinnen oder auch gleich mehreren Kindern einfach alles transportiert wird, was irgendwie mit muss. Und offensichtlich werden diese Dinger auch heute immer noch produziert, wobei die historischen Modelle am Fähranleger eine deutliche Museumsreife haben. Deren Sachsmotoren waren schon zu meiner Mopedzeit nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Was würde wohl eine deutsche Verkehrskontrolle dazu sagen, wenn ich mit solch einem Gefährt durch Hannover knatterte? Reizen würde es mich ja schon, denn die Dinger sind definitiv absolut cool. Als wir diese Gefährte vor einigen Jahren das erste Mal auf Donsö vor Göteborg sahen, hatte ich darüber schon nachgedacht. Aber vielleicht… mal sehen … Ein deutscher Polizist würde bestimmt auf der Stelle ohnmächtig werden, aber das müsste ich wohl in Kauf nehmen.
Nun ja … und die Nachhut der Mobilität auf Arholma wird dann durch Fahrräder und Handkarren gebildet, die die kleinen Transportprobleme des Alltags lösen. Am Hafen und vor jedem Haus steht ein kleines Ensemble all dieser unterschiedlichen Helferchen.

„Das Wahrzeichen von Arholma, der Turm dient seit über hundert Jahren als Landmarke“

„Das Wahrzeichen von Arholma, der Turm dient seit über hundert Jahren als Landmarke“

„Ein Ausblick auf unsere nächsten Tage, der Schärengürtel von Stockholm.“

„Ein Ausblick auf unsere nächsten Tage, der Schärengürtel von Stockholm.“


Stationen:

29.08. Mariehamn (Åland) -> Arholma (S) 39,3 sm: 59° 51′ 15,7″ N, 19° 06′ 36,7″ E

30.08. Arholma (S): 59° 51′ 15,7″ N, 19° 06′ 36,7″ E