Letzte Reste und erste Vorbereitungen


Das Restebastelwochenende:
Nachdem Osculati den falsch gelieferten Schwabbel anstandslos gegen einen echten Füllstandsgeber ausgetauscht hat, können wir an diesem Wochenende endlich die Tagestankbaustelle vollständig schließen.
Vorher nutzen wir allerdings das schöne Wetter, um die Genua zu setzen.
Während der Schiffsjunge noch schnell ein neues Auge in das Genuafall spleißt, baut die Capitana schon mal unseren neuen Steuersäulen-Kompass ein. Der Alte war inkontinent geworden und hatte dadurch eine “Blasenschwäche” unter seinem Glas bekommen. Aber auch sonst war er nach 24 Jahren “durch”, denn auch die Skala begann sich langsam aufzulösen.
Und dann steht die Genua im leichten, aber viel zu kalten Maiwind und uns wird so langsam nach Aufbruch.

„Alter Kompass, neuer Kompass.“

„Alter Kompass, neuer Kompass.“

Aber natürlich hält auch der Tankgeber wieder einige Zusatzbasteleien für uns bereit. Irgendwie kann es niemals »einfach so« gehen. Wie selbstverständlich reicht das NMEA-2000-Kabel des Gebers natürlich nicht bis zu unserem letzten Abzweigpunkt. Grundsätzlich funktioniert er dann aber mit einer kurzen Verlängerung, obwohl man ja die Abzweigungen eigentlich nicht verlängern soll. Aber mit der kurzen Verlängerung fehlen immer noch gut 25 cm, um alles ordentlich zu verlegen. Also basteln wir uns schnell noch eine längere Verlängerung, denn wir haben noch einen 1 1/2 m Kabelrest und auch sogar noch 2 Stecker. Juchhe, das passt! ? Aber nun kommt das Signal vom Geber nicht mehr an! ? Mist! Also müssen wir mit der langen Verlängerung den Backbone verlängern und gehen dann mit der kurzen Verlängerung an eine neue Abzweige ganz unten in der Backskiste. Fummel, fummel, fummel. Alles nicht schlimm, aber eben nervig, weil nichts einfach mal eben so passen möchte.

Und die elende Fummelei geht bei diesem vermaledeiten SAE-5-Lochflansch des Gebers weiter. Äußerlich betrachtet sind die 5 Löcher ja symmetrisch, genauer betrachtet aber eben nicht! ? Es gibt mehr Kombinationen von Dichtung so rum oder so rum und Geber auf der Öffnung und Löcher vom Tank zum Geber, als mein Nervenkostüm aushält. Und meine fakir-ähnliche Schlangenmenschstellung im Keller unserer Backkiste trägt auch nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Gott sei Dank hat es inzwischen etwas aufgefrischt, so gehen die ohnehin nur leise aus den Katakomben der Backkiste nach oben dringenden Flüche im allgemeinen Geklapper des Hafens unter. Tapfer kämpfe ich mich unter Tage weiter der Bastelvollendung am Tagestank entgegen, während sich mein Körper von den irdischen Schmerzen einer embryonalen Backskistenbastelstellung löst und sich auf einem halben Quardratmeter zusammenfaltet.

Tapfer reicht Astrid ein Werkzeug nach dem anderen in die fluchende Backskiste und dann ist es vollbracht und die Anzeige zeigt »halbvoll«, was augenscheinlich auch dem tatsächlichen Füllstands entspricht. Langsam – ganz langsam entfalte ich meine Gräten wieder im Cockpit. Irgendwie sind das für einen Schiffsjungen in meinem Alter nicht mehr die richtigen Übungen, um in der Hüfte geschmeidig zu bleiben.

„Das ist alles, was man nun noch von dem Tagestank sieht. Alles andere liegt unter Tage!“

„Das ist alles, was man nun noch von dem Tagestank sieht. Alles andere liegt unter Tage!“


Das Vorbereitungswochenende:
Unser erstes echtes Vorbereitungswochenende steht unter einem schlechten Stern. Diesmal trifft es allerdings mich und nicht Astrid.

„Und neue Lukendeckel haben wir uns auch genäht.“

„Und neue Lukendeckel haben wir uns auch genäht.“

Die Resultate von “Das-machen-wir-eben-auch-noch-mal-schnell-fertig” sind am Mittwoch ein mit der Bandschleife sauber angeschliffener, linker Unterarm und am Donnerstag zwei lädierte Finger der rechten Hand, weil die Kreissäge erbarmungslos zurückgeschlagen hat. Gott sei Dank habe ich nichts von mir abgesägt, dass hätte dann doch wohl unseren Start Anfang Juni etwas verzögert. Aber ganz so schmerzfrei ist die Geschichte auch nicht und ich bin zu unserem ersten Vorbereitungswochenende nur “einhändig links” einsatzbereit.

„Pusten, putzen … fertig!“

„Pusten, putzen … fertig!“

„Testfahrt“

„Testfahrt“

Das alles behindert etwas, aber am Ende sind auch das Gummiboot fertig und der Außenborder startklar. Ganz langsam verwandelt sich die PINCOYA wieder von einer Großbaustelle in einen Fahrtensegler. Und das wird auch Zeit, denn wenn wir das nächste Mal hier hoch nach Bremerhaven kommen, dann gibt es kein Zurück mehr. Dann holt Lin Henry ab und wir stechen in See.

„Abschiedsabend von unserer Bremerhavener Überwinterungszeit.“

„Abschiedsabend von unserer Bremerhavener Überwinterungszeit.“


in Bremerhaven im Jaich
53° 32′ 52,6″ N, 08° 34′ 11,6″ E