Santiago de Compostela


All die Pilger des Jakobswegs haben ja zwangsläufig Santiago de Compostela mit ihrer Kathedrale als Ziel. Für uns hat Santiago de Compostela zwar nicht den gleichen Stellenwert, aber dennoch sind wir auf die Stadt und auch auf ihre Kathedrale wirklich gespannt. Als Ausgangspunkt für unseren Ausflug dorthin haben wir uns Vilagarcía de Arousa ausgesucht. Die Stadt ist zwar wenig sehenswert, aber sie hat einen Bahnhof und in 20 Minuten ist man mit dem Zug in Santiago de Compostela.

„Auf nach Santiago de Compostela!“

„Auf nach Santiago de Compostela!“

So nehmen wir am Freitag um 9:20 den frühen Zug und sind so auch schon um zwanzig vor zehn in Santiago de Compostela. Für Spanien ist ein so früher Start unüblich, aber wir hoffen, dadurch dem größeren Andrang ab Mittag zu entgehen. Und genau das ist auch die einzige Erwartung, die sich an diesem Tag tatsächlich erfüllen soll. Die kleinere Enttäuschung ist dann noch das Wetter, das von der Ankündigung eines wolkenlosen blauen Himmels mit viel Sonne vielleicht nicht mehr rechtzeitig etwas mitbekommen hat, um sich noch darauf einzustellen. Die größte Enttäuschung ist aber die Kathedrale, denn die ist eine einzige Baustelle, aus deren Baugerüsten nur wenige schon restaurierte Teile hervorschauen. In der Kathedrale selbst darf man auf einem Rundweg um die Baustelle gehen, auf dem man allerdings nur eine klitzekleine Ahnung davon bekommt, wie es sonst in der Kathedrale aussieht. Noch unwissend fragen wir, ob photographieren erlaubt ist, und der Security-Mann sagt uns, dass wir nach Herzenlust alles photographieren dürfen, was uns vor die Linse kommt. Hinterher wissen wir, dass man sich zu dieser Erlaubnis sicher nicht hat durchringen müssen, denn es gibt so gut wie nichts, was auch nur annähernd repräsentativ photographiert werden könnte.

„Praza da Quintana“

„Praza da Quintana“

„Der Seiteneingang der Kathedrale ist für Besucher geöffnet und nicht mit Baugerüsten verkleidet.“

„Der Seiteneingang der Kathedrale ist für Besucher geöffnet und nicht mit Baugerüsten verkleidet.“

„In der Kathedrale.“

„In der Kathedrale.“

„Die einzig geöffnete Seitenkapelle der Kathedrale.“

„Die einzig geöffnete Seitenkapelle der Kathedrale.“

„Das einzige Stückchen »Goldprunk«, das nicht verdeckt ist. Allerdings können wir die Schönheit erst später auf dem Rechner sehen.“

„Das einzige Stückchen »Goldprunk«, das nicht verdeckt ist. Allerdings können wir die Schönheit erst später auf dem Rechner sehen.“

So laufen wir schon ab 11:00 durch die engen Gassen der Altstadt rund um die Kathedrale, um wenigsten noch einen kleinen historischen Ersatz zu bekommen.

„Die Altstadt rund um die Kathedrale ist noch nicht wirklich erwacht.“

„Die Altstadt rund um die Kathedrale ist noch nicht wirklich erwacht.“

„Ausschnitte vom Kathedralenvorplatz.“

„Ausschnitte vom Kathedralenvorplatz.“

„Die Altstadt von Santiago de Compostela.“

„Die Altstadt von Santiago de Compostela.“

Aber so langsam erwacht auch der Pilger- und Touristennepp in den Gassen, und volksfestartige Ströme von Jakobsweg-Wanderern ergießen sich selfi-hungrig wie chinesische Touristentruppen auf den Vorplatz der Kathedrale. Vielleicht hat der Pilgerpfad den Wandernden ja schon so viel innere Einkehr abverlangt, dass nun einfach nichts mehr übrig ist. Unwillkürlich kommen mir die Benediktiner-Mönche in den Sinn, die sicherlich in der ein oder anderen Gebetspause mal aus einem der Fenster auf dieses bunte Treiben schauen. Vielleicht können sie ja aufgrund ihrer Erfahrung und als Experten des Metiers in diesem Treiben noch irgendetwas von der stillen Einkehr einer Pilgerfahrt erkennen. Uns als Laien bleibt dies wenigsten tief verborgen.

„Die Arkadengänge des Pazo de Raxoi gegenüber der Kathedrale.“

„Die Arkadengänge des Pazo de Raxoi gegenüber der Kathedrale.“

„In Santiago de Compostela“

„In Santiago de Compostela“

Und Astrid spricht aus, was wir beide gerade denken. »Wie besinnlich und sicher auch manchmal in stiller Einkehr haben wir ganz ohne all das religiöse Drumherum die letzten Wochen genossen.« Das Treiben in Santiago de Compostela kann kaum in einem krasseren Gegensatz dazu stehen.

„Gassen und Türme von Santiago de Compostela“

„Gassen und Türme von Santiago de Compostela“

„In einer Kirche, die einen Namen hat, den wir nicht kennen.“

„In einer Kirche, die einen Namen hat, den wir nicht kennen.“

„Im Innenhof des Pazo de Fonseca.“

„Im Innenhof des Pazo de Fonseca.“

„Unverhüllte Details I“

„Unverhüllte Details I“

„Unverhüllte Details II“

„Unverhüllte Details II“

So gehen wir schon um 14:30 zurück zum Bahnhof, tauschen die Tickets für den 17:30er Zug in Tickets für den 15:30er um und freuen uns wie die kleinen Kinder auf unsere nächste Ankerbucht und auf die nächsten Spaziergange durch die eukalyptus-duftenden Wälder.

„… und schon geht es wieder zurück.“

„… und schon geht es wieder zurück.“


Und ein kleines, aber wichtiges Detail wird uns auch in Erinnerung bleiben. Wenigstens die Kathedrale und die Kirchen von Santiago de Compostela sind dunkel und finster. Wie hell und strahlend waren da doch all die Kathedralen und Kirchen in Frankreich. Was für ein unglaublicher Gegensatz! Helle, lichte, bunte Fenster, die das Innere der Kirchen erstrahlen lassen und je nach Sonnenstand neues Licht und neue Farben zaubern. Sankt Petersburg für diesen Vergleich zu bemühen wäre gemein, denn Sankt Petersburg läuft in jeder Hinsicht außer Konkurrenz. Aber schon in dem kleinen Kirchlein oberhalb der Hafeneinfahrt nach Dieppe oder in der wunderbaren Kirche von Saint Jean de Luz, aber auch in der St. Josephs, der neuen Kirche von Le Havre würde sich unseres Erachtens ein Glauben viel wohler fühlen, als in der dunklen Kathedrale von Santiago de Compostela.

Und wer sich nun fragt, warum die Bilder aus den Kirchen von Santiago de Compostela so hell sind, der sollte über Lightroom nachdenken, denn sehen konnten wir nicht, was wir photographierten.

zurück Vilagarcía de Arousa
42° 36′ 00,1″ N, 008° 46′ 05,3″ W