Unsere letzten Segeltage in 2020


Rio Guadiana – südlich der Brücke [A] -> Culatra III [A] -> Portimāo [A] Distanz: 78,6 sm Gesamtdistanz: 1.140,5 sm

Es ist schon merkwürdig, unglaublich und auch etwas erschreckend, wenn wir das nun schon wieder so schreiben, aber … – – -… unsere letzten Segeltage in 2020 sind tatsächlich angebrochen. Aus dem Rio Guadiana geht es nun langsam wieder zurück bis nach Portimāo. Am 24.11. werden wir dort für 3 Monate auf unseren Winterliegeplatz gehen und am 29.11. zurück in den »Winterurlaub« nach Deutschland fliegen. Doch es ist noch nicht wirklich Zeit für einen Rückblick auf dieses außergewöhnliche und außergewöhnlich tolle Segeljahr, denn bis dahin liegen ja noch satte 1 1/2 Wochen vor uns ? ?.
Und genau deswegen geht es auch nur langsam wieder zurück nach Westen, denn zwischen dem Hier und dem Da liegen noch ein paar Dinge, die wir in diesem Jahr wenigstens noch einmal kurz sehen wollen. Ganz fest haben wir uns auch noch einmal 4 oder 5 Tage hinter der Ilha de Culatra vorgenommen, denn der Ankerplatz dort hat uns bisher am allerbesten gefallen.

Ganz zufällig haben wir von unserem östlichen Ankerplatz hinter Culatra ein älteres Satellitenbild gefunden und waren schon etwas überrascht, – ach nee, ehrlich gesagt, doch eher schockiert. Offensichtlich ein Satellitenbild aus der Hauptsaison in normalen Jahren. Eigentlich fanden wir es Mitte Oktober direkt vor Culatra schon etwas voll, obwohl damals ja doch viele Fahrtensegler wegen des heraufziehenden Sturms das Weite gesucht haben und es sich etwas lichtete.

„Alles voll hinter der Ilha de Culatra“

„Alles voll hinter der Ilha de Culatra“

Hinter den beiden trockenfallenden Barren im Osten haben wir aber immer nur ein oder zwei Masten gesehen. Nie mehr! Und genauso war es dann auch, als wir dort vor Anker lagen. Meist allein, selten mal mit einem und nur einmal mit zwei Nachbarn. Aber nun sehen wir auf dem Satellitenbild, dass sich auch dort die Yachten dicht an dicht drängeln können und dass an der Landzunge, an der wir vollkommen ungestört unsere nahtlose Bräune auffrischen konnten, zwischen den Dinghys kaum noch Platz für ein Badehandtuch ist. Da werden Erinnerungen wach, Erinnerungen an ein Pfingstwochenende auf dem IJsselmeer, an dem man über die dicht an dicht gepackten Schiffe fast trockenen Fußes von Stavoren nach Enkhuizen gehen konnte. Nun gut, es ist nun auch hier an der Algarve Nachsaison und im Sommer mag es auch hier deutlich voller gewesen sein, aber so voll, wie man es auf dem Satellitenbild sieht, hätten wir das auch in einer »Höchstsaison« nicht erwartet. Was haben wir für ein Glück, in diesem ungewöhnlichen Jahr hier sein zu dürfen. Die Natur ist wieder naturbelassen, das so erleben zu können, ist schon ein ziemlich großes Privileg.


„von Vila Real de Santo António -> zur Ilha de Culatra“

„von Vila Real de Santo António -> zur Ilha de Culatra“

Als ich morgens auf unserem letzten Ankerplatz im Rio Guadiana aufwache, ist gerade Still-Niedrigwasser. Und nicht nur das Stillwasser ist still, auch alles andere um uns herum ist still. Fast zu still, um wirklich zu sein. Ich schaue mich um und frage mich, wieso wir unsere Abfahrt aus dem Rio eigentlich für das Still-Hochwasser so gegen 13:00 geplant haben?
Muss es wirklich das Hochwasser sein? Ein Blick in die Seekarte. In der Einfahrt soll es mindestens 2,5 m haben. Dazu kommen die 70 cm, die das Niedrigwasser heute über dem LAT (lowest astronomical tide) zurücklässt. Das sind dann zusammen immerhin 3,20 m. Und das Beste daran ist, dass die Karten von Navionics das ganz ähnlich sehen. So richtig üppig ist das zwar alles nicht, besonders wenn man an die »tatsächliche Bandbreite« bei den Tiefen- und Tidenangaben denkt. Aber draußen ist es ruhig und so sollte eine Ausfahrt bei Niedrigwasser vielleicht doch machbar sein. Also rufe ich “Reise Reise” und wecke Astrid.

„Der schnelle Aufbruch“

„Der schnelle Aufbruch“

Die frühe Niedrigwasservariante hatten wir gar nicht auf dem Schirm und uns partout auf das Still-Hochwasser am Mittag versteift. Nun ja, aber die frühe Variante hat auch den Vorteil, dass wir den Wind über den Tag besser nutzen können. Und wenn wir schnell sein wollen, dann können wir tatsächlich auch schnell sein. Und das müssen wir nun auch sein, denn erstens war das Niedrigwasser schon um 6:40 und zweitens müssen wir bei Faro ja auch wieder mit dem nächsten Stillwasser rein. Bei Faro ist das mit dem Stillwasser sogar noch viel wichtiger als im Rio Guadiana, denn dort möchte erheblich mehr Wasser immer in die Lagune rein- und dann auch wieder rauslaufen. So brechen wir gegen Viertel nach Sieben auf. Besser wäre sicherlich ein früherer Aufbruch gewesen, aber wenn man erst spät beginnt nachzudenken, dann ist man meistens auch etwas zu spät dran.

„Oben Castro Marim, unten Vila Real de Santo António“

„Oben Castro Marim, unten Vila Real de Santo António“

Die Einfahrt des Rio Guadiana ist aber wirklich nur bei ruhigem Wetter zu Still-Niedrigwasserzeiten zu machen. Die Angaben in den Karten stimmen und wir sehen an diesem Morgen mehrmals Tiefen um die 3,30 m. So etwas geht hier nur, wenn kaum Wellen in der Einfahrt stehen. Doch dann liegt die Einfahrt auch schon wieder hinter uns und wir gehen auf Kurs. Mit Groß und Genua sind wir nicht nicht ganz so schnell, wie wir es eigentlich sein müssten. Uns fehlen die 1 1/2 Stunden, die wir eigentlich zu spät losgefahren sind. Wären wir im ersten Dämmerlicht noch mit dem leicht ablaufenden Niedrigwasser aufgebrochen, hätte es uns in der Einfahrt nach Faro dann nicht so sehr gebeutelt.

„Da ist sie wieder, die Einfahrt in die Lagune von Faro“

„Da ist sie wieder, die Einfahrt in die Lagune von Faro“

Erst knappe zwei Stunden nach Hochwasser kommen wir vor der Einfahrt in die Lagune von Faro an. Da die Einfahrt nach Faro schmal ist und richtig viel Wasser durch diese Engstelle ablaufen muss, setzt dort immer ein ziemlich starker Flut- oder eben Ebbstrom. Zur Nippzeit ist es nicht ganz so schlimm, aber wir nähern uns gerade auch schon wieder der Springzeit. Deswegen überlegen wir ernsthaft, was wir machen sollen. Weiter bis Vilamoura oder beidrehen und abwarten, bis der Ebbstrom wieder abnimmt, oder einen Versuch wagen. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir den Solar-Katamaran aus Olhāo sehen, wie er aus der Einfahrt kommt, davor dreht und wieder reinfahrt, steht es bei unserer Entscheidungsfindung zwischen Beidrehen und Reinfahren unentschieden. Wie gesagt, den Solar-Katamaran kennen wir aus Olhāo, der ist nagelneu und wurde vor zwei Wochen am Steg hinter uns gerade noch fertig ausgerüstet. Wahrscheinlich ist die Aus- und Einfahrt heute der finale Motorenhärtetest. Durch die Ferngläser beobachten wir den Katamaran bei seiner Aktion. So richtig ruhig sieht das nicht aus und wenn man von einem 44er Katamaran teilweise nur noch das Bimini des Steuerstandes sieht, können die Wellen in der Einfahrt nicht gerade klein sein. Aber er fährt eben raus und wieder rein und so beschließen auch wir reinzufahren.

„Wildwasser“

„Wildwasser“

Und was sollen wir sagen, als wir das Wildwasser vor uns sehen, ist es eigentlich schon zu spät um abzubrechen. Also geben wir mal richtig Vollgas und kämpfen uns durch. Normalerweise sind wir ja eher solche Lullipulli-Motorfahrer und lassen unseren alten Motor selten mal mit mehr als 2000 Umdrehungen laufen. Das ist uns selbst immer zu laut und auch einfach zu nervig. Aber hier müssen wir nun tatsächlich mal die Muskeln unseres alten Motors spielen lassen. Als wir reinfahren, ist der Strom ja noch nicht einmal maximal, da geht noch mehr. Aber direkt zwischen den Molen setzt der Strom schon jetzt mit 4,5 Knoten gegen uns. Da wir aber vorher ordentlich Anlauf genommen haben, werden wir nur einmal kurz auf 2,5 Knoten ausgebremst. Unsere dicke Erna ist schwer, und wenn sie erst einmal in Fahrt ist, lässt sie sich auch nicht mehr so schnell ausbremsen. Es ist eine wilde Fahrt, doch der wilde Bereich ist nur etwa 250 m lang, kann sich aber durchaus mit dem Alderney Race messen. Die Sache ist nicht ganz ohne, doch alles geht gut. Doch man sollte seine Einfahrt in die Lagune von Faro wohl doch lieber mit dem Strom und bis zu einer Stunde vor bzw. nach Stillwasser planen. Wenn irgendetwas schief geht, hat man in diesem Wildwasser keine Chance, den Molen oder den um die Einfahrt liegenden Sänden zu entgehen. Nach unserer Wildwasserfahrt in der Einfahrt setzt der Strom in der Lagune zwar immer noch mit 2 bis 3 Knoten, aber das Wasser ist ruhig und strömt eben nur kräftig gegen uns so dahin. Und übrigens, unser »Es-wird-eine-ruhige-Einfahrt-Indikator« stimmt auch hier, nicht ein einziges Angelboot ist auch nur in der Nähe der Einfahrt zu sehen. ?

„Drin! Zurück vor der Ilha de Culatra“

„Drin! Zurück vor der Ilha de Culatra“

Das war schon eine wilde Geschichte, doch so kommen wir auch pünktlich zu Kaffee und Kuchen schon wieder auf unserem Lieblingsankerplatz hinter Culatra an. Eine gute Zeit, um einfach mal nichts zu tun und in der Sonne zu sitzen.


Unsere Energiebilanz lässt zu wünschen übrig

Auch an der Algarve werden die Tage nun merklich kürzer. Für unsere Solarzellen bleibt nicht viel Zeit, um unsere Batterien mit neuer Energie zu versorgen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Sonne ihren Tag flach beginnt und auch flach ausklingen lässt. Nur die etwa sechs Stunden Mittagssonne bringen wirklich etwas bzw. »könnten« wirklich etwas bringen, denn der Tidenstrom hinter Culatra macht es unseren Solarzellen noch zusätzlich schwer. Der setzt nämlich entweder von Ost nach West oder umgekehrt und d.h., dass uns die Mittagssonne entweder von Backbord oder Steuerbord bescheint. So kommen unsere Solarzellen auf dem Geräteträger kaum zum Zuge, nur das flexible Panel können wir halbwegs effektiv ausrichten. Da das natürlich aber nicht reicht, müssen wir tatsächlich ab und an den Motor laufen lassen. Und das nervt schon etwas, zumal wir über die Standardlichtmaschine des Motors die Defizite nur mildern, aber nicht beheben können. Mal ganz abgesehen von dem Motorengebrumm und der Energieverschwendung, einen dicken Motor laufen zu lassen, damit sich eine kleine Lichtmaschine dreht. Das ist energetisch schlicht zum ?.

„Auch an der Algarve gibt es energetisch unvorteilhaftes Wetter.“

„Auch an der Algarve gibt es energetisch unvorteilhaftes Wetter.“

Ein zusätzliches flexibles Solarpanel würde natürlich helfen, aber um einige Tage trübes Wetter zu kompensieren, müssten wir wie eine Raumsonde riesige, ausklappbare Solarflügel haben, die sich automatisch optimal zur Sonne ausrichten. Schlussendlich lässt sich wohl auf der PINCOYA unser winterliches Energieproblem auch gar nicht abschließend und dann auch noch befriedigend lösen. Solar- und Windenergie sind schon optimal und passen eigentlich perfekt zum klimaneutralen Reisen unter Segeln, aber auf einer 37 Fuss Yacht sind die Möglichkeiten am Ende doch begrenzt.

„Symmetrien I“

„Symmetrien I“

„Symmetrien II“

„Symmetrien II“


Der Flop schlechthin…

Superstolz hatten wir uns ja im Frühjahr einen kleinen, ja den kleinsten Hookah-Tauchkompressor gekauft, den es so gibt. Der 220V-Motor hat 500W, zieht also rein rechnerisch per Inverter lustige, aber durchaus noch verdaubare 41 A bei 12V. So bereiten wir alles vor, um mal nach den Opferanoden am Saildrive zu schauen und auch mal das Unterwasserschiff abzutauchen.

„Missglückte Tauchversuche“

„Missglückte Tauchversuche“

Aber… der Kompressor gurgelt nur etwas und erst geht unser Inverter auf Rot und dann brennt die Sicherung durch. In der Anzeige sieht Astrid kurz noch 160 A und dann ist Schluss. Auch bei laufenden Motor ist nichts zu machen, der Anlaufstrom ist einfach viel zu hoch für unseren 1600 W Inverter. So ein Mist, da müssen wir uns etwas ausdenken, wenn wir nicht nur in Marinas mit Landstromanschluss tauchen wollen.


Kein Sommer, aber dennoch…

Aber auch wenn unsere Solarzellen durchaus etwas mehr Sonnenlicht gebrauchen könnten, gefühlt ist für uns nach wie vor Sommer. Kein heißer Sommer, aber dennoch so viel Sommer, dass wir auf unseren langen Spaziergängen immer mit FlipFlops, kurzen Hosen und T-Shirt rumlaufen können. Die Nächte sind zugegeben kühl und die Sonne braucht etwas, um morgens mit ihrer Wärme in die Puschen zu kommen, und auch abends wird es schnell wieder empfindlich frisch. Aber zwischen 10:00 und 16:00 ist für uns Hochsommer, wobei aber auch der Rest des Tages für ein norddeutsches Seelchen nicht gerade schlimm ist. Den Vergleich mit einem dänischen Hochsommer braucht die Algarve auch im November nicht scheuen, nur in Dänemark ist es eben im Sommer länger hell, dafür stehen hier die Palmen auch im Winter draußen ?.

„Hochwasser, da helfen lange Beine ?“

„Hochwasser, da helfen lange Beine ?“

So laufen wir am Sonntag noch einmal um die Ostspitze der Ilha de Culatra und am Montag zur Westspitze nach Farol. Inzwischen ist es auf der Ilha de Culatra noch einsamer geworden, als es schon Mitte Oktober war. Mutterseelenallein laufen wir quer über die Insel und stundenlang an dem wunderbaren Strand entlang. Nachdem sich am Samstag die Sonne recht bedeckt gehalten hat, scheint sie nun etwas gut machen zu wollen. Es ist Springzeit und das Hochwasser überflutet erstaunlich große Teile der Insel. Im Oktober hatten wir noch geglaubt, dass diese Teile nur überflutet werden, wenn ein Sturm hier alles mal richtig aufmischt, aber nun sehen wir, das ganze Inselteile schon vom normalen Springhochwasser überspült werden.

„Hochwasser“

„Hochwasser“

Das lässt die Ilha de Culatra noch fragiler erscheinen, denn als wir uns nun über die flache Dünenlandschaft dem Atlantikstrand näheren, sehen wir schon sehr früh, wie sich die Wellen vor der Insel brechen. Da fehlt nicht mehr viel, um die Wellen mit einem richtigen Sturm mal ganz über die kleinen Dünen schwappen zu lassen. Man muss ganz sicher nicht in die Südsee reisen, um eine Insel zu sehen, die aufgrund des Klimawandels von einem erhöhten Meeresspiegel verschluckt wird. So etwas wird schon direkt vor unserer Haustür passieren.

„Das Rohr von Culatra, evtl. für Sandvorspülungen“

„Das Rohr von Culatra, evtl. für Sandvorspülungen“

„Die Ostspitze, ein Schweizer macht die Einfahrt bei Hochwasser, aber es stockt ab und zu.“

„Die Ostspitze, ein Schweizer macht die Einfahrt bei Hochwasser, aber es stockt ab und zu.“

„Ruhige Stille“

„Ruhige Stille“

Wenn man die Runde um die Ostspitze dreht, weiß man ja, dass dort nichts anderes kommt als Strandstrand, auf dem Heerscharen von Möwen sitzen. Auf unserer Westrunde ist das allerdings ganz anders, denn dort liegt Farol.

„Weihnachten hält Einzug in Culatra“

„Weihnachten hält Einzug in Culatra“

Und spätestens ab der halben Strecke malt sich der Schiffsjunge schon mal in den verlockendsten Farben aus, wie schön der Moment sein wird, wenn er sich in einer der Hafenbars mit einem leichten Seufzer der Erschöpfung in der Sonne niederlässt, seine müden Beine ausstreckt und dem Kellner»dois cerveja por favor« zuruft. Und irgendwie wird diese Vorstellung mit jedem Schritt verlockender. Und da die Capitana auf den Vorschlag des Schiffsjungen “wir könnten ja…” nur sagt “… aber draußen”, ist die Sache besiegelt. Doch da der Weg noch weit, der Sand weich und jeder Schritt wirklich recht anstrengend ist, meldet sich auch der Magen des Schiffsjungen zu Wort und gibt zu bedenken, dass man ja durchaus auch eine klitzekleine Kleinigkeit zu den »dois cerveja« essen könnte. In Culatra waren nicht nur die beiden kleinen Supermärkte, sondern bestimmt auch die Hälfte, wenn nicht mehr, aber mindestens sehr viele Bars und Restaurants geöffnet. Unmerklich beschleunigen sich die Schritte des Schiffsjungen und plötzlich ist es umgekehrt, die Capitana muss versuchen, Schritt zu halten.

„Das Springhochwasser überflutet auch die »Straßen« ? und Abkürzungen funktionieren nicht immer ?“

„Das Springhochwasser überflutet auch die »Straßen« ? und Abkürzungen funktionieren nicht immer ?“

„Auf dem Weg nach Farol“

„Auf dem Weg nach Farol“

Vielversprechend scheint vor Farol noch das Strandleben zu toben. Mindestens drei Kinder spielen am Strand im Sand. Das diese drei zusammen mit ihren Eltern und einem Angler die einzigen Menschen bleiben werden, die wir in Farol sehen, wissen wir zu diesen Zeitpunkt noch nicht. Gut, dass die erste Strandbar geschlossen hat, ist klar. Es ist eben eine große Strandbar, für die es sich in der Nachsaison einfach nicht mehr lohnt.

„GESCHLOSSEN ?“

„GESCHLOSSEN ?“

Aber in Farol, auf der Promenade oder am Hafen… da, ja bestimmt dort können wir uns eines der Restaurants aussuchen. So laufen wir durch Farol und hören tatsächlich noch aus einem Haus Radiomusik und Handwerkergeräusche. Ansonsten ist Farol hübsch, aber geschlossen. Ein reines Urlaubs- und Ferienhäuschendorf, aber leer, um nicht zu sagen verlassen, ausgestorben und evakuiert. Ein Geisterdorf! Es gibt Bars und Restaurants, keine Frage, aber alle sind so zugenagelt, als ob man einen Hurrikan erwartet. Selbst den Geldautomaten, auf den noch ein dickes Schild hinweist, hat man abgeschraubt, damit er hier nicht so allein sein muss. Wir laufen zicke zacke durch die Gassen und Wege, aber nichts. Rein gar nichts! Wir sind allein, nur auf dem Anleger steht noch ein Angler, dem auch nichts anderes übrig bleibt, als zu angeln, wenn er hier nicht einsam verhungern will. So mümmeln wir unsere Kekse und teilen uns die eine Dose Cola, die wir als Notration mitgenommen haben. Wie schön wäre da doch ein kühles Bier zu einem leichten Fischgericht am Mittag gewesen?

„Farol mit dem allgegenwärtigen Leuchtturm“

„Farol mit dem allgegenwärtigen Leuchtturm“

Dann kehren wir dem menschenverlassenen Farol den Rücken und unterbrechen unseren Rückweg nur noch einmal kurz für ein kleines Schwimmerchen inmitten des menschenleeren Nichts eines unendlich wirkenden Strandes. Fantastisch! Die Sonne scheint, während das Schreien der Möwen im Knurren des Magens des Schiffsjungen untergeht.

„Der Rückweg“

„Der Rückweg“

„Der Hafen von Culatra in der Abendsonne“

„Der Hafen von Culatra in der Abendsonne“


„von Culatra -> nach Portimāo“

„von Culatra -> nach Portimāo“

Am Mittwoch brechen wir nach Portimāo auf. Es ist ein Bilderbuchsegeltag. Noch nie zuvor sind wir in so blauem Wasser gesegelt. Wir wissen nicht, wie das zustande kommt, aber bisher hatten wir an der Algarve nur türkisgrünes Wasser und nun ist es blau. Richtig blau, nicht einfach nur mattblau. An der Sonneneinstrahlung kann es eigentlich nicht liegen, denn wir sind hier schon oft im schönsten Sonnenschein unterwegs gewesen. Irgendeine Strömung muss das Wasser ausgetauscht haben und wenn wir unserem Thermometer trauen dürfen, liegt nun die Wassertemperatur auch bei knappen 20° und nicht mehr nur zwischen 16° und 18°. Dieses Blau ist faszinierend und ist vielleicht ja auch ein kleiner Vorgeschmack auf das, was das Fahrtensegeln zum Blauwassersegeln gemacht hat.

„Abschied von Culatra“

„Abschied von Culatra“

Der Ostwind passt, kommt aber etwas zu achterlich rein und weigert sich leider auch hartnäckig, etwas mehr auf Nord zu drehen. So kreuzen wir vor dem Wind, auch um die Wellen in einem »freundlicheren Winkel« zu empfangen. Anfangs sind wir noch ausreichend schnell unterwegs, fahren dann aber in dieses »2 Stunden Problem«. 14 Seemeilen vor Portimāo fahren wir mit etwas Stromunterstützung gut 7 Knoten und freuen uns, in 2 Stunden schon da zu sein. Knappe 30 Minuten später sind es nur noch 12 Seemeilen, aber wir fahren leider auch nur noch 6 Knoten, doch auch so kommen wir ja immer noch in 2 Stunden an. Aber so geht es weiter. 10 sm und 5 kn, 8 sm und 4 kn, 6 sm und 3 kn, nur die 2 Stunden bleiben uns als Konstante erhalten. Bei 4 sm und 2 Knoten haben auch wir dann die Faxen dicke, zumal wir die Molen von Portimāo schon im Fernglas sehen und wir unseren Ankerplatz eigentlich doch noch ganz gerne im Hellen anfahren wollen. Um 17:40 fällt dann unser Anker im Eingangsbereich von Portimāo hinter den Molen. Dort lässt es sich im Übrigen ganz prima ankern, solange nicht der Wind und die Wellen aus Süden kommen und in die Einfahrt drücken. Dazu aber mehr im nächsten Blog.

„Abendliche Einfahrt nach Portimāo“

„Abendliche Einfahrt nach Portimāo“

Nun sind wir für dieses Jahr angekommen und lassen erst einmal alles sacken.

„Und so sieht es vor Portimāo aus, als es am nächsten Morgen wieder hell wird.“

„Und so sieht es vor Portimāo aus, als es am nächsten Morgen wieder hell wird.“

Stationen:

12.11. Rio Guadiana – südlich der Brücke an der Flussmündung [A] -> Culatra III [A] 36,3 sm
12.11. -> 16.11. Culatra III [A]
37° 00′ 13,1″ N, 007° 49′ 00,5″ W

18.11. Culatra III [A] -> Portimāo [A] 42,3 sm
37° 06 43,0″ N, 008° 31′ 21,9″ W