El Vulcán


Von der Buslinie 29 ist nicht viel übrig geblieben. Schon in den ersten Tagen des Ausbruchs wurde die Straße nach Puerto Naos von den Lavaströmen überrollt. Nun fährt die 29 nur noch bis La Laguna, dem Dorf, das dem Vulkan zur Hälfte zum Opfer gefallen ist und das es dadurch zu einer eher traurigen Berühmtheit gebracht hat und deswegen wohl auch weltweit in fast allen Abendnachrichten zu sehen war. Die Hauptstraße in La Laguna zwischen der Sparkasse und der Kirche hat man aber schon wieder geräumt und neu angelegt. So kann der Bus etwas weiter unten wenden und wieder zurück nach Los Llanos fahren. An der Wiedereröffnung der Landstraße nach Puerto Naos wird mit Hochdruck gearbeitet, aber das kann noch dauern, denn die ist nun mehr als 10 m höher gelegt und muss über und auf den Lavaströmen erst einmal wieder als Straße ganz neu angelegt werden.

„La Laguna, die ersten ausgebrannten Häuser.“

„La Laguna, die ersten ausgebrannten Häuser.“

Am Sonntag fahren wir mit dem 29er ab Los Llanos nach La Laguna. Wir sind die einzigen Fahrgäste und haben schon ein etwas beschämtes Gewissen wegen unseres offensichtlichen Katastrophentourismus. Wenn man als einzige Fahrgäste bewaffnet mit Photorucksack und Stativ an einem Sonntag nach La Laguna fährt, dann ist die Absicht so offensichtlich, dass man sich mit nichts mehr rausreden kann. Doch wir stehen auch dazu, denn wir sind ja eigentlich noch viel schlimmer. Wie furchtbar gerne hätten wir den aktiven Vulkan gesehen. Da ist etwas After-Catastrophy-Sightseeing ja nun wirklich kein Ding mehr. Und … wir sind nur die einzigen Katastrophentouristen, die mit dem Bus kommen, der Rest der Schaulustigen kommt mit dem Auto oder dem Fahrrad. So hat die Trainingsrunde mit dem Rennrad auf La Palma nun endlich auch mal ein richtiges Ziel und man muss nicht zu den alten Kratern hochtreten, die schon seit Jahrzehnten dort vor sich hin verwittern.

Die ganze Geschichte erzählen die Bilder und vor allem das Video, das Astrid aus hunderten von Sequenzen zu einem richtig tollen Film zusammengeschnitten hat.


Fast ungläubig schauen wir auf die Sparkasse, durch die die Lava quasi direkt durchgeflossen ist. Die Straße wurde an dieser Stelle schon wieder freigelegt und neu gemacht. Von der Kirche auf der anderen Straßenseite hat es nur den Vorplatz getroffen.

„Die Hauptstraße von La Laguna“

„Die Hauptstraße von La Laguna“

„Lava im Hinterhof“

„Lava im Hinterhof“

Die gröbsten Schäden sind allerdings schon wieder beseitigt. Die südliche Straßenseite ist komplett betroffen, erst weiter unten ist der Lavastrom zum Stehen gekommen bzw. in tiefer gelegene Bereiche abgebogen. Es ist surreal, die unversehrten Häuser auf der einen Straßenseite zu sehen, während auf der anderen die ausgebrannten Ruinen stehen, deren Rückseiten teilweise komplett von der Lava niedergewalzt wurden.

„Die Capitana auf der Suche nach sensationellen Bildern, wie Karla Kolumna! 😂“

„Die Capitana auf der Suche nach sensationellen Bildern, wie Karla Kolumna! 😂“

Diese Urgewalt der Natur ist faszinierend und gleichzeitig absolut unvorstellbar. Noch nie haben wir so etwas gesehen. Auf Sizilien waren wir schon einmal genauso nah an und auf einem erkalteten Lavastrom. Das war aber zwei Jahre nach dem eigentlichen Ausbruch, die zeitliche Nähe macht das Ganze hier auf La Palma doch noch um einiges intensiver.

„Stehen geblieben, aber unbewohnbar“

„Stehen geblieben, aber unbewohnbar“

„Stromversorgung in Teilen ....“

„Stromversorgung in Teilen ….“

Und wenn man sich das Ganze nun noch heiß und rot glühend vorstellt, während oben am Berg der Vulkan ständig neue Lava in großen Fontainen rot glühend ausspuckt, wird man echt kleinlaut, denn das sprengt dann doch die Vorstellungskraft. In einem Hinterhof fühle ich vorsichtig mal, ob die Lava nicht doch noch heiß ist. Ist sie aber nicht mehr. Zumindest nicht an der Oberfläche. Weiter im Inneren muss sie es aber noch sein, anders geht das ja gar nicht. Wir wundern uns, dass man schon damit begonnen hat, die Landstraße quer über den Lavastrom neu anzulegen. Eigentlich hätten wir vermutet, dass all die Lava nach 4 Monaten dafür noch viel zu heiß ist.
Und dass sie noch heiß ist, sehen wir am Montag, als wir im Regen aus Tazacorte aufbrechen. Aus dem gesamten Lavastrom dampft es gewaltig. Der Regen ist eingesickert und verdampft in den noch heißen Schichten.

„Rechts ober der Cumbra Vieja“

„Rechts ober der Cumbra Vieja“

„Geröll-Lava, ein brösliges Geschiebe“

„Geröll-Lava, ein brösliges Geschiebe“

So laufen wir durch La Laguna, dem Dorf, in dem die Normalität wenigstens auf der einen Straßenseite schon wieder Einzug gehalten hat und klettern auf den Montaña de La Laguna. Der Montaña de La Laguna ist ein alter Vulkankegel, von dort aus hat man eine phantastische Aus- und Übersicht auf den gesamten Ausbruch und auf die gewaltige Größe des Lavastroms und auch auf den Cumbre Vieja selbst. Der Lavastrom ist in verschiedenen Bahnen zwischen dem Montaña de La Laguna und dem Montaña de Todopue durchgeflossen. Von der Stadt El Pedregal ist absolut nichts mehr zu sehen. Dieser Ort liegt genau zwischen den beiden Bergen und ist komplett von der Lava begraben worden.

„Ausfluss in den Atlantik“

„Ausfluss in den Atlantik“

„Die Capitana fliegt Daisy über den Vulcano“

„Die Capitana fliegt Daisy über den Vulcano“

„Reste gucken noch raus.“

„Reste gucken noch raus.“

„Der Cumbra Vieja“

„Der Cumbra Vieja“

„La Laguna“

„La Laguna“


Nach unserem Vulcano-Sightseeing laufen wir zu Fuß herunter nach Tazacorte. Weit ist das nicht und für die Lava wäre es auch nicht besonders weit gewesen. Da hat Tazacorte viel mehr Glück gehabt als all die anderen, die durch die Lava niedergewalzt und begraben wurden.

„Zu Fuß nach Tazacorte“

„Zu Fuß nach Tazacorte“

Auf unserer ersten Busfahrt haben wir uns ja vorgenommen, dass wir wenigstens einmal auf den Terrassen von Tazacorte in eine Bar gehen, die Füße hochlegen und uns ein Bier oder einen Wein genehmigen wollen. Das passt nun nach unserer Vulkanwanderung und auch an unserem letzten Tag auf La Palma richtig gut. Einige der Kanareninseln müssen wir wirklich nicht wiedersehen, aber auf La Palma und auch auf La Gomera werden wir ganz sicher noch mal einen Stopp einlegen, sofern es uns tatsächlich wie geplant im nächsten Winter wieder hierher führt.

„Tazacorte“

„Tazacorte“

„Ein Barbesuch in Tazacorte“

„Ein Barbesuch in Tazacorte“

„Die Kirche von Tazacorte“

„Die Kirche von Tazacorte“

Marina Tazacorte auf La Palma
28° 38′ 38,5″ N, 017° 56′ 36,6″ W