Santa Maria – Unsere Ausflüge


Unser erster Ausflug

„Unsere Inselrunde im Norden und Westen“

„Unsere Inselrunde im Norden und Westen“

Das Straßennetz der Insel ist ebenso überschaubar wie alles andere auf Santa Maria. Auf der Karte vom Tourist-Office tummeln sich neben wenigen großen roten Hauptstraßen auch einige kleinere gelbe Nebenstraßen und viele weiße Straßen, die, ohne jemanden zu nahe zu treten, als sonstige Straßenwege bezeichnet werden dürfen. Die roten Hauptstraßen haben immer eine Asphaltdecke und manchmal auch einen Mittelstreifen. So gut ergeht es den gelben Straßen nie, aber sie sind auch asphaltiert und meist reicht die Breite auch, um bei Gegenverkehr aneinander vorbeizufahren. Und dann sind da noch die vielen kleinen, weißen Straßen, die oft eine gut festgefahrene Naturfahrbahndecke haben und manchmal auch asphaltiert sind. Und an Ausweichstellen kann man dort auch den Gegenverkehr durchlassen oder wird durchgelassen.

„Anfahrt auf Anjos“

„Anfahrt auf Anjos“

Nicht nur einmal biegen wir ab und denken, dass wir nun wohl doch einen Feldweg erwischt haben, aber die Wegweiser bestehen hartnäckig darauf, dass es hier zielgerichtet weitergeht. So ist die Fahrerei auf Santa Maria schon für sich allein ein kleines Highlight.
Als erstes fahren wir im Norden nach Anjos. Da es auf Santa Maria an echten Stränden mangelt, hat man hier ein Seeschwimmbad direkt in die Brandung auf die Felsen gebaut.

„Das Meerschwimmbad“

„Das Meerschwimmbad“

„Da haben auch die portugiesischen Galeeren keinen Spaß mehr ...“

„Da haben auch die portugiesischen Galeeren keinen Spaß mehr …“

Bei Hochwasser gibt es jede Menge frisches Meerwasser, denn die Wellen schwappen ganz locker in die Becken. Doch so richtig einladend ist es gerade trotzdem nicht. In den Becken schwimmen dicht an dicht portugiesische Galeeren. Diese unangenehmen Zeitgenossen haben wir ja schon auf unserer Überfahrt zuhauf gesehen und nun ist das Schwimmbad regelrecht verseucht mit diesen nicht ganz ungefährlichen Burschen. Bis jetzt haben wir von diesen Quallen ja nur mal gehört, hatten aber noch nie eine in natura gesehen und auch keine Ahnung, dass es sich um »Staatsquallen« handelt. Mal ganz abgesehen davon, dass wir bisher auch den Begriff »Staatsqualle« gar nicht kannten und darunter eher ein besonders dickes Berliner Exemplar vermutet hätten 😂. Doch nun müssen wir hier nicht aus Wikipedia abschreiben, aber es lohnt sich wirklich, das mal nachzulesen. So unangenehm diese Burschen auch sind, so faszinierend ist deren Aufbau.

„... denn sie landen auf dem Trockenen. Die oben links im Schaum warten noch auf ihren Rauswurf.“

„… denn sie landen auf dem Trockenen. Die oben links im Schaum warten noch auf ihren Rauswurf.“

„Anjas neu und alt“

„Anjas neu und alt“

„Etwas an der Küste bei Anjas entlang“

„Etwas an der Küste bei Anjas entlang“

In Anjos läuft uns dann auch schon wieder Columbus über den Weg bzw. seine Geschichte und Legende. Als er hier auf seiner Rückfahrt einen Dankgottesdienst feiern wollte, weil die Pinta, sein zweites Schiff, nun doch nicht in einem Sturm abgesoffen war, wollte der portugiesische Inselvogt im Namen seines Königs die Gelegenheit nutzen und Columbus meucheln, um dem spanischen König nicht die gute Nachricht der Entdeckung der neuen Welt zu gönnen. Da diese Meucheltat aber doch irgendwie schief ging, überlebte Columbus zusammen mit der Nachricht von der Entdeckung neuen Welt und konnte auch noch seinen Dankgottesdienst feiern.

„Schlüsseldienst ...“

„Schlüsseldienst …“

Das alles ist aber nur das Intro zu einer netten kleinen Begebenheit, die uns sehr an Trisunda an der Höga Kusten von Schweden erinnert hat. Auch hier hängt der Schlüssel zu der Wallfahrtskirche neben der Haustür des Küsters. Jeder, der sich die Kirche ansehen oder auch nur mal kurz zum Gebet innehalten möchte, nimmt sich die Schlüssel und schließt sich die Kirche auf. So viel einfaches und selbstverständliches Vertrauen berührt in unserer so aggressiven und eigennützigen Welt schon. Auch wenn die Geste an und für sich klein ist, macht sie das heute normale Weltverständnis groß.

„Weinanbau auf Santa Maria. Die Mauern schützen die Reben vor dem Wind.“

„Weinanbau auf Santa Maria. Die Mauern schützen die Reben vor dem Wind.“


Von Anjos fahren wird zu den roten Sänden des Barreiro da Faneca und auf unserem Weg nach São Lourenço liegt die Ermida de Nossa Senhora de Fátima, eine tolle kleine Kirche mit einem phänomenalen Aufgang auf unserem Weg. Viel ist hier von unserer Rundfahrt gar nicht mehr zu beschreiben, die Bilder sprechen viel schöner für sich.

„Die Straße nach Barreiro da Faneca“

„Die Straße nach Barreiro da Faneca“

„Die roten Sände von Barreiro da Faneca“

„Die roten Sände von Barreiro da Faneca“

„Rauf zur Ermida de Nossa Senhora de Fátima“

„Rauf zur Ermida de Nossa Senhora de Fátima“

„Der Blick von oben“

„Der Blick von oben“

Am Ende sind wir uns nicht ganz sicher, ob uns Anjos oder São Lourenço besser gefallen hat, oder vielleicht doch eines der vielen einsamen Gehöfte auf dieser tollen kleinen und ach so grünen Insel. Aber eins darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. In São Lourenço finden wir ein geöffnetes Restaurant und dort essen wir beide ein irre leckeres Thunfisch-Steak. Gleich auf unserem nächsten Schlag müssen wir doch noch mal versuchen, einen an den Haken zu bekommen. Und dann gibt’s Thunfisch-Steak satt!

„Doch irgendwie irisch ...“

„Doch irgendwie irisch …“

„São Lourenço I“

„São Lourenço I“

„São Lourenço II“

„São Lourenço II“

„Und die sind noch klein.“

„Und die sind noch klein.“

„Bistro wegen Spülung geschlossen.“

„Bistro wegen Spülung geschlossen.“

„Auf dem Rückweg das Waldreservat Fontinhas“

„Auf dem Rückweg das Waldreservat Fontinhas“

„In dem Park wachsen phantastische Farne“

„In dem Park wachsen phantastische Farne“


Abends sitzen wir mit Anna und Reinhard von der Sancara zusammen. Sie erzählen uns von ihren Karibik- und Nordamerika-Erfahrungen, die sie bis hoch nach Nova Scotia gesammelt haben. Es nagen ja doch immer irgendwelche Zweifel an einem, wenn man nur in seinen eigenen Plänen schmort und nur mehr oder weniger aktuelle Berichte liest. Doch nach diesem Abend sind wir wild entschlossen, unsere Pläne, bis in die Großen Seen zu segeln, auch wahr werden zu lassen.


Unser zweiter Ausflug oder slip sliding away

„Am zweiten Tag geht's zum Pico Alto und dann weiter“

„Am zweiten Tag geht's zum Pico Alto und dann weiter“

Da die Aussicht vom Pico Alto etwas unspektakulär ist, beschließen wir, den Rundwanderweg um den Berg in Angriff zu nehmen.

„Der Pico Alto“

„Der Pico Alto“

Der Wald duftet feucht und moosig und jeder Schritt schwingt auf einer dicken Matte aus Grün. Der viele Regen hängt mit seiner Feuchtigkeit noch in jeder Pore des Waldes. Wir genießen das üppige Grün. Am Ende des Frühjahrs sprießt und wächst hier wohl alles noch zusätzlich mit besonderer Wucht. Der Wanderweg ist vor kurzem erst mit Motorsensen wieder so weit freigelegt worden, dass er nun auch als Wanderweg wieder erkennbar ist. Doch obwohl wir uns wie echte Wanderer ins Zeug legen, kommen wir auf dem schwingend nassen Wanderweg nur langsam voran. Zudem geht es eigentlich nur bergab und nicht rundherum, wie wir eigentlich gehofft hatten. Nach rund einen Kilometer offenbart dann die ganze Pracht eines wunderbaren Abhangs, dass der Rundwanderweg wohl doch eher ein Runterwanderweg ist. Hoffentlich geht das so nicht weiter bis auf Meereshöhe. Nun haben wir ja nichts gegen ein niveauvolles Meereniveau, aber ein klitzekleiner Fehler im Gesamtarrangement lässt uns zögern. Unser Mietwagen steht etwa 50 m unterhalb des Gipfels und das heißt, müssen wieder hoch.

„Unser »Runterwanderweg«“

„Unser »Runterwanderweg«“

Auf unserer Ausflugliste stehen zudem noch einige weitere Punkte, die wir auf keinen Fall für diesem Rundwanderweg opfern wollen. Also drehen wir um. Kurz vor dem Parkplatz sehen wir einen breiten Weg ganz in der Nähe, zu dem ein kleiner Pfad führt. Es ist nass, erdig und glitschig. Heldenhaft geht natürlich der Schiffsjunge vor und die Worte »Sei vorsichtig, hier ist es sehr … !« werden von dem dumpfen Aufprall und einem Schmerzensschrei eindrucksvoll abgeschlossen.

Dem Schiffsjungen hat es die Füße unter dem Hintern weggehauen und nun liegt er wie ein Wildschein in der Suhle, allerdings etwas verdreht. Es dauert einige Minuten bis ich wieder halbwegs klar denken kann. Der Schmerz ist höllisch und es ist gar nicht so einfach, darin seine Knochen zu sortieren. Die Frage von Astrid, ob alles heile ist, kann ich gar nicht beantworten. Ein Drehversuch scheitert kläglich, weil jede Bewegung des linken Arms eher dazu angetan ist, mit meinem Frühstück ein Wiedersehen zu feiern, als mich aufzurichten. Links oben geht gar nichts mehr und die rechte Hüfte, die eh schon sei Tagen irgendwie rumgezickt hat, schließt sich dem Desaster von links oben gleich mal bereitwillig an. Durch die Jeans sickert Wasser ein, es wäre nun wirklich nicht schlecht, mal wieder aufzustehen. Aber wie? Wenigstens sind wir an keiner Steilstelle, die es ja an der Küste zuhauf gibt. Da wäre so ein Sturz richtig böse ausgegangen.

Nachdem Astrid den linken Träger des Photorucksacks wieder auf meine Schulter gefummelt hat, was kleine Schweißperlen auf meine Stirn zaubert, kann ich mich nach rechts drehen. Dann stehe ich tatsächlich auf dem unteren Wanderweg und schon wieder will mein Magen mit dem Frühstück nichts mehr zu tun haben. Ich stütze mich bereitwillig an einem der dicken Bäume ab. Der Kopf scannt die linke Seite innerlich und ich sortiere mich. Was mit dem Arm ist, ist allerdings schwer zu sagen, wenigstens guckt kein Knochen aus dem T-Shirt und auch alles Blut scheint bisher auch noch im Schiffsjungen zu bleiben. Die letzten 250 m bis zum Parkplatz sind schwierig, aber irgendwann ist auch das geschafft. Neben dem Denkmal des »Unbekannten Wanderers« lege ich mich auf eine Steinplatte und beginne mit den Sortierarbeiten von vorn. Astrid guckt etwas besorgt, ich mache wohl auch gerade nicht den besten Eindruck. Zudem sehe ich wie eine Wildsau nach dem Schlammbad aus, nur nicht ganz so wild. Die Finger der linken Hand lassen sich bewegen und wenn man guten Willens ist, kann man auch sagen, dass auch der Unterarm noch weitgehend funktioniert. Aber in Richtung Schulter verhindert ein Schmerz, der zu sofortiger Schnappatmung führt, alles. Was nun?

Nach einer Dreiviertelstunde lässt der Schrecken den Schmerz allein, doch der Dickkopf des Schiffsjungen zeigt echte Schwächen. Wir beschließen zurückzufahren. Auf den Sitz des Mietwagens kommt die Softshell-Jacke, da über dem Blau meiner Jeans gerade das Waldbodenbraun dominiert. Doch ganz langsam meldet sich dann auch der Dickkopf des Schiffsjungen wieder. Wenn wir eh hier lang fahren müssen, können wir auch noch mal kurz beim alten Steinbruch Poço da Pedreira anhalten. Dort bekommt der linke Arm dann auch eine feine Schlinge aus dem Trageriemen der Stativtasche und schon nach 10 Minuten sind auch die 100 m vom Parkplatz zur Bank vor dem See am Steinbruch geschafft. Jede Bewegung der Schulter führt zwar immer noch zu einer Schnappatmung, aber ansonsten geht es, wenn man die Schmerzen der rechten Hüfte einfach ignoriert.
p.s. Irgendwelche Photos sind der Zensur zum Opfer gefallen!

„Poço da Pedreira“

„Poço da Pedreira“

„eine Panorama am Poço da Pedreira“

„eine Panorama am Poço da Pedreira“

Nachdem wir uns bei Poço da Pedreira etwas erholt und gesammelt haben, fahren wir noch zum Abschluss zum Farol de Gonçalo Velho, an der südöstlichen Ecke von Santa Maria. Dort laufen wir dann sogar noch herunter zu der alten und verfallenen Anlandestelle direkt unter dem Leuchtturm.

„Auf der südöstlichsten Ecke von Santa Maria steht der Farol de Gonçalo Velho“

„Auf der südöstlichsten Ecke von Santa Maria steht der Farol de Gonçalo Velho“

„Unten eine verfallene Anladestelle. Vielleicht noch aus Walfangzeiten, wir wissen es nicht.“

„Unten eine verfallene Anladestelle. Vielleicht noch aus Walfangzeiten, wir wissen es nicht.“

„Wunderschön rosten die alten Winden und Kessel vor sich hin.“

„Wunderschön rosten die alten Winden und Kessel vor sich hin.“

Das geht nicht so schnell, aber der Weg ist breit und recht gut befestigt, so ist das alles nur eine Frage von Geduld und Zeit.

„Der einarmige Photograph gibt alles!“

„Der einarmige Photograph gibt alles!“

Auf dem Rückweg treffen wir Anna und Reinhard von der Sancara und da die beiden uns versichern, dass man bis direkt unter den Wasserfall Aveiro Cascade vollkommen seniorengerecht mit dem Auto fahren kann, nehmen wir den auch noch mit. Aber dort geht dann nichts mehr und die Capitana fährt ihren lädierten Schiffsjungen zurück auf die PINCOYA, wo eine große Tube Voltaren wartet und er auch die ein oder andere Ibu naschen kann.

„Aveiro Cascade I“

„Aveiro Cascade I“

„Aveiro Cascade II“

„Aveiro Cascade II“

„Der Rückweg ist gemächlich, die Kühe sind nicht so schnell.“

„Der Rückweg ist gemächlich, die Kühe sind nicht so schnell.“


Am nächsten Tag siegt dann doch die Vernunft und wir gehen in die Verlängerung auf Santa Maria. Mein linker Arm ist alles, aber nicht seetüchtig. Solange ich nicht wenigstens wieder etwas zufassen kann, müssen wir hier bleiben.

Vila do Porto, Santa Maria, Azoren
36° 56′ 40,2″ N, 025° 08′ 51,8″ W