Es geht … 🥺 doch nicht weiter!


Nicht nur die Teile für den Wassermacher und auch die Solarzellen haben sich in unserem Wohnzimmer versammelt, sondern neben diversem Kleinkram wollen auch ein Brotbackautomat, ein neuer Wasserkocher, ein Eierkocher und ein elektrischer Espressokocher mit. Nachdem wir seit Anfang diesen Jahres bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vollkommen erfolglos nach solchen Elektrogeräten gesucht haben, haben wir sie nun mit vier Klicks einfach bei Amazon bestellt. Nicht, dass es solche Elektrogeräte in Spanien und Portugal nicht gibt, aber für unsere Energiewende brauchen wir Geräte, die nicht mehr als 800 W haben. So haben wir nun einen Bortbackautomat mit 750W, einen Wasserkocher mit 600W, und der Eierkocher und der Espressokocher haben jeweils nur 350W. Mit diesen Wattzahlen lassen sich diese Geräte problemlos über unseren Wandler betreiben und wir erhoffen uns dadurch tatsächlich eine signifikante Einsparung von Gas. Denn auf Langfahrt ist die Gasversorgung ja tatsächlich so eine Sache, auch wenn wir inzwischen unsere Flaschen selbst befüllen, um dem Wucher von Campingaz zu entgehen. So bringt jede Verminderung unseres Gasverbrauchs etwas mehr Entspannung, zumal die Amperestunden aus Wind- und Solarenergie ja kostenlos sind und einfach wieder nachgeladen werden können.

Zudem haben wir nun auch eine deutsche Composite Gasflasche, die sogar Propangas-tauglich ist. Ja ja, das, was es seit vielen Jahren in allen südlichen Ländern an jeder Tankstelle gibt, gibt es nun auch in Deutschland mit deutschem TÜV-Segen. Und mal ganz abgesehen von der Gewichtsersparnis, erhoffen wir uns, damit auch das Rostproblem endlich ad acta legen zu können. Es ist ja nicht so, dass Stahlflaschen durchrosten und drohen, einem um die Ohren zu fliegen, aber die Befüllung von Gasflaschen im Ausland scheitert oft schon an kleinen Rostflecken auf einer Stahlflasche. Und wie soll man die verhindern, wenn man in der Salzluft des Atlantiks unterwegs ist?

So füllt sich unsere Henriette so langsam und nicht nur einmal nagen doch einige Zweifel an uns, ob wir all das Zeug auch wirklich mitbekommen. Den Entschluss, doch noch einmal mit dem Auto herunterzufahren, haben wir gefällt, nachdem wir einige Speditionsangebote erhalten hatten. Speziell die Maße der 200 Wp Solarzelle haben die Preise echt nach oben getrieben. Da ist es preiswerter, selbst zu fahren und zusätzlich noch einen Dachträger für die Solarzelle zu kaufen. Außerdem können wir so auch noch etwas Werkzeug mitnehmen, das wir nach den ganzen Einbauaktivitäten wieder mit zurücknehmen.


Doch irgendwie hat uns das Pech richtig lieb …
… und mag nur ungern von unserer Seite weichen.
Alles ist fertig und wartet nur noch darauf, in Henriette gestopft zu werden. Die Rückwand für das Steuerpanel des Wassermachers braucht nur noch eine abschließende Lackschicht. Es ist Montag, Mittwoch wollen wir starten. Und als ich die Lackdose öffne, fällt mein Blick auf eine Wasserlache im Keller, die gestern noch nicht da war. Erschwerend kommt hinzu, dass die auch an dieser Stelle vollkommen fehl am Platz ist. Bei einem Segler folgen nach der Entdeckung von Wasser an einer Stelle, wo es eben nicht hingehört, immer ganz stereotyp, ja vielleicht sogar zwanghaft, zwei Handlungen. Dagegen kann man nach so vielen Segeljahren vielleicht auch gar nichts mehr tun, auch wenn man sich in seinem eigenen Keller befindet und das Schiff weit entfernt in einem portugiesischen Hafen schaukelt.
1.) Finger rein und zwischen den Fingerkuppen prüfen. Ergebnis: Wasser!
2.) Finger wieder rein, dran riechen und Geschmacksprobe nehmen. Ergebnis: Kein Salzwasser, Süßwasser! Aber etwas … nun ja …
Wer hätte das gedacht? Kein Salzwasser! Aber … es ist eben so, wie es ist, und manchmal sind Verhaltensweisen auch gegen alle Logik einfach so drin. Da in der benachbarten Wand aber weit und breit kein Rohr läuft, muss die Nachbarin wohl aus Versehen eine kleine Überflutung in ihrem Keller angerichtet haben. Also schnell mal geklingelt und siehe da, der Keller der Nachbarin macht gerade einer extremen Trockenzeit in der Sahara alle Konkurrenz. Also geht die Suche in unserem Keller weiter. Wie die Trüffelschweine schnuppern und fühlen wir uns hinter Regalen und Schränken an den Wänden entlang. Nach 20 Minuten sieht es in unserem Keller aus wie nach einem Bombenanschlag. Nur das Bekennerschreiben fehlt. All das, was sich bis eben noch bereitwillig dem Masterplan der individuellen Ordnung des Schiffsjungen fügte, liegt nun in heilloser Aufregung irgendwie durcheinander irgendwo im Keller herum. Doch nach 30 Minuten ist die Ursache eingegrenzt und Dienstag kommt der Rohrservice, denn der Hausanschluss des Abflussrohrs scheint verstopft zu sein. Und irgendwie rückt damit gerade unser Abfahrtstermin am Mittwoch schon wieder in eine unbekannte Ferne. Und vielleicht, ja ganz vielleicht sollte ich doch mal meine ach so stereotypen Handlungen überdenken. Vielleicht ist es ja in manchen Situation gar nicht notwendig, etwas allzu genau zu prüfen.

Rien ne va plus!
Wie beim Domino-Day fällt nun ein Stein nach dem anderen. Der Rohrservice beseitigt zwar die Verstopfung in der Gemeinschaftsabwasserleitung, aber unser Keller hat patschnasse Wände und es riecht nach 😳 … nun ja, eben Abwasser 🤮! Die Feuchtigkeitsmessung ergibt, dass getrocknet werden muss, um weitere Schäden zu vermeiden. Dazu muss die Farbe an den feuchten Kellerwänden erst einmal runter und der Trockendienst veranschlagt 2 bis 3 Wochen Trockenzeit. Dann teilweise neu verputzen und wieder streichen.

Es ist zum Schreien, in nur 24 h ist unsere gesamte Planung wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen und kein Stein steht mehr auf dem anderen. Ich ändere stillschweigend den Titel dieses Blogs und füge das traurige Smiley und die beiden Worte »doch nicht« ein. Wir überschlagen grob über den Daumen, dass es wohl Sinn macht, in Póvoa de Varzim erst einmal um zwei Monate zu verlängern. Astrid schreibt schnell unsere Anfrage an die Marina und wir bekommen fast postwendend eine Zusage. Erleichterung! Wenigstens das klappt problemlos.
Zwei Monate hören sich zunächst mal viel an, aber wir wissen ja noch nicht einmal, wann wir überhaupt loskommen, müssen dann vor Ort möglichst viel von dem Umbau der Solarzellen und auch dem Einbau des Wassermachers schaffen, um dann wieder Henriette zurückzufahren, die Reste des Wasserschadens zuhause zu beseitigen, alles für eine 12-monatige Abwesenheit vorbereiten und uns verabschieden, wieder zurückfliegen, die PINCOYA aus dem Wasser nehmen lassen, um das Unterwasserschiff zu streichen und ein neues Seeventil für den Wassermacher einzubauen, und dann schnell wieder zurück ins Wasser, um dann wohl mehr oder weniger non-stop in Richtung Madeira aufzubrechen. Ein gutes Programm für zwei Monate, das jetzt schon eher nach Verlängerung riecht.

Manchmal …
Manchmal fällt es tatsächlich schwer, sich seinen Optimismus zu bewahren. Bekanntlich wird ein Fass ja immer von dem letzten Tropfen zum Überlauf gebracht, doch der stete Tropfen hat es bis dahin gefüllt. Und so fühlt sich inzwischen der Glaube an »Wird-schon« tatsächlich etwas überstrapaziert an und irgendwie nervt dieses ewige »Wird-schon« auch. Es könnte ja auch einfach mal etwas unkomplizierter sein und nicht erst werden wollen. Sicher haben wir immer das Beste aus allem gemacht und führen ein Leben, mit dem wir uns schon ganz viele von unseren Wünschen erfüllen konnten. Doch zwischenzeitlich ist da noch so ein Wunsch aufgetaucht: Könnte das alles nicht auch mit etwas weniger Hürden und Stolpersteinen gehen? Erst Corona mit all den Hindernissen und dann der Krieg und wirtschaftliche Krise mit Rezession, Inflation und fortwährenden Depressionen an der Börse. Und die Ziele Karibik, USA und Kanada werden auch nicht preiswerter, wenn der Euro weiter so schwächelt. Und das alles nur neben den Dingen, die nicht in einen öffentlichen Blog gehören. Wenn wir uns heute mal etwas wünschen dürften, wäre es, dass es vielleicht etwas unspektakulärer weitergeht. Einfach ganz ausgeglichen in einer stinknormalen Normalität. Im Kleinen, wie auch im Großen. Ruhig etwas langweiliger und ganz ohne große Schlagzeilen und Aufreger. Das wäre wirklich mal etwas Neues, damit könnten wir uns anfreunden und auch gut leben!