Bisher hat die Hauptinsel Puerto Rico bei uns ja noch keinen Eindruck hinterlassen, der uns noch einmal hierher ziehen würde. San Juan ist schön und es ist auch schön, mal hier gewesen zu sein, aber das reicht dann auch. Irgendein karibisches Flair haben bisher weder die Hauptstadt noch die Hauptinsel versprüht. Alles fühlt sich eher US-amerikanisch und schon ziemlich nach Florida an.
Doch aus praktischen Gesichtspunkten macht San Juan schon Sinn. Es gibt nämlich an der Nordküste keine andere Möglichkeit, mal einen geschützten Zwischenstopp einzulegen. Auch hinsichtlich der Versorgung stellt San Juan an der Nordküste die einzige Möglichkeit dar, auch wenn der amerikanische Way-of-Eating europäischen Essgewohnheiten schon einige Anpassungen und auch Entbehrungen abverlangt. Und abgesehen davon wissen wir nach unserer Puerto Rico Runde nun auch, dass nur noch Salinas auf der Südseite Fahrtenseglern die Möglichkeit bietet, einen etwas größeren Lebensmitteleinkauf auch ohne Auto oder Taxi zu bewerkstelligen. So ist San Juan auf der Nordseite schon irgendwie ein Muss, das man nicht so einfach auslassen kann, sofern man die Nordküste besegelt.
Doch nun geht es erst einmal weiter. Das, was wir in San Juan machen wollten, ist erledigt, wenn auch nicht ganz so wie erhofft. Und jetzt geht es daran, Puerto Rico im Westen zu umsegeln, denn von der Südküste erwarten wir uns schon etwas mehr. Sie soll ganz anders sein und dort soll sich dann auch ein wunderbares Segelrevier auftun. Wir sind gespannt. Doch zunächst müssen wir die Nordküste schaffen und im Nordwesten von Puerto Rico dann in die Mona-Passage nach Süden abbiegen. Die Mona-Passage ist für ihre Strömungen und Tücken berüchtigt, doch wir werden auf der »friedlichen« Seite bleiben und erwarten eigentlich keine Überraschungen.
Bis an die nordwestliche Ecke und bis zum Eingang in die Mona-Passage sind es mehr als 60 sm, deswegen planen wir einen Zwischenstopp bei Arecibo ein. Arecibo liegt an einer kleinen, nach Westen hin geöffneten Bucht. Sofern man das, was der kleine Felsvorsprung Punta Morrillos dort dem Meer abtrotzt, überhaupt als Bucht bezeichnen kann. Dort gibt es zwar einen kleinen Frachthafen, doch wir erwarten nicht wirklich einen geschützten Ankerplatz in einer Art Abdeckung. Dieser Stopp ist einzig unserem Wunsch geschuldet, nicht im Dunkeln in die Mona-Passage abzubiegen. Nach all unserer Erfahrung wird der Ankerstopp vor Arecibo eher ungemütlich werden und nur für einige Stunden taugen, um abzuwarten und um dann wieder bei Sonnenaufgang aufzubrechen.
Von San Juan nach Arecibo an der Nordküste Puerto Ricos
San Juan -> via Arecibo (north coast) -> via Bahia de Añasco (west coast, north of Mayagüez) -> nach Puerto Real (southwest coast)
Distanz: 100,3 sm – Gesamtdistanz 2025: 4059,9 sm
Das Wetter ist muckelig und der Wind weht nur schwach. Hoffentlich berappelt sich das alles noch etwas, denn allein bis Arecibo sind es auch schon 40 sm, die auch erst einmal gesegelt werden wollen. Doch auch draußen erwartet uns kein Wind, der uns noch im Hellen bis nach Arecibo bringt. Aber wir segeln und Arecibo sollten wir mit Radar auch im Dunkeln ganz gut anlaufen können. Also lassen wir es so laufen, wie es eben läuft.
Viel ist nicht zu tun und so plätschern wir gemütlich dahin. Doch plötzlich ändert sich alles! Von einer Minute zur anderen ist nichts mehr, wie es eben noch war. Es ist Schluss mit der Ruhe und wir haben bis Arecibo und bis es dämmrig wird, alle Hände voll zu tun. Nicht, dass nun ein Unwetter aufzieht, das Wetter bleibt glücklicherweise so ruhig, wie es die ganze Zeit schon war. Alles andere hätte uns auch vor noch größere Probleme gestellt, als die, die wir nun haben.
Natürlich haben wir gleich hinter San Juan wieder unsere Angel ausgebracht. Und nun ist die Angelschnur zum Zerreißen gespannt. Ich kann sie kaum einholen und muss sie immer wieder um die Winsch legen. Die Schnur schneidet mir gnadenlos in die Hände, wir haben ja nur eine Spule und holen die Angelschnur mit den Händen ein. Astrid holt schnell die Lederhandschuhe. Damit geht’s, obwohl auch das Leder den schneidenden Druck nur etwas besser abhält!
Und schon steht die Capitana mit unserem neuen Kescher bereit, während ich versuche, nach und nach die Angelschnur einzuholen. Doch plötzlich ruft die Capitana: »Oh mein Gott! Das kann nicht wahr sein!« Dann sehe auch ich diese lange Speerspitze und die fächerartige Rückenflosse. Es ist ein Marlin!!!
Wie groß? Keine Ahnung! Aber bestimmt doppelt so groß wie alles, was wir bisher an der Angel hatten. Er kämpft wie verrückt. Immer wieder muss ich Schnur rauslassen und kann sie erst nach und nach wieder einholen. Der Marlin saust von rechts nach links und springt. Was hat der nur für eine Größe? Und was für eine Kraft! Wie kann das unsere Hobby-Angelschnur nur aushalten? Mit der Hand kann ich die Schnur nicht mehr halten. Je näher ich ihn habe, desto wilder wird der Kampf. Nur über der Winsch kann ich dem Zug noch standhalten.
Dann haben wir ihn längsseits. 2 m hat er mindestens. Astrid steht mit unserem neuen Kescher bereit, aber der reicht noch nicht einmal für den Kopf! Selbst ohne Speerstitze ist unser neues Netz lächerlich zu klein. So geht das alles überhaupt nicht! Doch was tun? Halten kann ich ihn so nicht, also belegen wir die Angelschnur auf der Mittelklampe. Und endlich fällt auch uns mal ein, die Genua wegzurollen 🙄, wir müssen Fahrt aus dem Schiff nehmen. Schnell sind wir zwar nicht, aber jeder Knoten weniger zählt.
Doch wie kriegen wir ihn rein? Er kämpft immer noch wie wild. Wir knüpfen eine Schlaufe aus einem alten Tampen und versuchen die mit dem Bootshaken über seine Schwanzflosse zu bekommen. Die hat aber gut 50 cm und wir machen immer noch etwas Fahrt. Es ist unmöglich die Schlaufe darüber zu ziehen, um ihn dann rückwärts an Bord zu hieven. So geht das alles gar nicht! Wir haben ein echtes Problem!
Dann erinnern wir uns, dass wir vor x Jahren mal eine Gaff geschenkt bekommen haben. Eine Gaff ist ein Haken an einem langen Griff, mit dem man große Fische an Bord hieven kann. Doch wo ist die? Unter den Solarzellen! Mist! Das Bimini ist im Weg. Astrid sichert den Marlin, ich hole die Gaff.
Inzwischen ist der Marlin schwächer geworden. Auch wir schnaufen, das ist körperlich wirklich anstrengend. Aber nicht nur das, es ist auch unglaublich emotional. Er hat riesige Augen. Freilassen? Ja, aber wie? Wir haben überhaupt keine Chance, an den Haken zu kommen, um ihn zu befreien. Er hängt außenbords an der Wasseroberfläche. Er muss an Bord, aber dann ist sein Schicksal auch endgültig besiegelt. Kleine Fische sind etwas vollkommen anderes, das hier ist emotional absolut an der Grenze. Er ist echt groß, wahrscheinlich größer als ich.
Mit der Gaff bekommen wir ihn dann schon mal etwas hoch. Aus meiner Position ist das schwierig, die könnte kaum schlechter sein. Nur gut, dass das Wetter so ruhig ist, sonst würde das alles gar nicht gehen. Wie schwer ist er? Vielleicht 25 kg oder ein paar Kilo mehr. Weniger sicher nicht. Mit aller Kraft bugsieren wir ihn unter der Reling durch. Dann liegt er auf dem Laufdeck neben dem Decksalon. Als er stirbt, ist uns zu Heulen. So einen großen Fisch zu fangen, ist wirklich eine ganz andere Nummer.
Unser Kampf hat mehr als 30 Minuten gedauert. Wir sind echt fertig und müssen erst einmal verschnaufen. Dann wird uns klar, dass wir die ganze Zeit ja auch noch vor uns hin gesegelt sind. Schnell ein Blick in die Runde. Schon seit einer Dreiviertelstunde haben wir auf alles geachtet, aber nicht mehr so richtig aufs Segeln und wohin wir überhaupt fahren. Aber alles ist gut, der Autopilot macht sein Ding und glücklicherweise ist hier ja eh kein anderer unterwegs.
Es ist ein Blue Martin. Wir vermessen unseren Fang. Mit der Speerspitzennase und Schwanzflosse hat er 2,20 m! Ohne Schwanz und Speerspitzennase, also nur der Körper mit Kopf, hat er immer noch 1,65 m. Wie schwer er ist, können wir nur schätzen, eine solche Waage haben wir nicht. Aber was nun? Wir legen ihn erst einmal auf die Cockpit-Bank. Dass passt gerade so, der Schwanz guckt hinten raus.
Verschnaufen, durchatmen – ufff – und mal nachdenken!
Glücklicherweise haben wir Internet. Also folgt erst einmal eine kleine Recherche, wie man nun einen Blue Marlin filetiert. Muss man ihn entschuppen? Er hat eine ganz anders schuppig-hornige Haut als die Fische, die man so landläufig als Schuppenfische kennt. Sonst haben wir die kleinen Fischlein einfach ausgenommen und in den Kühlschrank gelegt. Die Barracudas haben wir entschuppt, den Kopf und Schwanz abgeschnitten, geteilt und dann haben sie auch in Kühlschrank gepasst. Aber was machen wir nun? Selbst ohne Kopf hat der Rumpf immer noch locker 1,30 m.
Zunächst holen wir den Schlauch von der Seewasserpumpe ins Cockpit. Ich habe keine Idee, wie wir das alles ohne unsere Deckwaschpumpe und dem unbegrenzt zur Verfügung stehendem Seewasser hätten machen sollen. Das Ausnehmen, Ausbluten und Vorbereiten zum eigentlichen Filetieren, ist schon eine ziemliche Sauerei. Außerdem muss man den Fisch ständig irgendwie Spülen und währenddessen auch alles immer wenigstens etwas sauber halten. Mit dem wenigen Süßwasser, das wir zum Abwaschen und Trinken haben, hätte das alles überhaupt nicht funktioniert.
Und so sind wir die nächsten 2 1/2 Stunden vollauf damit beschäftigt, den Marlin zu filetieren, zu portionieren und so zu verpacken, dass wir ihn auch im Kühlschrank verstauen können. Astrid arbeitet unter Deck und ich im Cockpit mit dem neuen Filetiermesser. Ab und zu kümmern wir uns auch um unseren Kurs, aber viel ist glücklicherweise nicht zu tun. Alles, was nicht unbedingt im Kühlschrank bleiben muss, muss raus, um Platz für die Marlin-Filets zu schaffen. Um 17:30 ist dann endlich alles fertig und erst einmal gut gekühlt eingelagert. Das Cockpit sieht schlimm aus, aber grob kriegen wir auch das soweit hin, dass es erst einmal geht.
Um 13:15 hat er angebissen und nun ist es 17:30. Mehr als 4 Stunden volles Programm. Von 0 auf 100 in wenigen Sekunden.
Wir sind echt geschafft. Es war körperlich wirklich anstrengend, doch nun kommt auch der emotionale Stress noch einmal etwas mehr zum Tragen. Einen so großen Marlin zu fangen, ist schon etwas ganz anderes, als eine Makrele am Haken zu haben. Klar sind beide Lebewesen, dennoch ist da ein Unterschied, den wir aber gar nicht so recht in Worte fassen können. Doch gefühlt ist er da.
Wir hätten ihn aber auch nicht wieder freilassen können. Es war unmöglich, den Haken zu lösen. Einfach die Schnur kappen, wäre auch keine Lösung gewesen, denn mit dem Haken im Maul, wäre er qualvoll verendet. Der alte Mann (und die junge Frau) und das Meer! Es ist lange her, dass ich den Roman von Hemingway gelesen habe. Die eigene Erinnerung ist ja oft trügerisch, aber irgendwie habe ich Szenen in Erinnerung, die schon Parallelen zu heute haben.
Nun sitzen wir im Cockpit und schweigen, während wir in der Dämmerung auf Arecibo zusegeln.
Wie erwartet, kommen wir erst im Dunkeln an, aber mit dem Radar können wir uns recht gut ein Plätzchen suchen. Und wie erwartet, ist es unruhig. Dennoch grillen wir uns noch ein großes Stück Marlin-Filet. Denn alles hat dann doch nicht mehr in den Kühlschrank gepasst.
Marlin schmeckt nicht wirklich fischig und erinnert eher an einen Thun. Das Fleisch ist fest wie ein Hähnchen-Schnitzel, aber geschmacklich natürlich nicht damit zu vergleichen. Sehr lecker!
Dann atmen wir bei einem Glas Wein noch einmal tief durch und lassen diesen unglaublichen Tag Revue passieren.
Im Westen um die Ecke
Der Ankerplatz vor Arecibo ist die erwartete Katastrophe, doch wir haben ja inzwischen schon eine gewisse Routine mit solchen Ankerplätzen. So schlafen wir halt quer, das hilft ganz gut, wenn die PINCOYA so heftig rollt. Schön ist das natürlich alles nicht, aber die Nerverei heute ist ja begrenzt, denn gleich früh wird es weitergehen.
Aber nicht nur die PINCOYA rollt sich von einer Seite auf die andere, auch bei uns schwingt der letzte Tag noch mit.
Mit dem zweiten Gutenmorgenkaffee geht’s dann auch gleich wieder los. Irgendwann reicht diese nicht enden wollende Schiffsschaukel dann auch uns und wir sind froh, als der Wind die PINCOYA wieder auf die Seite legt. Der Nordwestwind lässt die PINCOYA nun ruhig auf einer Seite liegen und es geht moderat voran. Wenigstens zunächst noch.
Allerdings sieht das Wetter durchwachsen aus. Die Vorhersage hatte sich irgendwie besser angehört. Vor uns steht eine schwarze Wolkenwand und die sieht nicht gerade freundlich aus. Eigentlich sind wir noch weit genug entfernt und die schwarzen Wolken hätten noch genügend Zeit, um bequem wegzuziehen. Doch sie scheinen auf uns zu warten. Auch hinter uns quillt es, nur in der Mitte sieht es noch halbwegs passabel aus.
Am Ende erwischt uns der Regen und auch der Wind lässt es sich nicht nehmen, mal mit mehr als 20 kn bei uns vorbeizuschauen. Und im Handumdrehen finden wir uns in einem ziemlich lästigen Wellendurcheinander wieder. Da es vor der Nordküste recht weitläufig flach ist, versuchen wir in der Hoffnung, dass die Wellen etwas weiter draußen länger und ruhiger sind, die Einhundertmeterlinie links liegen zu lassen. Doch der Erfolg ist mäßig, wenn man überhaupt noch von einem Erfolg sprechen möchte 🤔.
Noch vor dem Cabo Punta Agujereada nehmen uns die Squalls regelrecht in die Zange. So reffen wir die Genua noch einmal ein, im Groß steckt ja schon lange das erste Reff. Doch auch gerefft sind wir immer noch ziemlich flott. Mit 6,5 bis 7 kn sausen wir nun dem Cabo entgegen. Nur gut, dass es gestern, als wir den Marlin an der Angel hatten, so viel ruhiger war. Heute wäre das alles gar nicht mehr möglich gewesen.

„Doch es gibt zwischendrin auch mal »lichte« Momente mit etwas Sonne, in denen es einfach nur schön segelt.“
Das Cabo selbst nehmen wir relativ eng, denn obwohl hier die Wassertiefe von über 400 auf 40 m verspringt, bleibt es vergleichsweise ruhig. So ruhig, wie es eben vor einer Küste sein kann, auf die es gerade schräg auflandig mit 20 kn bläst. Skeptisch suchen wir vor uns nach hässlichen Überraschungen, aber es kommen keine. Selbst die Squalls gönnen uns am Cabo eine gewisse Verschnaufpause, achten aber auch darauf, das die nicht zu lange dauert.
Dann geht’s peu á peu auf Südkurs. Der Wind kommt immer achterlicher rein und die Genua muss weg. Immer wieder schüttet es und jeder Schüttregen wird von den entsprechenden Schauerböen begleitet, die den Regen bis in den Niedergang treiben. Mit unserer sparsamen Beseglung laufen nun etwas langsamer, aber schnell genug sind wir allemal.
Gleich hinter dem Cabo, auf Höhe von Aguadilla, gibt es die erste Ankermöglichkeit. Dort liegt auch ein polnischer Katamaran, aber wir beschließen, dass wir uns das nicht antun müssen, auch wenn hier ein Ankersymbol in der Karte ist. Da verlassen wir uns lieber auf unsere Erfahrung und gehen noch ums nächste Cabo, den Punta Higuero, um dann die Bahia de Añasco nördlich von Mayagüez anzulaufen.
Einen weiteren Zwischenstopp müssen wir in jedem Fall noch einlegen, denn vor Puerto Real, das ja eine ideale Ankerbucht zu bieten hat, liegt ein weitläufiges Riff ohne jede Betonnung, dass wir frühestens in der Dämmerung erreichen würden. Und selbst, wenn das noch klappen würde, die Einfahrt nach Puerto Real sieht zwar weitläufig aus, ist aber nur an einer schmalen Stelle für Segler mit etwas Tiefgang befahrbar. Natürlich auch ohne Betonnung oder gar Beleuchtung. Also Zwischenstopp.
Doch es dauert noch, bis wir in der Bahia de Añasco sind und auf den restlichen Seemeilen begleitet uns nun eine Regenfront, die uns auch nicht mehr verlässt, bis unser Anker gefallen ist. Es schüttet wie aus Eimern und dazu bläst es auch nicht zu knapp.
Die Anfahrt in die Bahia de Añasco ist im Grunde genommen einfach, allerdings ist die Bucht gespickt mit Lobster Pots. Und abgesehen davon sind unsere Seekarten in dem Bereich nördlich von Mayagüez nicht gerade detailverliebt 🧐. Bei den Tiefen und Konturen hapert es, vielleicht auch, weil hier der Río Grande de Añasco mündet. Im Bereich der Mündung sehen wir an mehreren Stellen die Äste von Bäumen aus dem Wasser ragen und entscheiden uns, dann doch lieber etwas mehr in den nördlichen Teil der Bucht zu gehen. Hier haben unsere Seekarten zwar noch weniger zu bieten, aber hier guckt wenigstens nichts aus dem Wasser.
Das Wasser vor der Küste ist braun. Wir halten Abstand, weil wir in dem Regen und eine Stunde vor Sonnenuntergang nicht mehr einschätzen können, ob das nun ein Flachbereich oder nur Schlammwasser aus dem Rio ist. So tasten wir uns voran, bis wir auf 5,5 m den Anker fallen lassen. Hier sind wir zwar immer noch mehr als einen Kilometer von der Küste entfernt, aber das reicht uns für heute erst einmal. Wir wollen ja eh nicht an Land, nur etwas Ruhe wäre nun auch mal gut und die haben wir hier.
Abends gibt es wieder Marlin, diesmal als Medaillons mit Paprika. Insgesamt haben wir 12,5 kg (!) Marlin-Filet, da wird unsere Kreativität noch gefragt sein. Etwa 3,5 kg konnten wir einfrieren, der Rest muss nun direkt verputzt werden.
Vor Anker in der Bahia de Añasco
Am nächsten Tag entscheiden wir spontan, dass wir einfach mal in der Bahia de Añasco bleiben. Hier liegen wir gut. Die Bucht ist zwar kein landschaftliches Highlight, aber hier ist dieses wunderbare Nichts zuhause, das wir nun ganz gut gebrauchen können.
Und diesen »freien Tag« brauchen wir auch. Nicht nur mit den Photos und Blogs sind wir hoffnungslos im Hintertreffen, wir müssen auch den Großteil der noch rohen Filets des Marlins anbraten und wenigstens etwas zubereiten.
Die rohen Filets wollen wir nicht länger als 4 Tage im Kühlschrank aufbewahren, also braten wir 5 kg an. 3,5 kg haben wir ja eingefroren. So bleiben uns noch 3 dicke Portionen, die wir die nächsten Tage verputzen müssen. Heute gibt es die Curry-Variante, morgen müssen wir mal sehen. Vielleicht Pasta á la Marlin, aber nicht mit zu viel Pasta 😂, schließlich ist der Marlin ja die Hauptspeise.

„Verdeckter Sonnenuntergang im Westen und die hohen Wolken im Südosten leuchten noch einmal kurz in den letzten Sonnenstrahlen.“
Bis Puerto Real
Dann geht’s durch die Riffe geradewegs nach Puerto Real. Das Riff südlich vor Mayagüez ist recht ausladend und es gibt zwei enge Stellen, die wir passieren müssen. Die Geschichte ist schon interessant, denn selbstverständlich gibt es keinerlei Betonnungen.
So muss die gesammelte Genauigkeit unserer drei Seekarten zusammen mit unserer Ausschau reichen, um da durchzukommen. Das gelingt auch recht gut, obwohl die Sonne um 11:00 noch vor uns, aber schon recht hoch steht. In 14 Tagen steht sie auf Puerto Rico ja im Zenit, so fahren wir um 11:00 nicht mehr so sehr gegen das Sonnenlicht. Links und rechts sehen wir, wie sich die Wellen über den richtigen Flachstellen brechen. Doch das Wetter ist ruhig und so plätschert es über den Riffuntiefen nur etwas.
Auch die Einfahrt nach Puerto Real können wir nur im Vertrauen auf unsere Seekarten nehmen. Die Bucht ist zwar groß, aber flach, und genau in der Mitte liegt eine hässliche Untiefe. Die haben wohl schon so viele getroffen, dass man wenigstens ihr einen alten Fender zu Kennzeichnung spendiert hat. Wenn man auf wenigstens 3 m ankern möchte, dann kann es vor Puerto Real schon durchaus eng werden. Die Bucht ist nämlich gut geschützt und daher auch bei Puerto Ricanern sehr beliebt. Fahrtensegler fallen hierbei kaum ins Gewicht. Wenn es hoch kommt, mögen es vor Puerto Real zusammen mit uns vielleicht fünf oder sechs sein.
Damit, dass man in Puerto Real gut und geschützt liegen kann, erschöpfen sich aber auch schon die Möglichkeiten fast. Die Marina hat zwar eine Tankstelle, aber das ist für uns als segelnde Segler ja dann doch nicht so ausschlaggebend.
Versorgungsmöglichkeiten gibt es kaum, doch man kann in der Nähe der Marina Fisch kaufen, was ja für uns auch gerade nicht an erster Stelle steht. Ansonsten ist es beschaulich, wenn man an Bord bleibt und nicht den Anspruch hat, herumlaufen zu wollen. Dazu gibt es nämlich kaum irgendwelche Möglichkeiten.
Allerdings hat die Marina die wohl preiswertesten Waschmaschinen Puerto Ricos und so legen wir mal in Gesellschaft eines Pelikans 😂 einen Waschtag ein.
Mit Puerto Real soll nun die »schöne Seite« Puerto Ricos beginnen. Wir sind echt gespannt auf die Südküste. Sieht man mal von Culebra und der Isla Palominos ab, hat Puerto Rico ja durchaus noch Möglichkeiten, sich zu steigern.
Und da dieser Blog schon zu viele Bilder enthält, gibt es mit dem nächsten Blog nun das erste Mal einen reinen Photo-Blog, um noch einige Eindrücke von Puerto Real zu zeigen. Und auch der oben erwähnte Pelikan zeigt sich dann in seiner ganzen Schönheit.
Arecibo
18° 28′ 39,6” N, 066° 42′ 12,1” W
Bahia de Añasco
18° 16′ 24,5” N, 067° 12′ 03,6” W
Puerto Real
18° 04′ 09,8” N, 067° 11′ 29,0” W