Unser erstes Frühstück auf Culebra wird jäh durch ein etwas unorthodoxes Ankermanöver unterbrochen. Eine 33er Segelyacht lässt ihren Anker direkt neben unserer Ankerboje fallen und treibt anschließend darüber. Und blubbs kommt der orange Ball auf der andere Seite wieder zum Vorschein. Upps, Glück gehabt, die Trippleine hat sich ja wenigstens nicht in der Schraube verfangen. Etwas ungläubig gucken wir von unserem Frühstückstisch um die Sprayhood herum und beobachten, was nun passiert. Obwohl wir denselben Blödsinn schon zweimal mit deutschen Charterern auf den Kanaren erlebt haben, sieht es diesmal doch eher nach einem Versehen aus und nicht nach dem feinjustierten Ankermanöver eines erfahrenen Charterskippers. Der Anker scheint wohl eher versehentlich ausgerauscht zu sein.
Vorsichtshalber unterbrechen wir unser Frühstück und legen unsere Fender auf dem Vorschiff bereit, falls sie noch näher kommen. Nur noch 10 m trennen uns.
Das Geschehen an Bord unserer neuen Nachbarn ist jedoch etwas »undurchsichtig« 🤨. Sie nehmen ihren Bootshaken, schnappen sich unser Ankerboje, belegen die Tripleine bei sich auf der Bugklampe und stellen den Motor aus. Es weht mit 15 kn und nun wedeln sie mit ihrem Heck etwa 12m vor unserem Bug herum.
Während Astrid unser Dinghy klar macht, versuche ich mal nachzufragen, was passiert ist, auch um eventuell schon mal den kleinen Hinweis unterzubringen, dass das orange Ding da unsere Ankerboje ist. Doch unsere neuen Nachbarn sind nicht besonders an einem Gespräch interessiert und verschwinden unter Deck. In meinem Hirn ballen sich inzwischen mehr Fragezeichen als ich auf Ausländisch formulieren kann 🤯. Dem Kanadier hinter uns scheint die ganze Sache auch etwas komisch vorzukommen, auch er ist schon mit seinem Dinghy unterwegs, um dem vermeintlichen Havaristen zu helfen. Nun springen auch wir in unser Dinghy, die »unglückliche Verkettung ungünstiger Umstände« wird so langsam zu einem Problem.
Vor Ort versuchen wir der Skipperin zu erklären, dass der orange Ball, an dem sie gerade festgemacht haben, keine Mooring ist, sondern unsere Ankerboje. Als wir von 15 Jahren den Schiffsnamen auf den Bug der PINCOYA geklebt haben, haben wir wirklich nicht geahnt, wie hilfreich das einmal sein wird. Der Vergleich der Beschriftung unserer Ankerboje mit dem Schriftzug am Bug der PINCOYA lässt nun auch in der Skipperin erste Zweifel aufkeimen. Ihr Blick geht ungläubig zweifelnd mehrmals hin und her. Dann ruft sie: »Oh sorry, an accident an accident!« Doch da sind wir uns inzwischen gar nicht mehr so sicher. Bleibt die Hoffnung, dass sich ihr Anker, der ja auch irgendwo bei unserem Anker liegen muss, nicht schon in unserer Ankerkette verhakt hat. Bei immerhin 15 kn Wind hängt nun der gesamte Zug der 33er Segelyacht auf unserer Trippleine. Das ist eine ummantelte 5mm-Dyneema-Strippe. Glücklicherweise ist es Dyneema, wir wollen ja damit ggf. auch unseren verhakten Anker wieder frei bekommen, doch am Ende werden es höchstens 4mm reine Dyneema-Seele sein. Dyneema ist schon ein irres Zeug. An dieser dünnen Strippe hängt nun eine ausgewachsene 10m Segelyacht und schwojt munter vor unserem Bug hin und her 😳.
Nach einigen ebenso schwierigen wie merkwürdigen Manövern kriegen wir gemeinsam unsere Ankerboje wieder frei. Doch so richtig überzeugt, dass die beiden nun auch ihren Anker aufholen sollten, sind sie immer noch nicht. Aber die Tatsache, dass nicht nur wir, sondern auch noch der Kanadier direkt neben ihnen sind und irgendwie doch noch auf weitere Aktionen zu warten scheinen, lässt sie dann wohl doch vermuten, dass sie an der Gesamtsituation etwas ändern sollten. Glücklicherweise bekommen sie ihren Anker hoch, ohne auch noch unseren herauszureißen. Und mit noch mehr Glück fahren sie sich nun auch nicht noch unsere jetzt wieder freie Trippleine in ihre Schraube. Dann ziehen sie von dannen, um sich wahrscheinlich eine andere freie Mooring zu suchen. Glücklicherweise waren wir bisher ja immer an Bord, wenn so etwas passiert ist, an den anderen Fall wollen wir lieber gar nicht denken.
Der Flamenco Beach
Die Capitana wäre nicht die Reiseleiterin, wenn sie nicht schon längst einen klitzekleinen Ausflug geplant hätte. »Auf der anderen Seite ist der schönste Strand von Puerto Rico, da kann man auch hinsegeln, aber lass uns mal zu Fuß gehen, es ist nicht weit und etwas Bewegung tut uns ja eh mal gut.« In diesem Zusammenhang fallen auch die Worte »nur etwa 2 km«, die den Schiffsjungen beruhigen.
Und als wir gerade den kleinen Flughafen hinter uns gelassen haben, der Schweiß mein T-Shirt schon längst zu einer zweiten Haut über meine Brust laminiert hat, flimmert in der Mittagshitze plötzlich ein Schild am Straßenrand, auf dem tatsächlich in bestem Hochdeutsch steht: »Nur noch 2 km! Nicht schwächeln Alter!«. Automatisch mache ich ein Photo, allerdings kann ich dieses Schild später auf dem Photo nicht mehr wiederfinden 🤨. Die Sonne brennt! 🥵 Wer hätte das gegen Mittag auf Culebra auch schon gedacht, wo die Sonne doch erst in 3 Wochen im Zenit steht, um dann noch weiter nach Norden zu ziehen.
Als autolose Segeltouristen schnaufen wir hinter dem Flughafen der Anhöhe entgegen, die uns noch den Blick auf den Flamenco Beach versperrt. Mit »Gleich dahinter« versucht die Capitana den Schiffsjungen zu motivieren, als uns eine Party-Truppe aus ihrem Golf Car zuprostet und sicherlich tief beeindruckt von unseren sportlichen Höchstleistungen in der Mittagssonne ist. Der Ironman von Hawaii huscht mir durch den Sinn. Wir »gehen« zwar nur, kein Laufen und kein Fahrrad, aber mir ist schon so heiß wie ein Iron auf der höchsten Baumwollstufe. Schwimmen kommt diesmal später, der Flamenco Beach ist ja schließlich unser Ziel. Und endlich wird auch mir klar, wo der wahre Ursprung des Namens dieses Wettbewerbs liegt 🥳.
Die Anhöhe gibt dann tatsächlich den Blick auf den Flamenco Beach frei. In der Mittagshitze flimmern eindeutig Palmen am Horizont dahinter türkises Wasser. Dennoch machen sich Zweifel breit. Der Schiffsjunge reibt sich die Augen und kneift sie zusammen. Oder sind das nur die Halluzinationen eines langsam verdorrenden Wüstenwanderers? Eine flimmernde Oase am Horizont gefolgt von … ach was, über uns kreisen ja schließlich auch noch keine Geier, es sind nur Fregattvögel!
Zielsicher zückt die Capitana ihr Handy und Google Maps verwandelt die flimmernden Halluzinationen im Handumdrehen in glasklare Realität. Direkt hinter der wirklich fast klitzekleinen Lagune liegt tatsächlich der Flamenco Beach. Kühn motiviert nehmen wir die nächsten beiden Kurven dieser endlosen Straße nun auf den Innenseiten, um abzukürzen. Und schon stehen wir vor einer Schranke.
Wie aus dem Nichts erscheint vor uns ein ur-amerikanisches Beach-Paradise. Riesige Parkplätze für all die Rams, ein separater Parkplatz für die Golfcars, die hier wie normale Autos unterwegs sind, dahinter unzählige Buden, Bars und Restaurants und davor die Schranke. Als Fußgänger nehmen wir diesmal die Außenkurve, werden aber von den Damen an der Schranke unmissverständlich abgefangen. Vier Dollar kostet es, den nach Burger und Pommes duftenden Beachparty-Bereich zu betreten. Die Mittagszeit duftet sich unmissverständlich ihrem Höhepunkt entgegen. Doch die vier Dollar sind absolut ok, wenn man bedenkt, was für ein Weg hinter uns liegt. Dann stutzt eine der Damen, schaut dem Schiffsjungen in die Augen und fragt mit honigsüßer Stimme: »How old are you?« Ich stammele »Sixty-six« und sie hält mir freudestrahlend einen der Dollars wieder entgegen. »Seniors get a 50% reduction!« Ich lächele gequält. Nach dem Gewaltmarsch muss ich wirklich fürchterlich aussehen, heute Morgen hätte ich sicher noch keine Reduction bekommen und außerdem hätte es gereicht, mir den Dollar zurückzugeben und das »Senior« wäre nicht nötig gewesen. Und dann bekommen wir zwei Armbändchen und dürfen rein. Dass wir später feststellen, dass man auf der anderen Seite der Bucht auch vollkommen unbehelligt an absolut denselben Strand kommt, ist egal, denn hier tobt zunächst einmal die Lunch-Zeit, denn so viel Sonne macht eben auch hungrig und vor allem durstig.
Die Burgertempel lassen wir links liegen und gehen gleich an den Strand. Und was sich dort vor uns auf tut, rechtfertigt nicht nur die drei Dollar, sondern sogar auch den Weg in der Mittagshitze hierher.
Der Flamenco Beach ist ein Traum von Strand. Eine hohe Brandung bricht sich weiß schäumend über den Riffen und läuft über die Flachs auf den strahlend weißen Strand. Die Farben sind unglaublich. Immer wieder bläst der ablandige Wind die Gischt der hohen Brecher malerisch gleich wieder nach hinten. Wir können uns an diesem Schauspiel gar nicht satt sehen. Ein Traumstrand ohne jede Übertreibung.
Die Brandung ist hoch und wir können zwischen den ersten Brechern weit draußen die Einfahrt durch die Riffe erkennen. Dort kann man rein, um dann auf der östlichen Seite im Schutz des Punta Flamenco zu ankern. Wie das geht, macht uns auch gleich ein Ausflugsboot vor, doch das ist unter den heutigen Bedingungen doch eher was für Locals und Boote mit einem starken Motor.
Etwas abseits suchen wir uns ein Plätzchen am Strand. Mit den Füßen im Wasser kommt die Überraschung und die Erklärung, warum die Bay Watch die orange Flagge gehisst hat. Bis zu den Waden kann man in dem Sog der Wellen noch stehen, alles was darüber hinausgeht, haut einen schlicht von den Beinen. An ein konventionelles Schwimmerchen ist nicht zu denken. Im knietiefen Wasser kann man sich allerdings ganz wunderbar den unglaublichen Kräften hingeben und wird mal auf die eine oder andere Seite gespült. Der Weg hat sich gelohnt und wir lassen uns nicht nur einmal baden.
Um diesen phantastischen Strand nicht einfach so zu verlassen, gehen wir nach einigen Stunden am Strand entlang auf die andere Seite der Bucht und dann auch auf der anderen Seite der Lagune zurück. Auch der Rückweg ist nicht gerade erfrischend, aber es schwingt diesmal noch viel Erfrischung von dem Flamenco Beach mit.
Abends ist es Zeit für die erste Hälfte des Barracudas, den wir vor Saba gefangen haben. Ein phantastischer Fisch, obwohl er ja nicht gerade appetitlich aussieht, ist er absolut lecker. Der Bursche hatte ja 2,2 kg, so gibt es gleich 2 Tage Fisch satt. Mit den neuen Ködern haben wir offensichtlich mehr Angelglück, mal sehen, was wir noch fangen. Ein Mahi Mahi wäre schon echt super, zumal ja vor dem Verzehr von Barracudas auf Puerto Rico und den Virgins ernsthaft gewarnt wird
Tage auf Culebra
Auf Culebra herrscht schon so eine Art Kommen und Gehen, doch es tröpfelt eher, als dass man von einem stetigen Fluss sprechen kann. Im Grunde genommen ist so wenig los, dass man im Vergleich mit allen anderen karibischen Inseln tatsächlich davon sprechen kann, dass absolut nichts los ist. Ein oder zwei Neuankömmlinge lösen regelmäßig ein oder zwei Weiterziehende ab. Fast alle sind Amerikaner oder Kanadier, aber wir sehen auch einen Franzosen, einen Spanier und auch noch einen weiteren Deutschen. In der Ensenada Honda auf Culebra liegen vielleicht 5 oder 6 Fahrtensegler, nicht 500 oder 600 wie vor Sainte Anne auf Martinique. Dass hier so wenig los ist, hätten wir wirklich nicht gedacht. Was für ein Gegensatz zu all den anderen Karibikinseln. Und ohne den nächsten Blogs von Puerto Rico vorgreifen zu wollen, so wird es bleiben. Wenn wir mal einen weiteren Mitsegler sehen, ist das fast so ein Ereignis wie auf einer Altantiküberfahrt. Und wenn der dann auch noch segelt und nicht motort, ist die Überraschung perfekt. Teilweise sehen wir tagelang nicht einen Mitsegeler und treffen nur einige wenige auf den Ankerplätzen. Und abseits der wenigen Hot Spots liegen wir oft ganz allein. Diejenigen, die dem Trubel der Karibik entfliehen wollen, sollten einfach mal nach Puerto Rico kommen.
Hector el Protector
Rund um die Bucht gibt es diverse Restaurants und Bars, doch eine kleine Recherche fördert wahre Schauergeschichten zu dem Preisniveau zu Tage. Ein einfacher Burger mit einem Drink liegt ganz locker bei 50 $ pro Person, wobei die tatsächlichen Kosten aus den Preisen der Speisekarte nur zu erahnen sind, denn es kommen noch eine Service- und ggf. Kartenzahlungs- bzw. Cash-Pauschalen hinzu, deren Höhen irgendwo in einem parallelen Preisuniversum ausgewürfelt werden.
So verbinden wir unseren kleinen Ausflug zu Hector el Protector mit einem Testeinkauf in einem der beiden Supermärkte auf Culebra, um mal ein puertoricanisches Preisgefühl zu bekommen. Hector el Protector ist die Skulptur eines Trolls. Sie steht direkt am Fährhafen und wurde 2014 im Rahmen eines Kunstfestivals von Thomas Dambo aus Holzresten erschaffen. Seitdem beschützt Hector el Protector Culebra. Zunächst beschützte Hector Culebra vor Besuchern »with bad intentions towards the nature of the island«, aber 2017 fiel er dem Hurricane Maria zum Opfer. In der ersten Installation schleuderte Hector noch Steine zur Verteidigung der Insel auf seine Widersacher. Doch nach dem Hurricane fehlte er Culebra, denn die Inselbewohner hatten ihn schon lange in ihr Herz geschlossen. So wurde Hector el Protector 2019 mithilfe von Thomas Dambo zu neuem Leben erweckt, diesmal aber friedlicher. Nun trägt er eine Laterne »to show any future hurricanes that here lies a beautiful island, which they don’t need to hit.« Es gibt übrigens viele Kolleginnen und Kollegen von Hector, man muss nur mal nach Hector und Thomas Dambo googeln, dann findet man sogar eine Karte, in der alle Holztrolle verzeichnet sind.
Allerdings beschützt Hector el Protektor Culebra nicht vor irren Preisen im Supermarkt. Da wenig ausgezeichnet ist, aber alle anderen Kunden dennoch kräftig zugreifen und durchaus auch große Einkäufe den Laden verlassen, beschließen wir, mal 12 Eier, einen Six Pack Budweiser und einen Joghurt zu kaufen. Unser Einkauf ist übersichtlich, doch auf dem Kassenbon stehen 30 $. Wobei das Six Pack mit nur 9 $ noch am preiswertesten ist und das 1 $ -🥚 der Klasse M unser Frühstück nun im wahrsten Sinne des Wortes bereichert. Nur gut, dass wir uns noch einmal auf den französischen Insel recht üppig verproviantiert haben, das könnten wir uns auf Puerto Rico gar nicht leisten. In Summe muss man tatsächlich sagen, ohne die französischen Inseln wäre die Karibik für uns kaum darstellbar.
Und dann weiter … einmal so und dann auch so.
Abends überlegen wir lange, wie es im Herbst ab Curaçao weitergehen könnte. Der erste Teil in der westlichen Karibik ist ja klar und der Beginn der Hurricane Saison 2026 markiert auch ganz natürlich den Punkt, an dem wir uns entscheiden müssen, wie es weitergehen soll. Und dieser Punkt dürfte in 13 Monaten gar nicht so weit entfernt von Culebra liegen. Da unser Budget jedoch überschaubar ist und wir auch nicht ganz frei von politischen Überzeugungen sind, tummeln sich in unserem Plan, die Ostküste der USA in Richtung Kanada zu besegeln, inzwischen immer mehr »Ja-Abers«. Klar könnten wir Kanada auch direkt über die Bermudas machen, aber wie weiter ab Neufundland? Zurück nach Europa über Grönland und Island wäre ein straffer Zeitplan, der kaum mehr Raum für die Länderziele lässt und nur noch das Ziel der nördlichen Segelroute kennt. Und bei einem Zurück über die Azoren sitzen uns im Spätsommer die Hurricanes genau zur Peak-Zeit im Nacken. Beides sind ohne Frage taffe Segelabenteuer, aber wollen wir das? Und wenn nicht zurück, ja dann bleibt nur, die Ostküste der USA herunterzusegeln, was uns wieder zu unseren Eingangsüberlegungen bringt.
Doch ok, wenn nicht nach Norden, in welche Himmelsrichtung könnte es dann gehen? Natürlich könnten wir auch noch ein weiteres Jahr in der Karibik bleiben, müssten dann aber runter bis nach Grenada oder Trinidad. Und da wir die PINCOYA versichert haben und ein Abstellen an Land in der Karibik auch nicht gerade zu den Schnäppchen zählt, wäre das zusammen mit den Heimatflügen eine recht kostenintensive Variante. Genügend Ziele, die wir noch nicht gesehen haben oder noch einmal besuchen möchten, gäbe es jedoch in jedem Fall.
Demgegenüber wirft die Variante »Panama-Kanal« sofort die Frage auf »Und wie weiter?«. Doch mit dieser Frage haben wir uns noch gar nicht beschäftigt, weil der Pazifik noch nie in unserem Focus lag.
Oder doch vielleicht einfach »konventionell Zurück«. Also via den Azoren z.B. nach Porto Santo. Diese Variante würde dann zwei weitere Möglichkeiten eröffnen: »Zurück in heimische Reviere und vielleicht doch mal hoch zum Nordkap« oder »Upps, da gibt’s ja auch noch die Südhalbkugel«. 🤨
Schwierig schwierig und zurzeit ist keine Antwort in Sicht. Es gibt mehr Fragen und Überlegungen als Antworten, doch es ist ja auch noch etwas hin, bis wir uns entscheiden müssen. So gibt es zunächst erst einmal die zweite Hälfte des Barracudas und gleich morgen angeln wir mal einen Mahi Mahi. Ganz bestimmt, die Capitana legt schon mal alles bereit, während der Barracuda auf unserem Grill duftet.
Isla de Culebra -> Isla Palominos
Distanz: 23,0 sm – Gesamtdistanz 2025: 3.920,7 sm
Auf dem Weg nach San Juan, der Hauptstadt Puerto Ricos, machen wir einen Zwischenstopp auf der Isla Palominos. Da der Wind genau aus Südosten kommt, kreuzen wir vor dem Wind. Es geht langsam und beschaulich voran.

„Hinter den vorgelagerten Riffen am Eingang der Ensenada Honda kann man auch prima ankern. Nächstes Mal…“
Auf halber Strecke haben wir etwas an der Angel, aber es ist schon wieder ein Barracuda und nicht der erhoffte Mahi Mahi. Er hat deutlich mehr als einen Meter, ein echt kapitaler Bursche. Unser ohnehin angebrochenes Netz wird von ihm gänzlich zerlegt. Aber wir müssen uns beeilen. Essen wollen wir den Kerl ja nicht, also Haken raus und zurück ins Wasser. Doch wir haben das Gefühl, dass wir mit der Aktion etwas langsam sind. Irgendwie stellt er sich tot. Doch als wir ihn wieder über Bord schubsen, erwacht er sofort zu neuem Leben und saust mit einigen kräftigen Hakenschlägen davon.

„Sicherheitshalber malt die Capitana die Beschriftung unserer Ankerboje noch einmal nach. Den Kescher hat's allerdings final zerlegt.“
In Richtung der Isla Palominos sind wir als Segler vollkommen allein. Einige Motorboote kommen uns entgegen oder überholen uns. Doch kein einziges Segel ist weit und breit zu sehen, nur in einiger Entfernung der segellose Mast eines Katamarans, der auch nach Westen unterwegs ist. So eine seglerische Einsamkeit hätten wir in der Karibik wirklich nicht für möglich gehalten, aber Puerto Rico scheint tatsächlich kein Fahrtenseglerziel zu sein. Vielleicht liegt das auch an der Visumpflicht.

„Die Cayo La Planquilla, eine kleine Insel der Riffkette nördlich der Isla Palominos. Bei ruhigem Wetter durchaus auch mal ein Ziel.“
Es ist Freitag und vor dem kleinen Strand der Isla Palominos tobt schon mal der Beach-Party-Wahnsinn. Wir hatten das gelesen, wollten aber nicht noch länger auf Culebra bleiben. Da der Party-Beach ganz im Süden liegt, bleiben wir einfach im Norden hinter der kleinen Riffnase der Insel. Dort geht es. Vor dem Strand liegen etwa 40 bis 60 Motorboote. 2/3 davon ankern römisch-katholisch direkt vor dem Strand. Mehr passen dort auch nicht nebeneinander hin, denn so lang ist der Strand nun auch wieder nicht. Die unvermeidliche Wummermucke dröhnt zwar auch bis zu uns herüber, ist aber noch erträglich. Doch kurz nach Sonnenuntergang löst sich die Party auf. Morgen ist Samstag, mal sehen, ob wir bleiben oder doch lieber gleich das Weite suchen.
Isla de Culebra
18° 18′ 19,4” N, 065° 17′ 51,3” W
Isla Palominos
18° 21′ 02,5” N, 065° 34′ 23,5” W