Und plötzlich ist alles anders


Es hätte uns und unsere Pläne wirklich nicht ungünstiger treffen können.
Irgendwie gibt es jetzt nur noch die Frage: “Und nun?” Und die einzige Antwort, die wir darauf haben, ist: “Wir wissen es nicht!”
In Summe sind das alles keine guten Aussichten. Vor fast 1 1/2 Jahren haben wir unseren Job gekündigt, um ab »Jetzt« reisend unterwegs zu sein. Aber aktuell geht kaum weniger als genau dieses Reisen. Ausgangssperren, Grenzen zu, Häfen geschlossen und die PINCOYA liegt für uns unerreichbar in Spanien. Es gibt aktuell kein Land mehr, was auf unserer Besuchsliste steht, das nicht dicht gemacht hat. Ganz abgesehen davon, dass wir momentan ganz froh darüber sind, hier in Deutschland mit seinem Gesundheitssystem zu sein und nicht irgendwo anders. So schnell kann so ein kleines Virus alles auf den Kopf stellen und alles relativieren, was eben noch als sicher galt.

Natürlich hatten wir uns in all den letzten Jahren auch immer mal wieder Sorgen gemacht, dass unsere Pläne sich nicht so verwirklichen lassen, wie wir es uns erträumen. Dabei drehte es sich allerdings immer um eher gesundheitliche Dinge aus dem Standardrepertoire. Auch wenn man sich fit fühlt, kann ja doch immer irgendetwas Blödes überraschend über einen herfallen. Das war am Ende auch der Grund dafür, warum wir nicht gewartet haben und uns unsere Segelträume jedes Jahr so maximal erfüllt haben, wie es eben ging. Und 2018 war dann unser unbedingtes »Muss-Jahr« und seitdem ist alles Plus.
Dass diese Sichtweise nun aber so plötzlich und auf so andere Weise auf den Prüfstand gestellt wird, ist für uns schon gewöhnungsbedürftig. Eine solche Sichtweise lässt sich ja einfach vertreten, wenn sie nicht durch die Realität strapaziert wird. Eine ganz andere Nummer ist es allerdings, diese Sichtweise auch beizubehalten, wenn die Realität droht, sie wahr werden zu lassen. Zugegeben, da müssen wir schon unsere Gefühle aktiv bei der Hand nehmen, um diesen Standpunkt nicht einfach so aufzugeben. Und all den aufkeimenden Frust müssen wir aktiv auf dem Hintergrund, was alles schon ging, gerade rücken, um nicht versteift auf etwas sauer zu sein, was sich eh nicht ändern lässt.

Die aktuelle Pandemie-Situation ist absolut besorgniserregend, aber jede Pandemie geht auch irgendwann zu Ende. Und wenn wir die ganze Geschichte ohne größere Blessuren überstehen, dann geht es halt danach mit unseren Reiseplänen weiter. Aber wir fürchten, dass sich unsere Reisepläne durch diesen Virus doch mehr verändern, als wir das bisher ahnen.

Zum einen werden unsere Reisepläne wohl kürzer. Das sieht man schon ganz drastisch in diesem Jahr, denn die Azoren fallen auf jeden Fall aus und ob die ganze Segelsaison ein Totalverlust wird, ist noch gar nicht abzusehen. Und selbst wenn sich die westliche Welt relativ schnell wieder erholt, was ist mit dem Rest der Welt und mit welchen wiederkehrenden Ausbrüchen und Mutationen des Virus müssen wir rechnen. So werden unsere Reisepläne wohl in zweierlei Hinsicht kürzer, räumlich und auch zeitlich. Zeitlich kurzfristig, aber eben auch zeitlich langfristig.

Und allein die letzten 6 Wochen haben die Welt, die wir fast unumstößlich als unsere Reisewelt gesehen hatten, vollkommen auf den Kopf gestellt. Dort, wo gerade noch eine kosmopolitische Reisefreiheit herrschte, sind nun geschlossene Grenzen, Einreiseverbot und Sanktionen. Dieser neue Nationalismus steht in dem krassesten Gegensatz zu der immer kosmopolitischer gewordenen Welt, in der Astrid und ich aufgewachsen sind. Und sie steht auch in einem krassen Gegensatz zu dem, was wir bisher im jedem Ausland erlebt haben. Was zum Teufel treibt unsere europäischen Politiker? Wie viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hat es gedauert, nur in Europa die Grenzen abzuräumen? Und nun hat ein Virus, das sich zudem eh für keine Grenzen interessiert, innerhalb von nur 3 Wochen die Schlagbäume wieder fallen lassen. Unsinniger geht es kaum. Hilfreich wären in Europa abgestimmte Maßnahmen, und nicht dieses Klein-Klein und dieser Meins-Meins-Nationalismus.
Und hier liegt unter Umständen noch das größere, zukünftige Problem unserer Reiseträume, wenn Europa das schon nicht schafft, was ist dann mit dem Rest der Welt, in dem immer mehr bekloppte Populisten den Ton angeben und dadurch die Situation noch verschärfen.

Das sind summa summarum keine guten Aussichten für unsere Pläne, nicht das Virus, aber die Veränderungen, die es ganz sicher nach sich ziehen wird, werden unsere Reisepläne maximal ungünstig treffen.