Fast von allem etwas…


21.08.

Hier auf Gotland einzuschlagen, war definitiv eine gute Entscheidung. Als wir am Samstag hier einlaufen, sieht es noch so wie auf den ersten Bildern aus.

„Vändburg, ein ehemaliger Verladehafen für Kalk.“

„Vändburg, ein ehemaliger Verladehafen für Kalk.“

„Die ersten Ausläufer der Raukar werden noch schnell bei etwas Abendsonne photographiert.“

„Die ersten Ausläufer der Raukar werden noch schnell bei etwas Abendsonne photographiert.“

„Das Hafenbecken wurde einfach aus dem Fels gesprengt und der rausgesprengte Fels zur Befestigung des Hafen genommen.“

„Das Hafenbecken wurde einfach aus dem Fels gesprengt und der rausgesprengte Fels zur Befestigung des Hafen genommen.“

Aber seit Sonnenaufgang am Sonntag regnet es bei null-komma-nix Wind. Die Tropfen fallen einfach willenlos aus den Wolken gerade herunter. Die glücklicheren von ihnen klatschen platt ins Wasser, die mit etwas mehr Pech zerlegt es spritzend auf der Pier. Es ist trüb, grau und nass. Durch die Nacht motoren ist ja das eine, dies bei trübem Dauerregen ohne einen Hauch Wind zu machen, ist maximal … sagen wir mal „unschön“!

„Regen Regen Regen...“

„Regen Regen Regen…“

So richtig schlimm ist das Wetter aber für uns nun auch wieder nicht, denn es passiert eben einfach gar nichts Neues, was photographiert, gefilmt oder gebloggt werden möchte.
Dies ist meine Chance aufzuholen! So werden das Sortieren der Bilder, das Schreiben der Blogs und die Familienchats zum Geburtstag meines Mütterleins nur vom Duschen und einem Mittagsschläfchen unterbrochen.

Und am Abend können wir feststellen, dass die Wettervorhersage diesmal recht hatte, denn es hat wirklich nur einmal ganz kurz aufgehört zu regnen.

Aber es gibt natürlich doch etwas zu schreiben. ? Der Hafenmeister von Vändburg ist neben den Raukar die zweite Sehenswürdigkeit dieser Ecke Gotlands. Sein Alter ist schwer zu schätzen, aber deutlich über 60 wird er sein. Er lebt etwas oberhalb des Hafens in einem alten schrottreifen Wohnwagen. Den Hafen kontrolliert er aus seinem Wohnwagen oder mit einer Kontrollfahrt mit einem seiner ebenso schrottreifen Autos. Das Highlight ist allerdings sein verfilzter Zopf. Der findet bei seinen Kontrollfahrten Platz im Fußraum oder auf dem Beifahrersitz, wenn der nicht schon von anderen wertvollen Sachen belegt ist. Der Zopf ist an die 2 Meter lang und erreicht am Kopfende gut die Oberarmstärke eines transsilvanischen Ringers. Als Hafenmeister ist er wohl „freier Mitarbeiter“ der Kommune Vändburg. Seinen Job als Hafenmeister macht er gewissenhaft und kassiert anhand der Unterlagen der Kommune die etwas überhöhten Hafengebühren. Wir finden es toll, dass so schräge Originale offensichtlich so problemlos mit all ihren Eigenarten in eine Gesellschaft integriert werden können.
Immer wieder kommen „normale“ Gotländer zum Hafen, um zu schauen, was hier nun für ein deutsches Schiff angekommen ist. Die Saison hier in Schweden ist ja schließlich schon zu Ende und so ist jede Abwechselung willkommen. All diese „normalen“ Gotländer und auch diejenigen, die zum Angeln an die Mole kommen, grüßen unseren Hafenmeister und halten mit ihm ein Pläuschchen.
Am Sonntag passiert dann noch eine Absonderlichkeit, die vielleicht auch etwas über Schweden berichtet. Ein Schwede fährt mit seinem recht neuen Volvo neben unser Schiff, wedelt mit einem 50 Kronen-Schein und fragt „German beer?“ Damit erschöpft sich allerdings auch schon sein „außerschwedischer Wortschatz“ und er schaut etwas traurig, als ich ihm sage: „Nej, nej, only for Eigenbedarf close enough to almost too less!“

22.08.

Vändburg -> Ljugarn Start: 13:30 Ende: 20:20 Wind: SW 8-15 kn Distanz: 33,0 sm Gesamtdistanz: 351,5 sm

„von Vändburg -> nach Ljugarn“

„von Vändburg -> nach Ljugarn“

Irgendwann in der Nacht hat der Regen aufgehört. Wir haben es nicht bemerkt, aber da uns ja auch kein großer Abschiedsschmerz quält, können wir mit dieser wortlosen Trennung ganz gut leben. Es ist immer noch windstill und Gotland kann sich noch nicht recht entscheiden, ob es nun im Nebel liegen soll oder es nur einfach diesig ist. Für später hat sich eine brüllende Sommersonne angekündigt, die ziert sich aber jetzt gerade noch etwas.

„Im Dauerregen ist gestern Abend noch ein Schweden einhand (!) mit seinem holländischen Gaffelkutter angekommen.“

„Im Dauerregen ist gestern Abend noch ein Schweden einhand (!) mit seinem holländischen Gaffelkutter angekommen.“

Da ich Photos mit Sonne viel schöner finde als ohne, verschieben wir unseren Vormittagsspaziergang zu den Raukar immer wieder. Im Südwesten sehen wir den blauen Himmel schon, aber der will ums Verrecken nicht zu uns rüberkommen.

„Die Raukar...“

„Die Raukar…“

Dann gehen wir am Ende doch ohne Sonne, weil Astrid quengelt und endlich mal wieder was machen will. Raukar sind teilweise viele Meter hohe Kalksteinsäulen, auf die man nur schwierig klettern, aber an denen man sich ganz hervorragend das Schienbein aufschlagen kann, wenn man nicht glaubt, dass das mit dem Klettern doch irgendwie eine doofe Idee ist. Es gibt noch eine geologische Erklärung, aber die persönliche Erklärung finde ich gerade aus persönlichen Gründen viel treffender. Da uns die Raukar noch auf ganz Gotland begleiten werden und sich so noch viele Gelegenheiten ergeben werden, meine neuen Wanderschuhe beim Freeclimbing zu testen, werde ich vielleicht auch noch mal was zu der geologischen Entstehung schreiben, wenn das Schienbein nicht mehr schmerzt. Nur noch eins, unten, gleich dort wo die Raukar machmal direkt im Wasser stehen, dort sind sie verdammt glitschig und bieten auch neuen Wanderschuhen wenig halt.

„… sie schreien danach erklommen zu werden.“

„… sie schreien danach erklommen zu werden.“

„Helden der Kletterkunst. Gar nicht so schlecht, wenn der Schmerz wieder nachlässt.“

„Helden der Kletterkunst. Gar nicht so schlecht, wenn der Schmerz wieder nachlässt.“

Um 13:00 sind wir dann vom Spaziergang zurück und machen uns langsam fertig für die nächste Etappe. Die Sonne steht knapp vor ihrem Durchbruch, es kann sich nur noch um Stunden handeln.

„Geilstes Parasailorwetter. Die Sonne hat es am Ende doch gegen den Dunst geschafft.“

„Geilstes Parasailorwetter. Die Sonne hat es am Ende doch gegen den Dunst geschafft.“

Gleich hinter dem Hafen setzen wir den Parasailor und bergen ihn erst nach 30 sm wieder kurz vor unserem Zielhafen. Ein wunderbarer Segeltag, der Wind nimmt langsam zu und dann endlich kommt auch noch die Sonne raus. Herrlich!!!

„Es rauscht mit 5 bis 6 kn dahin. Toll!“

„Es rauscht mit 5 bis 6 kn dahin. Toll!“

„Fast zu spät für den fast nicht beleuchteten Hafen von Ljugarn laufen wir ein.“

„Fast zu spät für den fast nicht beleuchteten Hafen von Ljugarn laufen wir ein.“

in Ljugarn
55° 19” 19,4’ N, 18° 42” 34,4’ E


2016.08_1_Estland_22.08.kml