Da ist rechts und links so’n Ding dran!


Als wir uns am Donnerstag von unseren Kollegen in ein langes Bastelwochenende verabschieden, ernten wir ungläubige Blicke. Daran, dass wir mit nicht nachvollziehbarer Freude 3 Tage in einer 2° warmen Halle an unserem Schiff basteln, haben sie sich ja in den letzten Jahren schon gewöhnt, aber dass wir immer noch nicht fertig sind, versetzt sie doch etwas in Erstaunen. Selbst Kollegen mit einer gewissen „Vorstellung von Schiff“ fragen uns, was da denn nach so vielen kalten Winterbastelwochenenden immer noch zu tun sein könnte.

„So kalt sind die Winterbastelwochenenden eigentlich gar nicht, eigentlich ist die Zeit hier auf Fehmarn manchmal auch recht freundlich.“

„So kalt sind die Winterbastelwochenenden eigentlich gar nicht, eigentlich ist die Zeit hier auf Fehmarn manchmal auch recht freundlich.“

Bis vor ein paar Jahren lag bei uns in der Navigation ein kleines Büchlein mit der Aufschrift „Reparaturbuch“. Dort wurde all das eingetragen, was nicht gleich repariert werden konnte oder musste. Mit der PINCOYA evolutionierte dieses Büchlein dann in zwei Richtungen. Zum einen wurde aus dem Büchlein eine Excel-Tabelle und zum anderen bekamen die schnöden Reparaturen Gesellschaft von all den Dingen, die wir für unsere Langfahrt haben wollten, und auch von denen, die vielleicht nicht direkt segel-lebensnotwendig sind, die wir aber trotzdem gerne hätten. All diese Punkte, zusammen mit den Punkten, die man an einem Serienschiff sowieso umbauen muss, um es wirklich alltags-hochseetauglich zu machen, ergeben eine lange, eine sehr lange Liste. Erschwerend kommt hinzu, dass mir immer wieder neue Sachen einfallen, die man irgendwie besser und anders machen könnte. Das ist zwar kein Teufelskreis, aber ein munterer Quell stetiger Bastelfreude.

Mit dem Bugspriet, dem Kutterrigg und den neuen Segeln zum Ende der letzten Saison haben wir die größten Anschaffungs- und Umbaupunkte nun erst einmal hinter uns. Dass unser Autopilot gerade jetzt schwächelt, ist blöd, aber der Bursche ist nun eben auch schon seit 4 Jahren volljährig und so ziemlich das letzte wichtige Teil, das wir noch nicht zerlegt, umgebaut und wieder zusammengesetzt haben. Am Ende des Tages hat unser ungebremster Bastelwahn aber auch einen Vorteil. Inzwischen kennen wir jede Schraube, jedes Kabel und auch jedes andere Ding auf der PINCOYA mit Vornamen. Schaden kann das sicherlich nicht, und ein gutes Gefühl macht es auch.

„Astrid ist abgetaucht und… am Ende passt es!“

„Astrid ist abgetaucht und… am Ende passt es!“

Bevor wir uns aber dem Autopiloten und der Hydraulik widmen, gibt es erst einmal eine Einhebelmischbatterie in der Pantry. Genau das ist so ein Ding, das ganz sicher nicht segel-lebensnotwendig ist, aber total nervt, denn wir leben im 21. Jahrhundert, in dem ein englischer Bad- und Küchenkomfort mit separatem Kalt- und Warmwasserhahn definitiv out ist. So schraubt Astrid gleich einmal an unserem persönlichen Brexit herum, hin zu einem EU-Komfort mit Einhebelmischbatterie. Eines der wirklich bemerkenswertesten Erbstücke britischer Kolonialherrschaft sind ja die zölligen Maße für Rohr, Schlauch und jegliche Art von Gewinden im Sanitärbereich. Vielleicht sollte unser EU-Juncker den Brexit beim Schopfe packen und diesem kruden Rätsel der Sanitärkunst mit metrischen Maßen ein für alle Mal ein Ende bereiten. Man könnte ja vielleicht einen metrischen Sanitärstandard gegen eine teilweise Öffnung des EU-Binnenmarktes für die Briten tauschen. Die vollständige Öffnung kann es allerdings nur geben, wenn die Briten auch von Black Pudding, Weetabix und Marmite Abstand nehmen.

Da dies allerdings alles noch Zukunftsmusik ist, trifft Astrid beim Zusammenbau auf ein 1/2 zölliges und ein „Keiner-weiß,-was-das-nun-wieder-ist!-Gewinde“. Natürlich passt nichts zusammen, wie sollte das auch anders sein. Die neue Einhebelmischbatterie kommt mit einem 3/8 Zoll Innengewinde daher und trifft nach vollständiger Demontage der restlichen Verbindungsstücke dänischer Werftkunst auf eine 1/2 zöllige Schlauchtülle. Astrid strahlt, das ist ein lösbares Problem, wir brauchen nur so ein Doppeldings mit eben links und rechts jeweils so einem Dings in der richtigen Größen dran. Ganz einfach also! Der freundliche Sanitärfachmann aus dem Baumarkt weiß sofort Bescheid und drückt Astrid 2 1/2-auf-3/8-Zoll Doppelnippel in die Hand. Und im Handumdrehen ist wieder eine Bastelbaustelle geschlossen.

„Es ist angerichtet. Eine gemischte Bastelmittagspause.“

„Es ist angerichtet. Eine gemischte Bastelmittagspause.“

„Unbequem, Britzeldings und Wasserstandsanzeiger.“

„Unbequem, Britzeldings und Wasserstandsanzeiger.“

Während sich Astrid in der Pantry vergnügt, bemühe ich mich um die neue Dieseltankentlüftung, den Fallenstopper für die Reffleine der neuen Rollanlage und einen neuen doppelten Fallenstopper außen am Cockpit, weil wir alle Schoten der 3 Reffs des neuen Groß im Cockpit haben wollen und deswegen der Rest der Strippen umsortiert werden muss.
Eigentlich alles keine große Nummer, die drei Montagestellen liegen sogar alle günstig auf steuerbord, aber so saublöd, dass ich in der Achterkoje vorher nicht nur den dreiteiligen Himmel komplett demontieren muss, sondern auch noch den Rahmen des Fensters, die Kleiderstange und die Halterungen der Angeln.

„V4A ist so ziemlich das Blödeste zum Bohren, was es gibt, da leuchtet am Ende nicht nur die Hecklaterne.“

„V4A ist so ziemlich das Blödeste zum Bohren, was es gibt, da leuchtet am Ende nicht nur die Hecklaterne.“

Und da die Schrauben für die Fallenstopper natürlich zu kurz sind, verlegen wir zwischendurch noch schnell den Mega Pulser, also dieses Britzelding für das noch ausstehende Batteriewunder, montieren eine LED-Hecklaterne, deren Löcher natürlich nicht zu den Löchern der alten passen und quälen einen neuen Wasserstandgeber in den Wassertank zur gepflegten Anzeige des Trinkwasserbestandes, der aktuell gleich Null ist. Das Britzelding bekommt auch noch gleich einen Schalter, denn es lutscht doch bis zum bitteren Ende an den Batterien herum, auch wenn die Betriebsanleitung etwas anderes behauptet. Im Sommer ist das alles egal, weil die Solarzellen immer für Nachschub sorgen, aber in der Winterlagerhalle ist mit der Wintersonne nicht wirklich viel los, deswegen macht es Sinn, das Britzelwunder in seiner Wunderwirkung zu unterbrechen.

„Toll! Endlich wieder in der Backskiste, wie hat mir das gefehlt!“

„Toll! Endlich wieder in der Backskiste, wie hat mir das gefehlt!“

Am frühen Samstagmittag ist dann all der Kleinkram erledigt und nun geht es an den Punkt, den wir seit Monaten diskutieren. Ein Kaufargument für die PINCOYA war der Innensteuerstand, und nun ist der Entschluss gefallen, genau diesen Innensteuerstand zurückzubauen und zu entsorgen.

„Alles muss raus….“

„Alles muss raus….“

Am Sonntagnachmittag ist alles demontiert. Speziell die ganze Hydraulikgeschichte haben wir ohne große Sauerei ausbauen können. Und nun steht die Kiste mit Hydrauliksteuerung und dem zweiten Gashebel bei uns im Keller und über das Warum schreiben wir im nächsten Blog, weil sonst dieser Blog zu adipös wird.

„Und nun steht ein Teil unserer Kaufentscheidung in einer Plastikkiste im Keller.“

„Und nun steht ein Teil unserer Kaufentscheidung in einer Plastikkiste im Keller.“

immer noch beim Burgstaaken zum Winterschlaf
54° 25′ 20,2“ N 11° 11′ 13,6“ E