elektronisches Frühlingserwachen


Langes Wochenende! Der erste Mai klebt dieses Jahr arbeitnehmerfreundlich an einem Sonntag. Das haben nicht nur wir und viele andere Freizeithungrige bemerkt, sondern auch unsere Freunde der Autobahnmeistereien von Hamburg und Schleswig-Holstein. Nach den Erfolgen vom letzten Donnerstag und Freitag am Elbtunnel mit einem beidseitigen 30km-Stau, konzentriert man sich nun auch wieder auf die A1, wobei man aber die A7 nicht aus dem Auge verliert. So gelingt es kurzzeitig, Skandinavien verkehrstechnisch vom südlichen Europa abzuschneiden. Auch wenn weiter östlich noch einige Fährverbindungen verzweifelt versuchen, den kleinen Grenzverkehr nach Schweden aufrecht zu erhalten. Über Schleswig-Holstein und Hamburg geht wenigstens nichts mehr. So können die Autobahnmeistereien tatsächlich am Freitag ihren selbstgebastelten „Scexit“ feiern! Scandinavia follows etwas ungewollt the Briten and has no entry to the European Binnenmarket anymore. Das dabei auch gleich die Schleswig-Holsteiner in der Rolle der Schicksals-Schotten aus Deutschlands Norden großflächig mit in den Exit geschickt werden, ist dumm für die Schleswig-Holsteiner gelaufen, aber die haben ja eh schon öfter mal zu Dänemark gehört und sollen sich also mal gar nicht so anstellen.

So führt uns unser Navi durch unberührte Landschaften und idyllische Dörfer im Kreis Stormarn und im Herzogtum Lauenburg, die wir ohne die Erfolge der Autobahnmeistereien nie gesehen hätten.

 

„Obwohl es a…kalt ist, stehen wir noch etwas draußen.“

„Obwohl es a…kalt ist, stehen wir noch etwas draußen.“

„Kerstin, Olaf und die Raija verabschieden sich für diesen Sommer aus HHafen.“

„Kerstin, Olaf und die Raija verabschieden sich für diesen Sommer aus HHafen.“

Nachdem wir am letzten Wochenende die Hydraulikbaustelle zunächst einmal abschließen konnten, geht es nun an den Einbau des neuen B&G-Autopiloten. Das Ganze hat inzwischen schon etwas von einer fast verzweifelten Bastelaufholjagd, denn in 4 Wochen, zu Pfingsten, wollen wir in unseren 5-wöchigen Sommerurlaub aufbrechen. Ausgerechnet in diesem Jahr, in dem basteltechnisch so vieles schief geht, haben wir unseren Sommerurlaub so ungewöhnlich früh geplant. So sitzt uns nun die Zeit mächtig im Nacken.

 

„Es geht mit dem Kompasssensor los und die Kabel wollen quer durch's Schiff, aber keiner soll’s hinterher sehen.“

„Es geht mit dem Kompasssensor los und die Kabel wollen quer durch’s Schiff, aber keiner soll’s hinterher sehen.“

Zunächst findet der neue Kompasssensor sein Plätzchen im Eingang zur Mittelkoje. Dort laufen keine störenden Kabel, der Motor-Metallklops ist auch weit genug weg und der Sensor sitzt immer noch so tief, dass es ihm bei seiner Arbeit wohl auch nicht zu schaukelig wird. Und wir kommen auch mit dem Kabel ganz elegant zum Backbone des neuen NMEA-2000 Netzwerks.

Die Händler auf den Messen haben uns schon etwas Angst vor dem grundsätzlichen Aufbau des Netzwerks gemacht und uns das kostenlose Erstellen einer Expertenzeichnung immer großzügig als enormes Preisnachlassmessesonderangebot angepriesen. Das hat uns ehrfurchtsvoll in großer Dankbarkeit zusammenzucken lassen. Im Nachhinein müssen wir sagen, dass man auch als Laie nicht wirklich besonders viel falsch machen kann. Besonders wenn man bereit ist, die vorkonfektionierten Kabel zu kaufen und weiß, was man alles in das Netzwerk nehmen möchte. Unter Umständen ist es auch noch gut, wenn man eine Vorstellung davon hat, was zukünftig noch dazukommen könnte. Aber ein echtes Experten-Hexenwerk ist das alles nicht und ehrlich gesagt, kann das eigentlich jeder Depp.

 

„Im Chaos den Überblick behalten! “

„Im Chaos den Überblick behalten! “

Der einzig schwierige Punkt war die Entscheidung, ob man vorn, also dort wo bei uns dermaleinst auch der Windgeber und die Logge angeschlossen werden sollen, mit dem „Mama-“ oder „Papa-Endwiderstand“ des Backbones beginnen muss. Da der Windgeber als natürliches Ende des Backbones einen Endwiderstand hat, war es schon interessant, ob das Kabel vom Windsensor mit „Mama“ oder „Papa“ ankommt. Keiner der Experten hatte sich offensichtlich bisher diese banale Frage gestellt, und auf keiner aller Experten-WebPages war auch nur der kleinste Hinweis auf die Art des Steckers zu finden ?. Nach einiger Recherche im Internet finden wir tief unten in den technischen Details einer amerikanischen B&G-WebPage eine Zeichnung, die die erlösenden Worte „male plug“ enthält. Zur Ehrenrettung des deutschen Yachtzubehör-Handels müssen wir allerdings auch sagen, dass wir diesen kleinen Hinweis einige Tage später auch bei SVB finden. Man merkt, dass die von SVB wohl nicht nur verkaufen, sondern auch selbst mal schrauben.

 

„Kabelsalat und ein erstes Leuchten des Triton.“

„Kabelsalat und ein erstes Leuchten des Triton.“

Nachdem dann der Kompasssensor dort saß, wo er sitzen sollte und die ersten Meter Kabel verlegt waren, war der Rest bis in die Backskiste, wo der Autopilot-Computer seine neue Heimat finden sollte, nur noch viel fummelige Fleißarbeit. Wer irgendwann einmal versucht hat, ein Kabel in einem Schiff von von A nach B zu ziehen, weiß um die unendlich verwürgte Wurschtelei, das Kabel richtig hinter alle Verkleidungen, durch Kanäle und Rohre und in die Ecken zu verlegen, wo es hin soll.

 

„Kaum ist der Innensteuerstand weg, wird der Raum auch schon multifunktional genutzt.“

„Kaum ist der Innensteuerstand weg, wird der Raum auch schon multifunktional genutzt.“

Mit dem Aufbau der neuen B&G-Elektronik bauen wir auch gleich das alte Raymarine/Autohelm-System Schritt für Schritt zurück. Mit einem einfachen Rausreißen ist es nicht getan, denn schließlich sollen der Raymarine-Windgeber, die Logge und das Lot noch diese Saison weiter ihren Dienst tun. Am Montag tun die drei auch wirklich noch ihren Dienst, obwohl wir trotz aller Mühe nicht verstanden haben, wie das alte SeaTalk-Netzwerk mal verlegt und verschaltet wurde. Aber es geht noch, obwohl wir schon jetzt ein ansehnliches Knäuel von Kabeln entfernt haben ?. Eine Light-Variante des alten Raymarine-Autopiloten mit Computer, Bedieneinheit und Ruderlagegeber wollen wir uns grundsätzlich noch als BackUp erhalten. Verkaufen können wir den alten Kram eh nicht mehr, so kann er halt in Stand-by drin bleiben, so dass wir ihn im Notfall nur noch wieder anklemmen müssen. Wahrscheinlich werden wir das sowieso nie brauchen, aber es macht zum Nulltarif das echt gute Profi-Gefühl, einen gedoppelten Autopiloten zu haben. ?

Bevor wir das lange Bastelwochenende beschließen, stecken wir noch schnell den Endwiderstand hinten ins Netz und testen die bisher verbauten Geräte. Alles geht, nur der AIT2000 will seine Position nicht dem Netzwerk preisgeben. Die Schiffspositionen sind da und werden auch im B&G-Triton angezeigt, aber das ganze System hat keine Ahnung wo es ist ?. Der Fehler ist schnell gefunden der Digital Yacht AIT2000 braucht ein Fimware-UpDate ?. Also laden wir das UpDate runter, installieren den UpDater und scheitern kläglich ein ums andere Mal ☹️. Das kann ja heiter werden, Astrid schreibt eine lange Support-eMail an Digital Yacht in England. Hoffentlich können die helfen, wie blöd wäre es, wenn nun ausgerechnet der AIS-Transponder ein Problem mit dem 2000er Netzwerk hat.

 

„Letzte Einpassungen.“

„Letzte Einpassungen.“

Also richten wir unsere Hoffnung auf den britischen Support und fahren mal schnell 4 Tage arbeiten, um gleich am nächsten Wochenende den Schlussspurt zu beginnen.