… kaum begreifbar.


Die Bilder aus unserem letzten Urlaub warten immer noch geduldig auf etwas mehr Aufmerksamkeit. Eigentlich hatten wir uns ganz fest vorgenommen, dieses Mal die Bild- und Video-Auslese nicht wieder so lange vor uns herzuschieben. Aber kaum sind wir zurück, haben wir nichts anderes mehr im Kopf als das nächste Jahr. Das ist schon etwas ungerecht gegenüber unserem traumhaften 5-Wochenurlaub in Norwegen. Doch der nächste Urlaub ist eigentlich gar kein Urlaub mehr, sondern das Ziel, das wir seit dem Kauf der PINCOYA im Kopf haben. Deswegen schrauben sich nun all unsere Gedanken unaufhaltsam nach vorne und hinten droht Norwegen zu verblassen.

Allein der Gedanke, dass nun wirklich das passieren kann, wovon wir so lange geträumt haben, ist unwirklich. Vielleicht ist das zwangsläufig so, wenn man eine gefühlte Ewigkeit sein Fernziel aus der Ferne betrachtet hat. In den letzten Jahren haben wir uns nicht nur einmal gefragt, ob wir nicht Gefahr laufen, dass unser Weg das Ziel bleibt. Wenn eine so lange Zeitspanne zwischen Idee und Verwirklichung liegt, besteht schon das Risiko, sich in der Vorbereitung auf das Ziel ganz häuslich einzurichten. Allzu leicht tritt dann das Ziel höflich und defensiv in den Hintergrund und läßt all den Vorbereitungen großzügig den Vortritt. Da aber Vorbereitungen die Eigenschaft haben, nie fertig zu werden, verschrumpelt das eigentliche Ziel dann all zu leicht in seiner defensiven Ecke.

Es hat ja damals schon eine Weile gebraucht, bis wir für uns den Gedanken ernsthaft zugelassen haben, dass auch wir auf Langfahrt gehen könnten. Die Langfahrer oder Weltumsegler waren damals für uns entweder irre Typen oder Leute, die nicht wissen, wohin mit der Kohle, die nicht mehr arbeiten müssen und sich Träume einfach mal so kaufen können. Wir als Normalos waren weder irre, noch hatten wir irre viel Geld. Aber weil die Langfahrtidee so schön prickelte, hat sie uns seit dem ersten Abend, an dem wir dachten „Könnte ja vielleicht doch gehen!“, nicht mehr losgelassen.

Für Außenstehende sah und sieht unser Plan ziemlich entschlossen aus. Das ist er jetzt auch, obwohl das nicht immer so war. Als wir das erste Mal dachten „könnte gehen“, hatten wir noch kein Langfahrtschiff, kaum finanzielle Rücklagen, wenig Segelerfahrung und noch weniger Ahnung von Schiffstechnik, standen mitten in einem engen Geflecht von Abhängigkeiten und der realistisch mögliche Termin lag so weit in der Zukunft, dass er gefühlt aus einer anderen Zeitrechnung kommen musste. Also blieb uns nur der Weg der kleinen Schritte, möglichst ohne sich auf diesem Weg zu verlieren. Ein fertiges Langfahrtschiff konnten wir uns nicht leisten, wobei wir heute auch wissen, dass es so etwas auch gar nicht gibt. Also musste ein Schiff her, dass Ausbaupotential hatte, wobei dieses Ausbaupotential so beschaffen sein musste, dass wir es selbst heben konnten, denn auch das Geld für üppige Werftaufträge hatten wir nicht. „Selbermachen” war für uns ohnehin so eine Art Generalschlüssel zu unserer Langfahrtidee. Erstens ist Selbermachen wesentlich preiswerter und zweitens kann man alles so machen, wie man es gerne haben will. Das Selbermachen hat auch den riesigen Vorteil, dass man hinterher genau weiß, wie alles funktioniert und zusammenhängt. Doch Selbermachen hat auch den Nachteil, dass alles um einiges länger dauert, als einen Auftrag bei der Werft zu erteilen. Die Zeit muss man haben oder sich nehmen. Insbesondere muss man aber auch Spass daran haben, all diese Sachen selbst zu machen. Wenn man den Spass hat und sich etwas Zeit nimmt, dann kann man fast alles lernen und selbst machen. Ein „Kannichnich“ gibt es dann fast nicht mehr.

Die lange Zeit zwischen unserer Idee und ihrer Verwirklichung war wirklich lang, und eine solche Zeitspanne ist sicherlich nicht jedermanns Sache, wenn einem im Kopf Langfahrtideen herumspuken. Und natürlich haben wir auch selbst nicht nur einmal gedacht „verdammt lang hin“. Aber auf der anderen Seite hat uns die lange Zeitspanne auch erst die Möglichkeit gegeben, es überhaupt zu machen. Denn schneller wäre es vielleicht gegangen, dann aber nur mit Kompromissen, die wir nicht eingehen konnten oder wollten.

Diese Gedanken gehen uns heute durch den Kopf und wir können kaum begreifen, dass unser Ziel nun greifbar ist. Und wenn wir mal ganz ehrlich zu uns sind, dann müssen wir auch sagen, dass diese Langsamkeit der richtige Weg für uns war, denn so vieles um unser Ziel herum hat sich zwischenzeitlich verändert, nur eben unser Ziel nicht.
Und ganz nebenbei war auf diesem Weg noch Zeit für mehr als 9000 Segelmeilen und 8 tolle Urlaube, dass darf man ja auch nicht einfach vergessen. Die Kombination aus Sommer = Segelzeit und Winter = Bastelzeit war super und hat sommers wie winters viel Spaß gemacht.
Und nun geht’s los!