Vorbereitungen


Obwohl wir die PINCOYA nun ja schon seit Anbeginn auf unsere Tour vorbereiten, ist immer noch etwas zu tun. Das hängt aber vielleicht auch damit zusammen, dass uns immer wieder etwas Neues einfällt, was wir doch noch optimieren oder anders machen können. Vielleicht wäre es uns ja sonst auch schon langweilig geworden, obwohl – ehrlich gesagt – diese Befürchtung wohl nur theoretischer Natur ist ?.

Aber unsere 6-monatige Segeltour ruft auch nach ganz anderen Organisationen und nicht nur nach technischen Basteleien.

Normale Krankenversicherung:
Immerhin haben wir ja das Glück, dass wir mit unserer Firma ein Halbjahres-Sabbatical vereinbaren konnten. So haben Astrid und ich ab August letzten Jahres unsere Arbeitszeit auf halbtags reduziert, wobei wir aber nun kräftig vorarbeiten. Wir arbeiten also quasi weiterhin volltags, bekommen aber nur halbtags bezahlt und sammeln so Stunden an, die wir dann über den Sommer 2018 abbummeln können. Dass das so geht, ist natürlich ein enormes Glück und das macht uns die ganze Sache auch sehr viel leichter. Wir mussten nicht kündigen und können sogar über den nächsten Winter wieder arbeiten und etwas Geld verdienen. Monetär gleicht sich die Halbierung gegenüber unserer bisherigen Vollzeittätigkeit und einer dann ja notwendigen Kündigung zwar erst Anfang 2019 aus, aber wir sind durchgehend beschäftigt und sind damit eben auch durchgehend krankenversichert. Um diesen Punkt mussten wir uns also erst einmal keine Sorgen machen.

Auslandskrankenversicherung:
Trotzdem brauchen wir eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung, da wir am Stück länger als 6 Wochen im Ausland sind, ziehen die normalen Auslandsreisekrankenversicherungen nicht. Da haben wir uns nach einigem Vergleichen für die HUK entschieden. Dort haben wir uns für die 6 Sommermonate versichert, also von 08.04. – 30.09. So eine Versicherung geht dann tageweise und kostet uns pP insgesamt rund 220 €. Und eine Auslandskrankenversicherung ist dann auch gleich eine der Voraussetzungen für die Visa für Russland.

Visa für Russland:
Wir wollen zwar nicht mit der PINCOYA nach Russland, aber wir wollen uns schon St. Petersburg ansehen, wenn wir dort ohnehin ganz in der Nähe sind. Für die Durchfahrt durch den Saimaa-Kanal, der ja über russisches Gebiet führt, brauchen wir kein russisches Visum, aber wenn wir nach St. Petersburg wollen, dann eben doch.
Also beantragen wir ein Visum über König Tours (http://www.buch-dein-visum.de). Wir beantragen ein normales Touristenvisum für 30 Tage mit einmaliger Einreise inkl. Einladung und ohne Express-Bearbeitung. Das kostet pP 85 € und klappt mit König Tours absolut problemlos.

Seekarten:
Die ganze Seekarten-Geschichte ist ja heute mit den elektronischen Seekarten total einfach und im Vergleich zu den Papierkarten auch super preiswert. Wir nutzen iSailor und haben damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. So laden wir die restlichen Karten für das Kurische Haff, Saimaa (Finnlands Binnengewässer) und die Mälaren (schwedische Binnengewässer) einfach runter. In Summe, selbst mit den Karten, die wir von der Ostsee sowieso schon haben, kostet das alles zusammen runde 170 €.
Das elektronische Seekarten-Material für das Kurische Haff gehört zu dem Kartensatz der russischen Binnengewässer und ist zugegeben recht rudimentär. Wahrscheinlich fahren dort nur Locals und die kennen ihr Revier sowieso. Bei anderen Anbietern elektronischer Seekarten sieht das ebenso dürftig aus, da gibt es wohl generell nicht viel mehr Informationen. Aber auf der boot in Düsseldorf finden wir den Gemeinschaftsstand der Baltischen Staaten und auch Polen. Die präsentieren dort ihre Länder und speziell die gesamte südöstliche Küste der Ostsee. Also beginnen wir in Polen und werden auf dem Stand langsam bis nach Estland durchgereicht ?. Super nett und lieb werden wir mit vielen Insider-Infos versorgt. Und dort bekommen wir auch einen einfachen, aber detailreichen Seekartenausschnitt vom Kurischen Haff. Nach 2 Stunden, einigen kulinarischen Spezialitäten und diversen recht leckeren Beerenschnäpsen (hihi – Astrid muss fahren und ich darf probieren) haben wir eine große Tüte mit Infomaterial unterm Arm und wissen, dass wir unsere Route an der ein oder anderen Stelle noch etwas ausdehnen müssen.

Revier und Reiseführer:
Das ist sozusagen Astrids Revier und das geht nicht ganz so preiswert ab, weil Astrid es liebt, alle Bücher und Reiseführer zu kaufen, die sie irgendwie ergattern kann. Das geht schon seit Herbst letzten Jahres so, denn die werden auch alle gelesen!

Saimaa-Kanal:
Wie schon gesagt, will man durch den Saimaa-Kanal in die Seen, muss man über russisches Gebiet. Ein Teil des Kanals ist russisch und natürlich auch die An- und Abfahrt zum Finnischen Meerbusen. Hierfür braucht man zwar kein russisches Visum, aber es gibt diverse Regeln und Regularien, die man einhalten sollte. Das findet man unter -> www.sail-in-finland.info/2014/12/saimaa-canal-boating-guide/

Schiffsversicherung bei Pantaenius und die Russland-Frage:
Da der Saimaa-Kanal und die An- und Abfahrt über russisches Gebiet führt, es aber in den Versicherungsbedingungen von Pantaenius für den nordeuropäischen Bereich eine Ausschlussklausel für Russland gibt, haben wir Pantaenius auf der hanseboot angesprochen, wie man das lösen könnte. Schließlich wollen wir ja nur durch den Kanal und nicht länger in russischen Gewässern segeln. Und die Ein- und Ausfahrt dauert jeweils nur einen Tag. Pantaenius stellte uns eine Kulanzregelung in Aussicht, die die Russland-Ausschlussklausel temporär für uns außer Kraft setzt. Diese Kulanzregelung werden wir jetzt vereinbaren. Praktisch melden wir uns dann per eMail mit den genauen Daten unserer Durchfahrten und das soll es dann gewesen sein. Wenn das tatsächlich so unbürokratisch geklappt hat, dann bekommt Pantaenius volle 5 goldene Kundenzufriedenheitssterne am Band mit Schleife.

Mit dem Zug nach St. Petersburg:
Da wir ja nicht mit der PINCOYA auf dem Seeweg nach St. Petersburg fahren werden, aber doch St. Petersburg sehen wollen, fahren wir mit dem Zug. Zwischen Helsinki und St. Petersburg fährt ein Schnellzug, der Allegro (www.vr.fi/cs/vr/en/allegro-train-ticket-prices). Den wollen wir nehmen und an der Grenzstation zwischen Finnland und Russland in Vainikkala zusteigen. Vainikkala liegt etwa 30 km südlich von Lappeenranta. Die PINCOYA wartet dann in Lappeenranta auf uns, während wir für 2 Tage nach St. Petersburg fahren. Den Zug mit Transit können wir leider erst 6 Wochen vor Fahrtantritt buchen.

Heimatflug:
Nachdem wir uns nach unserem Besuch in St. Petersburg noch etwas in Saimaa herumgetrieben haben, werden wir von Kuopio via Helsinki nach Hamburg fliegen, um etwas Heimaturlaub mit einigen Familienfesten zu machen. Es gibt einige inner-finnische Flugstrecken, die gepasst hätten, aber die Strecke von Kuopio nach Hamburg und zurück ist die einzige, die uns jeweils an einem Tag hin und zurück kommen lässt.

Schiffregistereintrag:
Da haben wir schon etwas überlegt, denn in den Regulations: „SAIMAA CANAL GUIDE FOR LEISURE BOATS 2017“ steht wörtlich: „The master of the boat must possess a document in English certifying his or her ownership of the boat and/or right to navigate it.“.

Einen internationalen Bootsschein haben wir ja, aber der ist eben keine Besitzurkunde und wird z.B. von den Franzosen schon mal gar nicht so richtig ernst genommen. Ein Flaggenzertifikat würde zwar im nächsten Jahr die Franzosen befriedigen, aber eine Besitzurkunde ist das eben auch nicht.

Und da wir planen, mit der PINCOYA solange unterwegs zu sein, bis wir nicht mehr wollen oder können, fanden wir am Ende die dauerhafte und völlig unstrittige Lösung mit dem Schiffsregistereintrag doch am besten. Denn so ein Registereintrag ist der einzig wirkliche Besitznachweis und „possess a document certifying ownership“ ist sogar mit unserem Schulenglisch recht eindeutig.

Außerdem hört man ja immer wieder schauerliche Mehrwertsteuergeschichten, wenn Segler nach Jahren der Auslandssegelei mal wieder zurück nach Deutschland kommen. Die sollten mit einer Registrierung dann ja wohl auch erledigt sein.

Also lassen wir die PINCOYA ins Schiffsregister Kiel eintragen. Das ganze Prozedere ist total simpel und ging auch wirklich sehr schnell und problemlos. Alles war schon nach 14 Tagen komplett erledigt.

Zur Eintragung braucht man einen Messbrief, den bekommt man beim BSH. Dort bekommt man auch alle Infos, was wie und wo zu machen ist. Dem BSH haben wir den Antrag auf Ausstellung des Messbrief unterschrieben per Post zugeschickt und die notwendigen Bilder und Unterlagen per Mail. Das BSH hat dann den Messbrief gleich ans Amtsgericht Kiel (Schiffsregisterstelle) geschickt und wir haben von dort auf telefonische Anfrage von uns ein Formular zur Eintragung bekommen und dies ausgefüllt und unterschrieben zurück nach Kiel geschickt. Das war’s! 14 Tage später hatten wir die Eintragungsurkunde und die beglaubigte Kopie per Einschreiben in der Post.

Das BSH hat 100 € für die Vermessung genommen, auch wenn nur wir selbst den Zollstock geschwungen haben ?, und für die Ausstellung des Messbriefs haben wir nochmal 115 € bezahlt. Das Amtsgericht Kiel hat für die Eintragung im Schiffsregister und die Erstellung einer beglaubigten Kopie dann 409,50 € genommen.

Das sind zusammen immerhin 625,50 €. Nicht eben wenig Geld, aber wir hoffen, damit eben auch ein für alle Male Ruhe zu haben und uns um diese Geschichten nicht mehr kümmern zu müssen. Und wenn wir noch 20 Jahre segeln, dann sind das pro Monat ja auch nur 2,60 € ?, und das geht dann ja auch schon wieder!