Nida und die Düne


 

„Unser Ausblick aus dem Cockpit. Sonne, Wärme, T-Shirt-Wetter und eine Düne.“

„Unser Ausblick aus dem Cockpit. Sonne, Wärme, T-Shirt-Wetter und eine Düne.“

In Nida bestätigt sich, was wir auf der Herfahrt schon von den anderen Orten auf der Nehrung gesehen haben. Nida ist ein wunderschöner Urlaubs- und vielleicht sogar Kurort. Alles ist wirklich liebevoll gestaltet und restauriert.

 

„Die Kuren-Wimpel wehen wieder und Nida tut alles, um im alten Glanz zu erstrahlen.“

„Die Kuren-Wimpel wehen wieder und Nida tut alles, um im alten Glanz zu erstrahlen.“

Nida hat im Gegensatz zu den anderen Orten auf der Nehrung, wenn man mal von Smiltyne direkt gegenüber von Klaipeda absieht, als einziger Ort auch eine echte Marina und nicht nur eine Pier zum Festmachen. Die Schwimmstege im südlichen Hafenbecken sind neu und nun ist man offensichtlich gerade dabei, auch die Hafengebäude und die sanitären Anlagen zu erneuern.

Der Hafenmeister freut sich total, dass wir auf dem Gemeinschaftsstand der Baltischen Staaten und auch Polens auf der boot in Düsseldorf waren. Er war auch 2 Tage dort auf dem Stand, allerdings nicht an den Tagen, an denen wir dort waren. Es ist ja auch wirklich toll, wir haben dort einen Berg an Informationen bekommen und vor allem haben wir eine Seekarte des Haffs bekommen, die für alle anderen Seekartenverlage offensichtlich ja wohl ein echtes Mysterium darstellt.

 

„Der Hafen und die Regatta-Flotte der Optis.“

„Der Hafen und die Regatta-Flotte der Optis.“

„Was für ein Gegensatz zu Klaipeda.“

„Was für ein Gegensatz zu Klaipeda.“

Noch am Sonntag laufen wir durch den Ort und gönnen uns auf das Erreichen dieses Etappenziels ein dunkles, litauisches Bier direkt an der Uferpromenade. Um uns herum wuseln die Opti-Kids und die Laser-Halbstarken. Mütter und Väter nehmen ihre Kinder wieder in Empfang, die Vereinstrainer schleppen im Konvoi die Nachzügler vom Regatta-Parcours wieder ans Ufer und die Anhänger und Autos werden immer höher mit Optis, Lasern, Segeln und Masten bepackt. Nur langsam lichten sich die Reihen der Regattateilnehmer. Die Sonne scheint, es ist warm und wir genießen, einfach nur hier zu sein.

 

„Ganz Nida ist auf Erholung und natürlich Touristen eingestellt. Noch ist aber nicht so viel los.“

„Ganz Nida ist auf Erholung und natürlich Touristen eingestellt. Noch ist aber nicht so viel los.“

Es ist schon etwas unwirklich. Am Samstag vor 14 Tagen sind wir in Heiligenhafen bei schlotterkalten Temperaturen und im Dauerregen gestartet. Heute nach 4 Nachtfahrten und drei kleineren Tagesetappen sind wir nach 504 sm hier in Nida angekommen, einem Ziel, das wir erst seit der boot in Düsseldorf ganz fest eingeplant hatten. Das Kurische Haff ist ja schon für einen deutschen Ostseesegler ein Fernziel und nun sitzen wir hier und trinken darauf ein Bier. Mitten auf der Düne vor uns beginnt Russland. Russland stand immer für „total weit weg“. Nun sind wir da und sind eben total weit weg. Das muss erst einmal im Kopf ankommen.

 

„Auf dieses Etappenziel gibt's erstmal zwei Grimbergen. Die trinken hier alle und da haben wir uns gleich mal angeschlossen.“

„Auf dieses Etappenziel gibt’s erstmal zwei Grimbergen. Die trinken hier alle und da haben wir uns gleich mal angeschlossen.“

Und wir sind wieder mitten in der Geschichte. In diesen Tagen lesen wir viel über diese Geschichte. Unermessliches und unvorstellbares Leid, welches die Deutschen in ihrem völkischen Wahnsinn den Polen, Russen und den baltischen Völkern hier angetan haben. Und ebenso die Gräuel der Roten Armee und die stalinistische Gewaltherrschaft, die darauf folgte.
In Nida ist vieles 4-sprachig. Litauisch, Russisch, Englisch und Deutsch. Das macht zumindest den Anschein, dass es ein „Zusammen“ gibt, und dass ein „Zusammen“ auch möglich ist.
Wir fragen einige Litauer, wie man mit der Grenze zu Russland lebt. „Yes, it’s ok!“ In jedem Fall sieht man ja einige Autos mit russischem Kennzeichen. Wie schön wäre es, wenn das auf etwas mehr Normalität und auf etwas mehr Miteinander hinweisen würde. Für den Einzelnen ist es wahrscheinlich wirklich nicht schwer, den anderen zu respektieren. Besonders wenn man den anderen kennt, weil man sein Land auch mal bereist hat und dort zu Gast war. Schwierig wird es, wenn Ideologien den Blick vernebeln und Populisten hetzen.
Die politische Entwicklung, die ja aktuell immer mehr Scharfmacher nach oben spült, macht wenig Hoffnung auf Verständigung und ein tolerantes Miteinander. Dagegen gibt es meines Erachtens nur ein einziges Mittel: Reisen und Kennenlernen. Und wie schön ist da schon mal eine 4-sprachige Speisekarte.

 

„Abendspaziergang zum Sundowner auf die Ostseeseite.“

„Abendspaziergang zum Sundowner auf die Ostseeseite.“

Nach dem Abendessen gehen wir über die Nehrung zum Sundowner auf die Ostseeseite. Das sind knapp zwei-komma-irgendetwas Kilometer. Wir laufen durch einen unbeschreiblich dichten Kiefernwald. Ganz ähnlich zu den Wälder in Leba, als wir dort auf dem Weg zu der Düne waren. Diese Wälder und Dünen sind echt etwas zum Durchatmen. Und wir sind nicht die Einzigen, die sich auf den Weg auf die andere Seite gemacht haben.

 

„Ohne Worte...“

„Ohne Worte…“

„… einfach fantastisch.“

„… einfach fantastisch.“

So sitzen wir am Strand und gucken in Richtung Westen. Irgendwo dahinten ist Fehmarn. Das ist echt weit weg. Ich glaube, dass wir hier und jetzt im „Echt-weit-weg“ angekommen sind. Und jetzt reisen wir und fahren nicht mehr irgendwo hin.

 

„Durch den Kiefernwald geht's zur Düne.“

„Durch den Kiefernwald geht’s zur Düne.“

„Der Schiffjunge darf schaukeln und die Capitana sitz gebührend auf ihrem majestätischen Thron und schaut zu. Bevor es an den Aufstieg geht.“

„Der Schiffsjunge darf schaukeln und die Capitana sitzt gebührend auf ihrem majestätischen Thron und schaut zu. Bevor es an den Aufstieg geht.“

„Oben angekommen. Diesmal war es nicht ganz so beschwerlich, wie in Leba.“

„Oben angekommen. Diesmal war es nicht ganz so beschwerlich, wie in Leba.“

Am nächsten Tag erklimmen wir die Düne. Laut Reiseführer ist diese Düne die Nummer 2 nach der Dune du Pilat in Frankreich. Die Düne ist beeindruckend, aber die Düne bei Leba fanden wir gewaltiger, auch wenn die bei Leba nur die Nummer 3 sein soll. Vielleicht liegt es daran, dass man der Düne bei Leba die Wanderlust noch nicht ganz austreiben konnte und der Sand immer weiter den Wald unter sich begräbt. Hier bei Nida weht der Sand ins Haff und schüttet Untiefen im Wasser auf. Das ist natürlich nicht so spektakulär. Fantastisch ist auch diese Düne aber in jedem Fall, und wir sitzen noch lange oben und genießen die Aussicht.

 

„Ein XXXXXL-Sandkasten, unsere Enkel wären begeistert!“

„Ein XXXXXL-Sandkasten, unsere Enkel wären begeistert!“

„In der Mitte steht eine Sonnenuhr und rundherum feinster Sand soweit das Auge reicht.“

„In der Mitte steht eine Sonnenuhr und rundherum feinster Sand soweit das Auge reicht.“

„Hier machen wir eine lange Pause und genießen den Ausblick auf Nida und das Haff.“

„Hier machen wir eine lange Pause und genießen den Ausblick auf Nida und das Haff.“

„Moin Andrea! Ein ideales Kite-Revier! “

„Moin Andrea! Ein ideales Kite-Revier! “

„Dann dämmert's und von Westen zieht eine dicke Gewitterfront an.“

„Dann dämmert’s und von Westen zieht eine dicke Gewitterfront an.“

in Nida
55° 18’ 6,8“ N, 21° 0′ 33,2″ E