von Tallinn zum Saimaa-Kanal


Samstag und Sonntag 26. + 27.05.
Tallinn -> nördlich Loksa (A) Start: 8:30 Ende: 22:20 Wind: ~NE – E 4 – 10 kn Distanz: 57,5 sm Gesamtdistanz: 1131,2 sm

„von Tallinn -> nach Loksa (A)“

„von Tallinn -> nach Loksa (A)“

So nett der Lennusadam auch bisher war, heute fällt uns der Abschied nicht wirklich schwer. Schon um kurz nach 8 dröhnt irgendsoeine Hammermucke von einem kleineren, umgebauten Trawler, der gegenüber an der Pier liegt, durch den Hafen. Vielleicht ist es doch das Alter, wenn ich mich frage, ob man allen Ernstes Heavy Metal zum Morgenkaffee toll finden kann oder ob das nur so eine Art Gruppenzwang zum Anderssein ist, der aus Restalkohol und Geltungsbedürfnis geboren wird. Und warum muss man dann immer gleich den ganzen Hafen an solchen Vorlieben teilhaben lassen? Die eigene Freiheit hört leider nur für wenige dort auf, wo sie die des anderen nimmt. Das ist schade, aber leider beschränkt sich das in einem Yachthafen oft genug auch nicht nur auf Metal zum Morgenkaffee.

„Bei fast Windstille verlassen wir Tallinn...“

„Bei fast Windstille verlassen wir Tallinn…“

Vor Tallinn sind wir fast allein auf dem Wasser, nur die Pendelfähren von Finnland und Schweden treffen gerade ein. Die Kreuzfahrer sind schon in der Nacht oder am frühen Morgen gekommen und nun läuft gerade die Landausflugseinweisung. Vielleicht müssen diese Einweisungen über die Bordlautsprecher auch wirklich so laut brüllen, weil die meisten Gäste ja auch schon altersschwerhörig sind. Man weiß es nicht.

„… und lassen die Kreuzfahrer und Pendelfähren hinter uns.“

„… und lassen die Kreuzfahrer und Pendelfähren hinter uns.“

Der Wind ist schwach und kommt aus Ostnordost. Wobei Ostnordost nun ja nicht gerade die optimale Richtung ist, um nach Osten voranzukommen. Aber unser Russlandhoch ist uns treu und da ist es gar nicht so schlimm, wenn es mal etwas länger dauert.

„Viel Wind ist nicht ?“

„Viel Wind ist nicht ?“

Mit uns fährt noch ein Finne. Der hat offensichtlich eine ähnliche Route und auch den Ehrgeiz, unter Segeln voranzukommen. Im offenen Paartanz kreuzen wir uns so den ganzen Tag mehr oder weniger erfolgreich nach Osten voran. Ein Winddreher stellt uns allerdings den Leuchtturm Keri genau in den Weg, so dass wir abfallen müssen und Höhe verlieren. Am Ende kennt sich der Finne hier wohl doch besser aus, denn er hält sich unter Land und macht langsam eine Seemeile nach der anderen gut. Wir brauchen etwas, um zu verstehen, dass unter Land der Gegenstrom schwächer ist. Aber das Russlandhoch ist ja mit uns und dann macht es auch nichts, wenn man mal den Gegenstrom etwas länger genießt.

„Kurz vor dem Leuchtturm Keri rutscht uns unser Herz richtig in die Hose. Voraus eine gelbe, aufgeblasene Schwimmweste und schwarze Füße voraus ?. Jetzt noch einen Wasserleiche ? einsammeln wäre wirklich blöd. Aber was soll's…. Als wir dran und zu allem bereit sind, entpuppt sich die Wasserleiche als großer Spongebob-Luftballon. ?“

„Kurz vor dem Leuchtturm Keri rutscht uns unser Herz richtig in die Hose. Voraus eine gelbe, aufgeblasene Schwimmweste und schwarze Füße voraus ?. Jetzt noch einen Wasserleiche ? einsammeln wäre wirklich blöd. Aber was soll's…. Als wir dran und zu allem bereit sind, entpuppt sich die Wasserleiche als großer Spongebob-Luftballon. ?“

Am späten Nachmittag schläft der Wind ein. Bis zur Marina Viinistu, die mitten im Naturreservat Lahemaa liegt, ist es noch etwas weit und auf Motor haben wir keine Lust. So lassen wir den Anker auf der Westseite von Parispea poolsaar etwas nördlich von Loksa fallen. Morgen soll der Wind zwar auf eher westliche Richtungen drehen, aber auch sehr schwach bleiben. Mal sehen, wenn’s ungemütlich wird, dann müssen wir abhauen, aber vielleicht geht das ja auch so.

„Die Ankerbucht wird angepeilt.“

„Die Ankerbucht wird angepeilt.“

„Langsam geht auch schon die Sonne unter.“

„Langsam geht auch schon die Sonne unter.“

„Den Anker lassen wir bei Sonnenuntergang fallen.“

„Den Anker lassen wir bei Sonnenuntergang fallen.“

Am Sonntag dreht der Wind schwach über alle Richtungen außer Süd. Wir liegen hier gut und verbringen den Tag mit Lesen, Blog schreiben, Photos sortieren und Panoramas zusammensetzen. Irgendwie sind wir etwas im Hintertreffen mit unseren Blogs, aber im Augenblick passiert einfach so viel, dass wir nicht so recht hinterherkommen.

„Auf dem Weg zu Wrack“

„Auf dem Weg zu Wrack“

Am Strand liegt ein Wrack. Sein Gerippe schaut schon die ganze Zweit zu uns herüber. Das macht mich den ganzen Vormittag schon etwas unruhig, denn so ein Wrack am Strand schreit förmlich nach einer kleinen Photo- und Panorama-Session. Als endlich die Sonne so weit im Süden steht, dass nun vermutlich auch das Licht dafür richtig ist, setzen wir mit dem Gummiboot über.

„Und es gibt nicht nur ein Wrack, sondern zwei. Ein kleines und ein großes.“

„Und es gibt nicht nur ein Wrack, sondern zwei. Ein kleines und ein großes.“

Nördlich von Loksa erstreckt sich ein schöner Sandstrand und obwohl heute Sonntag ist, sind wir fast allein hier. Zwischen den Bäumen stehen einige Wochenendhäuser, vielleicht auch richtige Wohnhäuser, und schauen zum Strand und auf die Bucht. Es ist schon richtig idyllisch hier, nur der Hafen von Loksa wirkt wie ein Fremdkörper in dieser Landschaft.

„Das Wrack und wir (oben rechts) vor Anker dahinter.“

„Das Wrack und wir (oben rechts) vor Anker dahinter.“

Das Wrack hält, was es als Photoobjekt versprochen hat. Wir sind gespannt, wie nun die Panoramen geworden sind, aber dazu brauche ich ja immer etwas und zur Zeit warten ja noch die Panoramen ab Danzig auf ihre Bearbeitung. Wenn wir erst einmal aus St. Petersburg zurück sind, dann wird das alles etwas werden, denn dann entspannt sich unser Zeitplan wieder etwas.

„Einfach unglaublich, da muss man doch noch mal schnell…. ein Sonnenuntergangsphoto machen“

„Einfach unglaublich, da muss man doch noch mal schnell…. ein Sonnenuntergangsphoto machen“

nördlich von Loksa vor Anker
54° 36′ 3,3“ N, 25° 42′ 11,0″ E


Montag 28.05.
Der Montagmorgen beginnt genauso unglaublich, wie der Sonntag gestern zu Ende ging. Nachdem gegen 23:00 die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, leuchtete noch lange ein pastellfarbiger Streifen in allen Regenbogenfarben über dem Horizont. Erst kurz nach Mitternacht dünnten die Farben aus. Etwas schummerig blieb es die ganze Nacht und gegen 3:00 kamen dann schon langsam die Farben wieder zurück, um einen Sonnenaufgang anzukündigen, der dem Untergang zum Verwechseln ähnlich sah.

nördlich Loksa -> östlich Boviken (A) Start: 9:15 Ende: 19:10 Wind: ESE 5 – 11 – 5 kn Distanz: 43,1 sm Gesamtdistanz: 1174,3 sm

„von Estland -> nach Finnland“

„von Estland -> nach Finnland“

Als ich um 7:00 wieder aufwache, ist noch etwas von dem warmen, weichen Licht übrig. Mit meinem Morgenkaffee setze ich mich ins Cockpit, lasse mich von den ersten Sonnenstrahlen wärmen und lausche der unendlichen Ruhe. Nur ab und zu unterbrechen die Startversuche einiger Schwäne diese Ruhe. Nicht alle Starts eines Schwans sind ja von Erfolg gekrönt, ungefähr die Hälfte der Versuche scheint schief zu gehen. Es muss unendlich viel Kraft kosten, diesen dicken Körper auf Fluggeschwindigkeit zu bekommen. Aber Schwäne sind ja selbstbewusste Vögel. Geht so ein Startversuch schief, tun sie mit der größten Selbstverständlichkeit einfach so, als ob das alles genau so geplant war und sie eh nur dieses kurze Stück mit Turboflügelschlag zurücklegen wollten. Mit hoch erhobenen Haupt schwimmen sie danach einfach stolz weiter und tun so, als ob sie sich genau hier gerade mal etwas umsehen wollten.

Gegen 8:00 steht sie Sonne so hoch, dass ihr Licht fast alle Sanftheit verloren hat. Aber leider regt sich bisher überhaupt kein Lüftchen. Es ist wunderschön hier. Wir könnten auch einfach in die Nachbarbucht fahren und dort noch einen Tag verbringen. Schlimm wäre das wirklich nicht, aber eigentlich wollten wir heute rüber nach Finnland, damit wir bis Donnerstag nicht so hetzen müssen, denn Donnerstag wollen wir die Fahrwasser durch Russland und den Saimaa-Kanal in Angriff nehmen. Laut Wetterbericht soll es irgendwie ab Vormittag aus Osten wehen. Mal sehen.

„Die Überfahrt...“

„Die Überfahrt…“

Die Strecke zwischen der letzten Möglichkeit, in Estland aufzulaufen und der ersten in Finnland, ist nicht wirklich lang. Die ersten Steine, die wirklich häßliche Löcher in den Schiffsrumpf machen können, hat die Eiszeit den Finnen schon weit vorn im Finnischen Meerbusen vor der Tür gelegt. So haben wir nur rund 24 sm freie Strecke und müssen dort nur etwas im Hauptfahrwasser auf die Großschifffahrt achten. Danach müssen wir dann aber richtig navigieren, denn obwohl man dann eigentlich immer noch nichts als Wasser um sich herum sieht, liegen hier verstreut diverse Untiefen herum. Und diese Untiefen sind nicht aus glitschigem Moder oder Sand, sondern aus recht unnachgiebigen Granit, der keinen Millimeter zurückweicht, wenn man dagegen fährt.

„An diesen Stellen guckt Finnland schon fast aus der Ostsee raus.“

„An diesen Stellen guckt Finnland schon fast aus der Ostsee raus.“

Noch während wir unsere Ankerbucht verlassen, schnappt uns langsam ein immer östlicher einfallender Wind. Man sieht das gut an dem wunderbaren Bogen, den wir ohne jedes Zutun nur mit der Windsteuerung fahren. So hatten wir uns das gewünscht und so kommen wir zügig über den Finnischen Meerbusen. Genau im Hauptfahrwasser wird es nur einmal eng mit einem Frachter. Aber der weicht einfach etwas aus, macht uns Platz und geht hinter uns durch. Vielleicht liegt es daran, dass hier nur eine Handvoll Segler unterwegs sind. Auch als wir 2016 nach Saaremaa gesegelt sind, haben wir schon bemerkt, dass die Großschifffahrt oft bereitwillig ausweicht und nicht nur stur ihrer Kurs hält, auch wenn sie ausweichen könnte. Das ist ein nettes Miteinander und auch das macht das Segeln hier wirklich angenehm.

„Ein erstes Stückchen Finnland ist dann auch bald schon zu sehen.“

„Ein erstes Stückchen Finnland ist dann auch bald schon zu sehen.“

Obwohl wir ja nun schon etwas Erfahrung mit der Schärennavigation haben, braucht es so seine Zeit, bis wir uns wieder „eingeguckt“ haben, um die Leuchttürmchen, Seezeichen, Inselchen und Steine auch in ihrer Anordnung und vor allem in ihrem Abstand halbwegs richtig einschätzen zu können. Das ist schon immer so eine Sache, aber Gott sei Dank ist der Einstieg ja heute mit den elektronischen Seekarten viel einfacher. Aber blind auf die elektronische Seekarte verlassen möchten wir uns dabei auch nicht, wir haben es schon immer ganz gerne, wenn sich das, was wir sehen, auch irgendwie in der Seekarte wiederfinden lässt. So glotzen wir uns bei unserer ersten Einfahrt in die finnischen Schären die Augen aus dem Kopf und erst gegen 19:00 gräbt sich unser Anker zum ersten Mal in den finnischen Meeresboden ein.

„vor Anker in Finnland.“

„vor Anker in Finnland.“

östlich Boviken vor Anker (Finnland)
60° 13′ 32,1“ N, 25° 39′ 2,4″ E


Dienstag 29.05.
östlich Boviken -> Kotka Marina Start: 10:30 Ende: 20:00 Wind: SW 8 – 23 kn Distanz: 47,9 sm Gesamtdistanz: 1222,2 sm

„von Boviken -> nach Kotka“

„von Boviken -> nach Kotka“

Unsere erste finnische Nacht ist total ruhig. Wir liegen auf gut 6m vor knapp 40 m Ankerkette. Mehr Kette haben wir auch gar nicht, aber hier hat das ja noch gut gepasst, denn wir stecken immer wenigstens 6-fache Kette, wenn wir ankern. Als ich im ersten Jahr mit der PINCOYA von SVB diesen 38m-Rest 10mm-Kette bekommen habe, dachte ich: „Wow, fast 40m! Das ist der Hammer! Etwas viel, aber was man hat, das hat man.“ Nachdem wir aber nun in Schweden und vor allem in Norwegen schon einige Male nicht ankern konnten, weil wir einfach zu wenig Kette hatten, hat sich unsere Einstellung zu Kettenlängen schon etwas geändert. Im kommenden Winter gibt es dann eine wenigstens 80m-Kette. Eigentlich lieber mehr, aber da 1m 10mm-Kette auch rund 2 kg wiegen, bekommt man bei einem Mehr auch schnell ein Gewichtsproblem am Bug.

„Oben wartet ein kleiner Tonnenwald auf uns und die finnische SAR heißt »Pelastuslaitos«, das kann man sich gut merken und ist eigentlich sofort klar.“

„Oben wartet ein kleiner Tonnenwald auf uns und die finnische SAR heißt »Pelastuslaitos«, das kann man sich gut merken und ist eigentlich sofort klar.“

Nach dem Frühstück brechen wir auf und unsere Glückssträhne reißt nicht ab. Gestern mit einem tollen Ost rüber und heute mit einem Südwest weiter nach Osten. Besser kann es nicht passen, denn dazu scheint auch noch die Sonne von einem wolkenlosen Himmel.

„Nur zwei von unendlich vielen Seezeichen...“

„Nur zwei von unendlich vielen Seezeichen…“

„Wir sind nicht die einzigen, die nach Nordosten ziehen.“

„Wir sind nicht die einzigen, die nach Nordosten ziehen.“

Wie vorhergesagt nimmt der Wind beständig zu. Eigentlich sind wir für unser Gefühl etwas zu schnell für diese Gewässer, aber es gibt auch freiere Strecken, die kein direkter Tonnenpaarlauf sind und wo wir uns etwas entspannen können. Immerhin bügeln wir zwischendurch mit deutlich mehr als 6 kn nur vor Groß durch diese Fahrwasser. Auf freieren Passagen werden wir ordentlich durchgeschaukelt, denn wenn die Wellen so schräg von achtern anlaufen, dann eiern wir uns ganz schön einen zurecht.

„Nochmal schnell zwei Leuchtürmchen, aber keine Angst, dass sind nur 0,0001% der Gesamtauswahl.“

„Nochmal schnell zwei Leuchtürmchen, aber keine Angst, dass sind nur 0,0001% der Gesamtauswahl.“

„Es wird windig und wir sind zu schnell….“

„Es wird windig und wir sind zu schnell….“

Acht Seemeilen vor unserem eigentlichen Ziel Kaunissaari legt der Wind noch einmal einen drauf. Wir fahren bei 23 kn Truewind fast 8 kn über Grund. Der Wind kommt immer noch aus Südwest, aber Kaunissaari ist recht offen in Richtung Südwest. Da die Wellen und der nun mitgehende Strom sich sehen lassen können, werfen wir noch einmal einen Blick in die Karte und sehen uns die Anfahrt nach Kaunissaari und den Hafen selbst nochmal genau an. Sicherlich ist Kaunissari hübsch und die Ankerbucht daneben ist auch toll, aber unter diesen Bedingungen disponieren wir um. Vielleicht kommen wir ja auf dem Rückweg nach Kaunissaari, aber heute verdrücken wir uns mal nach Kotka.

„Einer versucht es gegenan unter Motor.“

„Einer versucht es gegenan unter Motor.“

In teilweise rekordverdächtiger Geschwindigkeit sausen wir weiter. Nur gut, dass wir die Sonne im Rücken haben und alle Tonnen bestens erkennen können. Da es nicht mehr weit bis Kotka ist und wir dort schnell in die Abdeckung kommen, verzichten wir auf den letzte Seemeilen darauf, das Groß noch einzureffen. Inzwischen segeln wir fast genau auf Vorwindkurs, deswegen schiften wir das Groß mehrfach mit einer Q-Wende und tanzen uns so förmlich durch die Einfahrtsfahrwasser nach Kotka hinein.

„Kotka, von dieser Seite nicht ganz so schön.“

„Kotka, von dieser Seite nicht ganz so schön.“

„Im Hafen von Kotka“

„Im Hafen von Kotka“

„Der Mond guckt schon mal, ob die Sonne nicht doch endlich mal gehen will.“

„Der Mond guckt schon mal, ob die Sonne nicht doch endlich mal gehen will.“

in der Marina Kotka
60° 27′ 26,5“ N, 26° 57′ 11,2″ E


Mittwoch 30.05.
Der Yachthafen von Kotka ist groß und voll. Allerdings gibt es nur wenige größere Segelyachten, wobei hier knapp 40 Fuß schon groß ist. Die kleinen Motorboote sind in der absoluten Überzahl.

„Der Yachthafen liegt direkt hinter einer Insel mit Parkanlagen.“

„Der Yachthafen liegt direkt hinter einer Insel mit Parkanlagen.“

Man merkt, dass hier der Sportschiffahrtstourismus nicht mehr tobt. Allerdings sehen wir hier zum allerersten Mal in all unseren Segeljahren auf der Ostsee auch eine Segelyacht aus Russland. Sonst haben wir ja überall schon alle Ostseeranrainer getroffen, aber noch niemals einen Russen. Und es ist eine ganz normale Dehler und nicht irgendsoein Oligarchen-Schnittchen im Multimillionenbereich.

„Kotka, der Park am Hafen und unser einziges Photo von der Innenstadt.“

„Kotka, der Park am Hafen und unser einziges Photo von der Innenstadt.“

Nach dem Frühstück sehen wir nochmal unsere vorbereiteten Unterlagen für den den Transit durch den Saimaa-Kanal durch. Und siehe da, man kann den ein oder anderen Satz aus dem englischen Saimaa-Guide doch auch so oder so verstehen. Fazit; uns fehlen vielleicht Kopien unserer Ausweise und Kopien des Schiffsregisterauszugs. Jede Grenzstelle möchte immer welche zum Stempel, Behalten und Weitergeben haben und wir haben eben wohl nicht genug gemacht. Also ziehen wir los, um einen CopyShop zu suchen. Eine große Hoffnung haben wir nicht, aber einen Versuch machen wir trotzdem. Immerhin finden wir auf unserem Weg in die City einen Supermarkt und dort auch gleich leckere Zimtschnecken. ? Zimtschnecken gehören spätestens seit unserem ersten Besuch in Göteborg zu unserem Skandinaviengrundnahrungsmittelbedarf. Außerdem waren die Zimtschnecken heute eigentlich auch schon unser zweites Glück, denn die Hafenmeisterin wollte von uns nur den 8-Stunden-Tarif von 10 € haben, weil wir gestern nicht mehr die PIN für die Sauna und die Duschen bekommen haben. Also müssen wir nun nur noch als drittes Glück einen CopyShop finden. Und …. wir finden eine kleine Druckerei, die selbstverständlich noch einige Ausdrucke der Scans von Ausweis und Zertifikat machen kann. Die Druckereidame kann zwar kaum Englisch, aber am Ende gucken wir beide auf den Bildschirm und ich zeige immer mit dem Finger dorthin, wo sie klicken muss. Was für ein Glück, dass es offensichtlich keine finnische Windowsversion gibt, das wäre dann voll in die Hose gegangen.

Kotka Marina -> Klamila (A) Start: 13:30 Ende: 19:00 Wind: NW 10 – 17 kn Distanz: 27,7 sm Gesamtdistanz: 1249,9 sm

„von Kotka -> nach Klamila“

„von Kotka -> nach Klamila“

Mittags brechen wir auf. Wir wollen uns in Klamila kurz vor der finnischen Grenzstation in eine gute Ausgangsposition legen, denn morgen wird es ein langer Ritt und viel davon werden wir nur unter Motor zurücklegen können.

„Unsere letzte Strecke in Finnland beginnt, dann kommen russische Gewässer.“

„Unsere letzte Strecke in Finnland beginnt, dann kommen russische Gewässer.“

Auf der Fahrt nach Klamila kommt plötzlich von schräg nach quer ein kleines, hoch motorisiertes Motorboot angeprescht. Darin sitzen eine neongelbe und eine neonpinke Gestalt. Nicht nur die Jacken sind jeweils neonfarben, sondern auch die Mützen passen perfekt. Sicher auch die Hosen, aber die können wir nicht sehen. Die beiden sausen in einem Affenzahn recht dicht an uns vorbei und winken so heftig, wie wir das seit langen nicht mehr gesehen haben. Einfach nur aus Freude und zur Begrüßung und vielleicht auch als Anerkennung, weil ein Schiff mit deutscher Fahne hier doch nicht so häufig durchkommt. Beide, die neonpinke Frau und der neongelbe Mann winken und strecken die Daumen hoch und sind dann auch schon vorbei.

Nach Klamila gehen wir dann doch nicht mehr rein, davor liegt eine ideale Ankerbucht und in 11 Stunden klingelt eh schon wieder unser Wecker, denn wir müssen früh weiter. Abends machen wir dann noch die Alkoholbestandsaufnahme und füllen die Formulare aus, soweit wir können. Dann sind wir vorbereitet, streichen 2 Dosen Bier wieder von der Liste und stoßen auf morgen an.

„Vor Anker vor Klamila...“

„Vor Anker vor Klamila…“

vor Klamila vor Anker
60° 30′ 17,4“ N, 27° 29′ 25,3″ E