Auf der Zielgeraden nach Kuopio


Sonntag 17.06.
Tanskansaari (A) -> Konnuksen (Schleuse) -> Hietasalo (A) Start: 13:50 Ende: 18:50 Wind: SE – E 3-5 kn Distanz: 17,7 sm Gesamtdistanz: 1501,5 sm

„von Tanskansaari -> via Konnuksen (Schleuse) -> vor Anker Hietasalo“

„von Tanskansaari -> via Konnuksen (Schleuse) -> vor Anker Hietasalo“

Nach dem Schleusendisaster von Varkaus sind wir etwas nervös, denn eine Schleuse kommt ja noch auf dem Weg nach Kuopio. Und ehrlich gesagt, habe ich in der letzten Nacht auch nicht wirklich gut geschlafen. Das Ding in Varkaus hätte auch richtig ins Auge gehen können. Es macht kein gutes Gefühl, wenn man nur mit Glück aus einer Sache rausgekommen ist und nicht durch eigenes Zutun.

Gestern Abend haben wir noch besprochen, was wir anders hätten machen müssen. Das größte Problem war, dass wir umhängen mussten und sich die Leinen auf der einen Mittelklampe gegenseitig blockiert haben. Außerdem hätten wir dickere Tampen nehmen müssen, aber mit solchen Turbulenzen hatten wir auch nicht gerechnet. Und dann hätte ich das Ruder auf den anderen Bug legen müssen, um den Bug besser gegen die Schleusenwand drücken zu können. Aus all diesen Erkenntnisse basteln wir uns eine Lösung, die wir gleich in der nächsten Schleuse ausprobieren wollen.

„Wir sind vorbereitet...“

„Wir sind vorbereitet…“

Wir bereiten zwei Mittelklampenfestmacher vor, die sich nicht gegenseitig bekneifen können. Den einen führen wir normal über die Mittelklampe, der zweite wird mit Hilfe eines Snatch-Blockes an der Genuaschiene auf die Genuawinsch umgeleitet. So haben wir zwei unabhängige Mittelklampenfestmacher, die wir nacheinander umhängen können, ohne das der, der gerade hält, angefasst werden muss. Und die beiden Kugelfender kommen an den Bug und weiter hinten die Zylindernfender. So sollte es funktionieren und so starten wir in unser nächstes Schleusenabenteuer.

„Mökkis...“

„Mökkis…“

Es sind 7 Seemeilen bis zur nächsten Schleuse und dies sind nicht die entspanntesten 7 Seemeilen, die wir bisher hatten. Eine gehörige Portion Nervosität fährt mit uns mit, denn nichts deutet daraufhin, dass die Schleuse von Konnuksen auch nur einen Deut besser ist als die von Varkaus.

„Vor Konnuksen ist es streckenweise sehr kanalartig. Unter Segeln geht da gar nichts.“

„Vor Konnuksen ist es streckenweise sehr kanalartig. Unter Segeln geht da gar nichts.“

Als wir fast an der Schleuse sind, springt die Ampel von doppelgrün auf doppelrot. Gut so, dann sind wir die ersten in der nächsten Schleusung und nicht die letzten in dieser. In Konnuksen ist nur noch die südliche Schleuse in Betrieb, die beiden alten, nördlicheren Schleusen sind stillgelegt und dort strömt es nur noch vom oberen in den unteren See. Also kreiseln wir vor der Schleuse und warten auf die Öffnung. Im Fernglas sehen wir, das der Hub kaum einen Meter beträgt. Das entspannt unsere Nerven und gibt uns die Möglichkeit, unsere neue Schleusentheorie unter einfachen Bedingungen mal zu testen.

„Die Schleuse von Konnuksen“

„Die Schleuse von Konnuksen“

Als das Doppelgrün uns einfahren lässt, machen wir alles so, als ob wir einen neuen Versuch in der Varkaus-Schleuse wagen. Im Vergleich sind die Bedingungen natürlich schmusig, aber auch hier wird einfach nur das vordere Tor geöffnet und das Wasser aus dem oberen See läuft in das Schleusenbecken. Und unsere Theorie scheint auch in der Praxis zu funktionieren und wir haben genug Zeit, alles einmal auszuprobieren.

„Unsere Vorbereitungen sind etwas »oversized«, aber wer kann das schon wissen. In jedem Fall haben wir dazugelernt.“

„Unsere Vorbereitungen sind etwas »oversized«, aber wer kann das schon wissen. In jedem Fall haben wir dazugelernt.“

Entspannt fahren wir nach 5 Minuten wieder aus der Schleuse und sind nun auf dem höchsten Punkt unseren Reise angekommen. Der Kalavesi, an dessen nördlichem Ende Kuopio liegt, liegt immerhin in einer Höhe von 82 m, die wir aus der Ostsee über insgesamt 10 Schleusen erreicht haben.

Wir fahren nur noch etwas weiter und lassen dann den Anker in einer Bucht dicht am Fahrwasser fallen.
Gegen 22:00 hören wir das Motorengeräusch eines Frachters und tatsächlich schiebt sich nach einigen Minuten ein kleines Frachtschiff hinter den Insel durch das Fahrwasser auf unsere Ankerbucht zu. Als der Frachter auf unserer Höhe ist, kommt der Kapitän aus dem Brückenhaus und brüllt „Viva Mexico! Viva Mexico!“ und da wissen wir, das wir als Deutsche erkannt wurden und Deutschland sein erstes Spiel genauso versemmelt hat, wie wir den Schleusengang in Varkaus.

„Abendstimmung und wieder mal ein Schlepper mit Schuten, die bald mit Holz beladen wieder zurückkommen.“

„Abendstimmung und wieder mal ein Schlepper mit Schuten, die bald mit Holz beladen wieder zurückkommen.“

nordöstlich von Hietasalo vor Anker (FIN, Lake Kallavesi)
62° 40′ 25,4″ N, 27° 40′ 46,1″ E


Montag 18.06.
Hietasalo (A) -> Kuopio Start: 11:45 Ende: 15:00 Wind: ~S 5 – 10 kn (plus Gewitterböen) Distanz: 16,2 sm Gesamtdistanz: 1517,7 sm

„von Hietsalo -> nach Kuopio“

„von Hietsalo -> nach Kuopio“

Irgendwie haben uns gestern Abend die finnischen Mücken entdeckt und es hat sich schnell herumgesprochen, dass mein Blut besonders lecker schmeckt. Astrid wird zwar auch attackiert, aber wenn es geht, dann ziehen die Biester mich schon vor.
Bisher hatten wir ja wirklich Glück und sind nur wenige Male halbherzig angegriffen worden, aber nun ist es schlimm. Autan und Antibrumm helfen zwar gut, aber durch das T-Shirt scheinen sie ihr Wirkung nicht so recht entfalten zu können, was man von den Mücken nicht gerade sagen kann.

Irgendwann ziehen wir uns in die PINCOYA zurück, machen alle Mückengitter rein und beginnen mit der Mückensäuberungsaktion unter Deck. Das klappt auch ganz gut, aber einige der gierige Biester finden doch irgendwie immer wieder einen Einlass. Uns ist schleierhaft wo und wie. So schlafen wir in einer Duftwolke aus Autan und Antibrumm. Der nicht ganz so pfiffige Rest der Mücken brummt und summt draußen vor den Mückennetzen gierig vor sich hin.

Die Mücken konzentrieren sich hinten im Cockpit im Windschatten der Sprayhood. Wie Ritter, die einen Ausbruch aus Ihrer Burg wagen, schleichen wir uns dann morgens aus der Vorderluke und beginnen die Schlacht im Cockpit mit einem Überraschungsangriff von der Seite. Diese Taktik geht auch auf und wir tragen den ersten echten Mückensieg davon.
Der Wind hat ordentlich aufgefrischt und wenn wir erst einmal die Mücken mit dem Geschirrhandtuch aus dem Windschatten gewedelt haben, dann trägt sie der Wind davon.

„Hier oben sind mehr Holzfrachter unterwegs als Freizeitskipper“

„Hier oben sind mehr Holzfrachter unterwegs als Freizeitskipper“

„Uns erwischt nur echter Schüttregen.“

„Uns erwischt nur echter Schüttregen.“

Im Süden sieht es indifferent unschön aus. Irgendwie soll es heute noch regnen, aber von Gewitter war keine Rede. Nach kurzer Zeit ist klar, dass wir den Gewittern nicht ganz entkommen werden, aber so richtig ganz erwischen sie uns auch nicht. Zwei dreimal greifen die Ausläufer nach uns und wir werden vom Platzregen kräftig geduscht. Kurz vor Kuopio zeigt uns nochmal eine Böenwalze, was ein ordentlicher Wind ist, und was wir weiter im Süden noch viel schöner hätten haben können.

„Die Gewitterfront zieht hinter uns durch.“

„Die Gewitterfront zieht hinter uns durch.“

„Kuopio voraus“

„Kuopio voraus“

Als wir in Kuopio festmachen, scheint schon wieder die Sonne und unser finnischer Stegnachbar, den wir schon aus Lappeeranta kennen, sagt uns, das hier nicht ein einziger Tropfen gefallen ist.

Nun haben wir unser nächstes Etappenziel erreicht und nun geht es erst einmal für 4 Tage auf Heimaturlaub zurück nach Hannover.

„Hier lassen wir die PINCOYA erst einmal zurück und der Wicht von Kuopio passt auf!“

„Hier lassen wir die PINCOYA erst einmal zurück und der Wicht von Kuopio passt auf!“

in Kuopio (FIN, Lake Kallavesi)
62° 53′ 41,3“ N, 27° 41′ 49,4″ E