Der Schwell vor der Île de Groix


Concarneau -> Quiberon (A) via einem Stopp vor der Île de Groix Distanz: 55,9 sm Gesamtdistanz: 1.200,7 sm

„von Concarneau -> nach Quiberon (A) mit Stopp an der Île de Groix“

„von Concarneau -> nach Quiberon (A) mit Stopp an der Île de Groix“

Nachdem einige kleine Regentropfen durch sind, der Wind etwas zugenommen hat und auch die Sonne sich blicken lässt, brechen wir auf. Der Motor brummt wieder und macht nun auch kein Kühlwasserpippi mehr in die Bilge. Direkt vor Concarneau setzen wir Segel und schon geht die Rauschefahrt los. Je mehr wir vor die Küste kommen, desto mehr nimmt der Wind zu. 15 bis 20 kn Wind bescheren uns eine beständige Fahrt um die 7 kn.

„Abschied von Concarneau und schon geht's los“

„Abschied von Concarneau und schon geht's los“

Leider kommt der Wind zunehmend von achtern, so dass wir bald nur noch vor Groß fahren. Der achterliche Wind aus Nordwest sorgt zusammen dem kräftigen Schwell aus West für einen beachtlichen Schlingerkurs. Früher hätten wir sicherlich »Kotzkurs« geschrieben, aber seit 2 Monaten sind wir »seefest« und so bleiben die Antikotzarmbänder seit Wochen in der Schublade. Etwas kritisch beäugen wir unseren Autopiloten, aber der macht seine Sache nach der letzten Feinjustierung vor Le Havre und mit der neuen Pumpe nun bestens. Doch er ist schon ordentlich gefordert, denn immer wieder versuchen die Wellen, den Hintern der PINCOYA aus dem Kurs zu drücken.

„Begegnungen auf See“

„Begegnungen auf See“

Astrid guckt etwas betrübt, denn wir sind definitiv zu schnell für die Schleppangeln. Aber kurz vor der Île de Groix nimmt dann der Wind Gott sei Dank etwas ab, so dass wir nur noch um die 5 Knoten fahren. In diesen Momenten rollen andere wieder ihr Vorsegel aus, so haben wir das bisher ja auch gemacht. Aber nun werden die Angeln ausgebracht und kurz vor Locmaria haben wir schon drei Makrelen. Der neue Paravan funktioniert auf Anhieb und auch die dickste der drei Makrelen geht gleich auf das Konto der neuen Schleppangel. Leider macht die dicke Makrele aber so einen Alarm, dass sich beide Schleppangeln vertüddeln. Also gibt’s keine vierte, denn bis zu unserem Ankerplatz vor Locmaria im Süden der Île de Groix sind wir nun damit beschäftigt, alles wieder zu entknoten.

„Die Île de Groix“

„Die Île de Groix“

Der Anker fällt bei auflaufenden Wasser zwischen die Felsen der Einfahrt nach Locmaria. Leider können wir nicht weiter rein, denn die ganze Geschichte hier ist schon ziemlich flach und wir müssen immer noch mit den Resten der letzten Springzeit leben, so sind die Niedrigwasser immer noch ziemlich niedrig. Außerdem ist diese Bucht auch nicht gerade groß. Es wäre schon schön und wieder mal viel einfacher und ruhiger, wenn wir trocken fallen könnten. Können wir aber nicht und deswegen müssen wir weiter draußen bleiben. Echte Begeisterung löst unser Ankerplatz bei uns nicht aus, aber wir sind ja inzwischen schon einiges gewohnt und beschließen zu bleiben.

„vor Locmaria“

„vor Locmaria“

Mit dem auflaufenden Hochwasser überspült es jedoch zunehmend die Felsen, die uns noch etwas Schutz geboten haben. Und so kommt es nicht mehr zur Fischplatte, sondern nur noch dazu, dass wir die Fische ausnehmen. Und dann landen sie im Kühlschrank und nicht in der Pfanne. Vom Hochwasser sind wir immer noch gut einen Meter entfernt, aber der Schwell aus Westen läuft nun schon ungebremst ein. Wir hatten ja etwas darauf spekuliert, dass uns die Insel doch etwas mehr Schutz gewährt, gerade bei dem recht kräftigen, schräg ablandigen Wind. Aber das war nur eine Hoffnung. Nach einem kleinen Familienrat beschließen wir abzuhauen und hinter Quiberon Schutz zu suchen. Der Wind soll noch etwas zunehmen und der Mond ist nur eine schmale Sichel. Viel Wind, hoher Schwell und finstere Nacht sind keine guten Zutaten für die Durchfahrt bei Quiberon, aber hier können wir auch nicht bleiben. Hätten wir weniger gehofft und mit etwas mehr Realismus nachgedacht, wären wir gleich weitergefahren. Die Ostseite der Île de Groix ist auch keine Option, da der Wind in der Nacht auf Nord bis Nordost drehen soll. Also los.

„und weiter geht's in hoffentlich ruhigere Gefilde“

„und weiter geht's in hoffentlich ruhigere Gefilde“

Das Aufholen des Ankers und das Setzen der Segel sind ein ziemlicher Affentanz. Zudem nimmt der Schwell fast zusehends zu. Dann endlich sind wir auf Kurs. Je nach Drehlaune des Windes mal mit und mal ohne Vorsegel. Obwohl wir schnell sind, erreichen wir die Durchfahrt zwischen Quiberon und der Île de Houat natürlich erst im Dunkeln.

„Schaukelig geht's in die Nacht.“

„Schaukelig geht's in die Nacht.“

Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass sich hier der Schwell noch einmal kräftig aufsteilt. Immerhin haben die achterlich einlaufenden Wellen seit der Île de Groix ja auch beständig zugenommen und uns immer mal wieder richtig auf die Seite gelegt. Aber zu unserer Überraschung gestaltet sich die Durchfahrt »recht ruhig«. Im Radar findet Astrid die unbeleuchteten Untiefentonnen und zusammen mit den restlichen, beleuchteten Tonnen und den Leuchtfeuern kommen wir gut durch. Allerdings macht es ein 3m-Schwell nicht gerade einfach, beleuchtete Fahrwassertonnen frühzeitig zu identifizieren, denn die verschwinden bei solch einem Schwell immer wieder in den Wellentälern und unsere niedrige Ausguckposition macht das Ganze auch nicht einfacher. Aber es klappt und nach der Durchfahrt können wir dann auch recht schnell Kurs Quiberon nehmen.

Wir haben beschlossen, schon südöstlich des Port Haliguen von Quiberon zu ankern. Das ist zwar bei der Windrichtung auch nicht toll, aber im Dunkeln wollen wir uns in der Bucht von Quiberon nicht auch noch auf einen Lobster-Pot- und Fischernetz-Slalom einlassen.
Wenige Minuten vor Mitternacht fällt unser Anker auch genau dort. Per Scheinwerfer finden wir noch einige Fischerfähnchen und Bojen, aber auch eine freie Stelle, die passt. Auf der boot in Düsseldorf hatten uns die Verkaufsstrategen von B&G gesagt, dass man auch Fischerfähnchen und Bojen im Radar sehen könne. Das ist aber definitiv ein Verkaufsargument und hat nichts mit der Realität zu tun, solange auf dem Fischerfähnchen nicht auch ein Radarreflektor montiert ist.

Schön war diese nächtliche Aktion nicht, aber es ist doch schön, wenn man das alles trotz widriger Umstände ganz gut hinbekommen hat. Und vor Quiberon liegen wir zwar nicht ruhig, aber viel ruhiger als vor der Île de Groix. Bei einem Late-Night-Bier beobachten wir unsere Ankerlage noch einen Augenblick, fallen dann aber schnell in die Koje. Und die Fischplatte gibt es dann eben morgen Abend.


Stationen:

04.09. Concarneau -> Île de Groix (A) 29,9 sm: 47° 37′ 19,8,9″ N, 003° 26′ 22,4″ W

und gleich weiter

04.09. Île de Groix -> Quiberon (A) 25,0 sm: 47° 29′ 07,7″ N, 003° 05′ 38,7″ W