La normalidad und Plan B


Nach Spanien soll die Normalität in 3 Phasen zurückkehren. Mit der Phase 3, der letzten Phase, sollen dann auch wieder die »actividades náuticas de recreo«, also die Freizeitaktivitäten auf dem Wasser erlaubt werden. Aber das ist nicht die einzige Hürde, die wir bei den Lockerungen nehmen müssen, denn uns »Ausländern« muss auch erst einmal wieder erlaubt werden, einzureisen. Die aktuelle Einreisesperre gilt zunächst noch bis zum 25. Mai. Aber wir gehen mal davon aus, dass die Sperre wenigstens noch einmal um 14 Tage verlängert wird, denn der Virus hat Spanien ja schon recht hart getroffen und die spanische Regierung scheint doch etwas vorsichtiger zu sein als die italienische. Und aktuell befinden sich noch nicht einmal alle spanischen Regionen in der Phase 1. Es wird also noch dauern, bis die Phase 3 überall so umfassend erreicht wird, dass es auch wirklich Sinn macht, zur PINCOYA zurückzukehren.
Doch zwischen Spanien und Deutschland liegt ja auch noch Frankreich und da wir keine richtig große Lust verspüren, zu fliegen, muss auch Frankreich uns die Ein- bzw. Durchreise gestatten, damit wir Spanien auf dem Landweg überhaupt erreichen können.

So warten wir nicht nur auf die Phase 3 der spanischen Rückkehr zur Normalität, sondern auch dringend auf die Wiedereröffnung Europas. Und dies nicht nur für unsere Anreise, sondern auch für unsere Weiterreise nach Süden. Wie schön wäre es da, wenn uns auch Portugal einreisen lassen würde. Unseren Abstecher zu den Azoren haben wir ja eh schon längst gestrichen. Nicht für immer, aber wenigstens für dieses Jahr. Um die Azoren entspannt zu bereisen, braucht es mehr Zeit, als wir in dieser Saison noch haben. Schließlich liegen die Azoren auch ziemlich weit draußen im Atlantik und sind nicht ganz unbetroffen von der Hurrikan-Saison. Und das alles ganz unabhängig davon, dass die Azoren und Madeira für Segler ohnehin immer noch komplett geschlossen sind, wenn man mal davon absieht, dass die Rückkehrer aus der Karibik dort netterweise trotzdem für einige Tage Station machen dürfen.

So hat nun unsere Fahrtenseglerei mit dem Virus tatsächlich eine neue Unbekannte bekommen. Bisher waren es nur die Unwägbarkeiten von Wind und Wetter und die Jahreszeiten, die unsere Törns bestimmt haben. Wobei Wind und Wetter ja keine echten Unbekannten sind, die Vorhersagen sagen einem schon ziemlich genau, wann man sich besser verkriechen sollte. Und wenn man beschließt, im Winterhalbjahr z.B. in Schottland zu segeln, dann weiß man, dass man ziemlich oft einen auf die Mütze bekommt. Und dass es keine gute Idee ist, sich während der Hurrikan-Saison von den Kanaren in die Karibik aufzumachen, hat sich auch herumgesprochen. D.h., wenn man etwas umsichtig ist, dann haut das mit dem Wetter schon ganz gut hin und man kann recht gut vermeiden, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Doch nun ist plötzlich auch die »Reisefreiheit« zu einer »törnbestimmenden Größe« geworden. Und so, wie es heute aussieht, sind die Reisebeschränkungen eher schwer zu bestimmende und unberechenbare Unbekannte. Klar hat es schon immer Ecken auf der Welt gegeben, in denen es um die Reisefreiheit nicht wirklich gut bestellt war. Doch wenn es sein sollte, konnte man nach etwas Organisation und Hartnäckigkeit meist doch einreisen. Doch nun hat die ganze Welt einfach dicht gemacht, und wer gerade den ein oder anderen Seglerblog liest, der weiß, das heute so manch eine Ausgangsposition schon fast einem Deadlock gleich kommt.

Sicherlich kann man einwenden, dass sich die ganze Virus-Geschichte ja nun auch wieder langsam wieder beruhigt, denn schließlich beginnen einige Staaten schon wieder mit der Lockerung der restriktiven Maßnahmen. Doch genau hier trennt sich unseres Erachtens nach die Spreu vom Weizen. In Staaten, die umsichtig vorgehen, stehen die Chancen gut, dass es relativ normal weitergehen wird. Es gibt aber auch eine große Zahl von Staaten, in denen ganz andere Interessen das Handeln bestimmen, als die Verbreitung des Virus einzudämmen. Und diese Staaten werden immer wieder wie Brandbeschleuniger wirken, speziell für die Staaten, die gar nicht in der Lage sind, einer Ausbreitung wirksam entgegenzutreten.

D.h. wir werden zukünftig mit alten und neuen Lockdowns leben müssen und wir werden lernen müssen, mit dem Virus und vielleicht neuen Varianten zu leben. Sicherlich wird es irgendwann einen Impfstoff geben, aber der muss dann auch erst einmal weltweit zum Einsatz kommen.

So werden unsere Pläne nun tatsächlich ganz erheblich von dieser neuen Unbekannten »Reisefreiheit« bestimmt. In Europa ist dieses Problem für uns sicherlich nicht so groß. Aber es beginnt überall dort groß zu werden, wo ein Visum zeitlich begrenzt ist und wo man deswegen Ausreiseperspektiven und -ziele haben muss. Sind aber alle potentiellen Ziele dicht oder auch wegen einer herannahender Winter-, Hurrikan- oder Taifun-Saison nicht mehr erreichbar oder zu meiden, wird’s eng. Und all das lässt uns aktuell unsere Langfristpläne schon etwas hinterfragen.

Mal ganz abgesehen von der Frage, wo man denn ggf. krank werden möchte. Wir sind ja Langzeitreisende und es gibt schon Länder, deren medizinische Versorgungsmöglichkeiten nicht gerade Sorglosigkeit auslösen. Und sollte es einen von uns oder auch uns beide erwischen, dann ist an einen Heimflug wohl eher nicht zu denken.

Auch das fließt nun mit in unsere Pläne ein und ist dabei, doch einiges zu verändern. Wohin das am Ende führt, wissen wir noch nicht, aber wir hoffen, in diesem Jahr wenigstens noch bis in die Algarve zu kommen. Wie es dann weitergeht, weiß der Geier, im Augenblick geht zu viel durcheinander, um echte Langfristpläne zu schmieden.

Für dieses Jahr wenigstens wären wir schon richtig froh, wenn es irgendwie im Juli weitergehen könnte und wir die Rias in Nordspanien und auch Portugal besuchen könnten. Das wäre unser Plan B für dieses virenverseuchte Jahr 2020. Insgesamt wären das nur rund 1000sm und die sollten trotz Verschiebungen bis zum Winter machbar sein. Unser Winterziel wäre dann die Algarve oder Andalusien. Wobei Andalusien unserem Ziel, etwas mehr Spanisch zu lernen, mehr entgegenkommen würde.

„Der Plan B 2020“

„Der Plan B 2020“