Wassermacher III und das Eichhörnchen


Auf dem Steg bekommen wir von unseren Nachbarn einigen Zuspruch. Man versteht vielleicht nicht ganz, wieso wir so hartnäckig basteln, aber das passt ja dennoch ganz gut zu dem Vorurteil, dass man im Ausland von den Deutschen hat 🙂.

„Dort ist irgendwie kein Durchkommen...“

„Dort ist irgendwie kein Durchkommen…“

In einem längeren Gespräch mit einem Briten, der pinselschwingend versucht, dem Rost auf seinem Stahlschiff Herr zu werden, versuche ich das deutsche Sprichwort: »Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!” anzubringen. Doch das gestaltet sich etwas schwierig, denn nach meiner Übersetzung: »The squirrel feeds itself with difficulty!« schaut er mich nur mit großen Augen und etwas fragend an. Es dauert etwas, bis ich ihm auch noch den restlichen Sinn erklärt habe und wir uns darauf verständigen, dass es eben ein total witziges German saying ist 😬. Offensichtlich gibt es tatsächlich kein vergleichbares Sprichwort im Englischen, aber als ich recherchiere, denn so etwas will ich ja auch nicht so einfach auf mir sitzen lassen, stoße ich auf ein kleines Detail, dass eigentlich immer mitschwingt, dem man aber dennoch kaum Beachtung geschenkt. Das Eichhörnchen muss sich zwar sehr abmühen, ist aber am Ende erfolgreich. Und so geht es eben auch bei unserem Wassermacher voran, recht mühsam, aber mit einer Aussicht auf ein erfolgreiches Ende. 🐿

„... so müssen die Schläuche nun hinter dem Klo liegen.“

„… so müssen die Schläuche nun hinter dem Klo liegen.“

„Etwas Beautifying im Bad.“

„Etwas Beautifying im Bad.“


„Frühstück im Chaos, dann Endspurt!“

„Frühstück im Chaos, dann Endspurt!“

An dem Samstag, genau 14 Tage nach unserer Ankunft in Póvoa, ist es dann soweit. – Nein nein, so nun auch wieder nicht, hold your horses, wie der Brite nun sagen würde, fertig sind wir natürlich nicht! Aber – und das ist der eigentliche Oberhammer – alles liegt inzwischen in der Bugkoje, alle Unterkonstruktionen sind fertig und alle Einzelteile des Wassermachers befinden sich an Ort und Stelle und sind bereit, final verschlaucht und angeschlossen zu werden. Das Einzige, was noch nicht ganz klar ist, ist, wie nun das Gesamtarrangement der Verschlauchung mit den insgesamt fünf Ventilen aussehen kann und soll. Üppig ist der Platz nicht gerade, aber es gibt durchaus Möglichkeiten, es passend hinzubekommen.

„Aber eigentlich sieht's schon wieder richtig gut aus.“

„Aber eigentlich sieht's schon wieder richtig gut aus.“

Und sieht man mal davon ab, dass natürlich immer noch überall das Werkzeug und diverse Kisten mit einigem Zubehör für die Wasserspiele herumstehen, ist es in der PINCOYA inzwischen richtig leer geworden. Und unter dem Waschbecken im Bad strahlt nun auch alles wieder in einem reinen Reinweiß, denn wenn schon einmal alles aus- und freigeräumt ist, dann wäre es blöd, nicht auch hier noch mal kurz den Pinsel zu schwingen.

„Endmontage, nicht alle Schrauben sind sind direkt zu erreichen.“

„Endmontage, nicht alle Schrauben sind sind direkt zu erreichen.“


Und dann geht es an die Endmontage. Eigentlich versteckt sich hinter der ganzen Wassermachergeschichte ja kein echtes Hexenwerk. Selbst dann nicht, wenn man sich wie wir dazu entscheidet, noch zusätzlich einen weiteren Frischwassertagestank einzubauen. Doch wenn man dann so vor all den Schlauchanschlüssen steht, die irgendwo aus dem engen Gedränge der Baustelle herausragen, ist es schon recht hilfreich, wenn man sich vorher eine Zeichnung gemacht hat.

„Druckwasserpumpe und Testbefüllung.“

„Druckwasserpumpe und Testbefüllung.“

Der eigentliche Frust beginnt allerdings erst mit der Verschlauchung selbst, da unzählige Fittings, Muffen, T-Stücke, Ventile, Schlauchtüllen usw. usw. so zusammengeschraubt werden müssen, dass sie am Ende auch wirklich dicht sind. Und das ist leichter geschrieben als getan. Die neue Druckwasserleitung vom Tagestank zum zweiten Wasserhahn im Bad leckt unter Druck gleich an zwei Stellen. Etwas teureres Teflonband verhilft schon zu etwas mehr Erfolg, aber einfach ist es nicht, all die Verbindungen dicht zu bekommen.

„Der neue Wasserhahn.“

„Der neue Wasserhahn.“

Und um ehrlich zu sein, kaum etwas ist nerviger als eine tropfende Wasserleitung, die schon an Ort und Stelle liegt. Gerade die Verbindung der mitgelieferten Kunststoff-T-Stücke mit den Metallventilen stellt sich als sehr schwierig heraus. Vielleicht wären Kunststoff-Kunststoffverbindungen da einfacher, die gab’s aber eben nicht mit dazu (1). Und die mitgelieferten Kunststoff-Doppelnippel sind schlicht eine Katastrophe. Wenn die nicht beim ersten Mal gleich richtig dicht sind, ist eigentlich schon alles vermurkst. Ein zweiter Versuch mißlingt zu 80%.

Irgendwann erinnern wir uns, dass wir ja noch Hanf und neo-Fermit vom Abdichten der Hydraulik-Verschlauchung irgendwo ganz unten in einer der hinterletzten Backkistenecken haben. Damit kann man zwar auch Fehler machen und für Kunststoff-Metallverschraubungen ist das auch nicht optimal, aber jede neu gewickelte Verbindung ist damit nun auf Anhieb dicht. Statt der Kunststoffdoppelnippel nehmen wir diese Standard-Messingdinger. Gott sei Dank haben wir ja inzwischen von solchem Kleinzeug einen kleinen Vorrat an Bord. Der Frust der letzten Jahre, immer wieder nicht die passenden Teile zu bekommen, hat unsere »Wasserkiste« doch recht gut gefüllt.

„Drucktest“

„Drucktest“

Nach den ersten beiden undichten Verschraubungen, die so schön in die Bilge gedröppelt haben, gehen wir dazu über, einen Dichtigkeitstest schon vor dem Einbau im Cockpit zu machen. Alle Verbindungsstück müssen nun wenigstens 30 Minuten lang ihre Dichtigkeit an der Stegwasserleitung der Marina beweisen. Da ist genügend Druck drauf, um auch kleine Undichtigkeiten aufzuspüren. Erst wenn auch nach 30 Minuten unter diesem Wasserdruck kein einziges Tröpfchen zu sehen ist, werden die Teile eingebaut. Das kostet Zeit, erspart aber doch einiges an Frust und Ärger. Und !!! — und das ist noch viel schöner — dieses Abdichtungsgenerve kann man schön in der Sonne sitzend im Cockpit erledigen. Das hat ja auch mal was.


An der Halterung für den Grob- und Feinfilter, der Förderpumpe und den beiden Ventilen zur Spülung und zur Konservierung denken wir fast 2 Tage herum. Alles haben wir platzsparend direkt hintereinander geschraubt und nach einem Nachmittag auch vollständig dicht bekommen. Das ganze Arrangement hängt unter einer Montageplatte und die Idee ist, die gesamte Platte zum Filterwechsel herauszunehmen, um beim Filterwechsel nicht zu sehr herumzuplörren. Doch zunächst fällt uns ums Verrecken keine praktikable Lösung zur Befestigung ein. Doch die Lösung, die wir dann finden, ist so gut, dass wir uns die als technisches Detail mal für den Artikel oder eben unsere technische Ecke aufheben. Etwas Stolz sind wir schon 😊, man darf gespannt sein 😇.


Ganz langsam wächst nun das Gesamtarrangement zusammen. Mit Ungeduld lässt sich da kaum etwas beschleunigen. Eine schier unendliche Kette von kleinen Details reiht sich zuverlässig aneinander. Und die Kette geht nahtlos von der Verschlauchung in die Verkabelung über. Oberhalb des Bedienpanels wollen wir auch noch die Schalter für die neue Druckwasserpumpe des Frischwassertagestanks und die Deckwaschpumpe anbringen. Und das zusammen mit einem Stundenzähler, der leider nicht im Lieferumfang des Wassermachers vorgesehen ist.

„Da läuft schon mal was.“

„Da läuft schon mal was.“

Damit diese Schalter zu den Schaltern im Bedienpanel passen, haben wir sehr ähnliche Wippschalter gekauft, die zudem noch leuchten sollen. Im Grunde genommen eine tolle Idee, für die man sich wegen weitsichtiger technischer Ästhetik schon auf die Schulter klopfen könnte. Nur Ästhetik hat eben auch ihren Preis, in diesem Fall nicht so sehr einen monetären, als einen technischen. Runde Schalter sind im Handumdrehen eingebaut, doch eckige bergen ein gewisses Problem in sich, da sich eckige Löcher nicht so leicht bohren lassen wie runde. Der erste Versuch scheitert kläglich und die Wand neben dem Spiegel im Bad sieht aus, als ob sich ein wahnsinniger Kettensägenzwerg im Delirium an ihr ausgetobt hat. Nur eine Schmuckblende kann dieses Makel wieder beseitigen, also erstehen wir in einem der hiesigen Baumärkte ein weiße Plastikfußleiste. Mit viel Phantasie und noch mehr Geduld verwandelt sich ein Stück dieser Fußleiste in eben eine solche Schalterschmuckeblende, um alle Spuren des rechteckigen Desasters zu verschleiern.

„Das Schmuckpanel! Schneiden oder sägen geht nicht, also schmelzen wir uns mit dem Cutter durch.“

„Das Schmuckpanel! Schneiden oder sägen geht nicht, also schmelzen wir uns mit dem Cutter durch.“

Das kostete den Mittwoch! Als der Finne: “Hey man, finished?” fragt, sage ich wie schon am Sonntag, Montag und Dienstag: “The final count down’s runnig. Just two days, we just have to do some wiring and then comes 🥳 the finish.” Der Finne sagt irgendetwas von einem Murmeltier, aber da kann ich mich auch verhört haben.


Der Stundenzähler, den wir bei Amazon bestellt haben, hat Verspätung. Macht aber nichts, denn im Minutentakt werden immer noch Kabel gezogen, Kabelschuhe gekrimpt und Schrumpfschläuche geschrumpft. Und am Donnerstagabend sind wir dann tatsächlich bei »Fertig minus 1«. Unglaublich! Leider fragt der Finne nicht mehr und auch unsere deutschen Nachbarn treiben eigene Bastelsorgen um.

Am Freitagmorgen brummt eine eMail im Handy. Die portugiesische Post hat unser Päckchen zugestellt. Leider nicht in der Marina, sondern irgendwo in Póvoa in der Verwaltung. So ist das, wenn man nicht fragt und einfach nur die Adresse von der WebPage nimmt 🙄. Während der Schiffsjunge noch schnell die letzten Kabel für den Stundenzähler vorbereitet, hetzt die Capitana durch die engen Gassen Póvoas, um die Verwaltung zu finden. Kurz darauf kommt das Selfi mit Päckchen. Geschafft!

„Fast fertig...“

„Fast fertig…“

Der Stundenzähler ist schnell verkabelt und ein erster Test lässt alle Pumpen brummen und das Starkstromrelais der Hochdruckpumpe klicken. In Betrieb nehmen können wir den Wassermacher allerdings noch nicht, denn für den Zulauf fehlt noch das Seeventil. Das kommt dann Mitte Oktober, wenn wir noch einmal kurz aus dem Wasser gehen, um das Unterwasserschiff vor der großen Fahrt noch einmal zu machen.

„Ganz fertig ...“

„Ganz fertig …“

Und dann sind wir tatsächlich fertig! Alles was bis hierhin getan werden kann, ist getan. Seit 3 Wochen sind wir nun in Póvoa de Varzim. 3 Tage hat die Aufrüstung unserer Solarkapazitäten gedauert und einen Tage haben wir tatsächlich Pause gemacht. Die Installation des Wassermachers hat bis hierhin volle 17 Tage gedauert und das waren keine 8-Stunden-Tage. Die Installation des Wassermachers selbst war kein Problem. Die bekommt man vergleichsweise schnell hin. Das, was Zeit frisst, sind die Vorbereitungen. Und je weniger Platz zur Verfügung steht, desto mehr Zeit geht dafür ins Land. Doch nun ist es am Ende so, wie wir es geplant und uns ausgedacht haben.

„Fast nichts mehr zu sehen ...“

„Fast nichts mehr zu sehen …“

Einige Kleinigkeiten fehlen noch. So wollen wir noch einen Hauptschalter einbauen, mit dem der ganze Stromkreis für den Wassermacher abgeschaltet werden kann. Und natürlich fehlt noch das Seeventil für den Zulauf. Die Membran selbst ist auch noch nicht verschlaucht, weil die Hochdruckschläuche noch neue Dichtungen brauchen. Und wir wollen schon noch LEDs für die Schalter einbauen, denn irgendwie finden wir es doch hübscher, wenn es leuchtet, wenn etwas eingeschaltet ist. Aber das alles ist nun wirklich nur noch ein kleiner Rest.

Rückblickend hatten wir uns den Einbau etwas einfacher vorgestellt, doch vielleicht war das auch einfach zu blauäugig. Die größten Hürden waren mit Abstand die Verschlauchungen zum Wassertank und des Abwassers, weil die durch das halbe Schiff führen und auch »unauffällig« verschwinden sollten. Und natürlich der Bau der Sockel für die Hochdruckpumpe und den Tagesfrischwassertank. Der Rest war Fleißarbeit, auch wenn die auch an der ein oder anderen Stelle gehörig genervt hat.

Doch nun sind wir fertig, das ist die Hauptsache 😊. Und das Eichhörnchen ist zufrieden 🐿.

Póvoa de Varzim, Portugal
41° 22′ 33,6″ N, 008° 45′ 54,1″ W


(1) Nachdem wir dann zuhause ein neues 3/4″ Trudesign Kunststoffseeventil vor uns liegen haben, wissen wir auch, warum keine Kunststoffkugelventile im Lieferumfang sind. Die Trudesign-Ventile sind Monster! 😳 Das 3/4″ Ventil hat wenigstens die Dimensionen eines handelsüblichen 1 1/2″ Seeventils aus Metall. Vielleicht gibt es ja auch kleine Kunststoffventile, aber ob die bei gleicher Festigkeit auf die kleinen Maße der handelsüblichen Metalldinger kommen, darf bezweifelt werden.