Nur wer das Segeln wirklich liebt…

kann unserem letzten Schlag etwas abgewinnen und vielleicht sogar schön finden oder sich darüber freuen. Regen, Südwest mit Böen bis 25kn, Strom immer gegenan und Temperaturen, die gefühlt so um die 0°C liegen. Der Südwest und der Strom geben sich alle Mühe, uns nicht einen direkten Kurs nach Heiligenhafen zu erlauben. Mit Erfolg! Insgesamt mehr als 8 Stunden werden wir unsanft durchgeschaukelt und kreuzen gegen die ruppige See. Der Nord setzende Strom im Großen Belt paart sich mit dem Südwestwind im Fehmarnbelt zu einem ordentlichen Wellen-und-Strom-Durcheinander.

Unsere Kurslinie sieht dafür noch sehr gradlinig aus. Wir waren selbst überrascht, denn wir dachten, dass wir eine ziemliche Schlangenlinie zusammengefahren hätten.
So wirklich seefest sind wir ja beide nicht. Das hängt sehr von unserer Tagesform ab. Mal mehr, mal weniger. Heute wäre eigentlich ein guter Tag, dass einem mal wieder alles vergeht und man nur auf den Hafen wartet. Doch unsere Seebeine wachsen mit jeder Seemeile, die wir uns durchschlagen.

In Spodsbjerg sieht es so freundlich aus, das wir kein Reff einbinden. Na ja, freundlich ist eigentlich nur der Wind, nicht die Temperatur und auch nicht die Luftfeuchtigkeit, die sich immer wieder unangenehm zu dicken Tropfen verdichtet. Doch schon am Rand des Fahrwassers dürfen wir wieder einmal feststellen, das ablandiger Wind innerhalb von 1 – 2 Seemeilen ganz schön auffrischen kann. Der Strom verhindert erfolgreich, dass wir unter Segeln in der Abdeckung von Langeland bleiben können. Inzwischen kennen wir die PINCOYA und wissen, welche Beseglung hierfür passt. Reff einbinden und gleichzeitig noch 3 Frachtern ausweichen und etwas Höhe gewinnen. Nachdem Astrid die Großschifffahrtslage im AIS gecheckt und für gut befunden hat, kreuzen wir den Store Belt, um westlich von Lolland dem blöden Strom wenigstens etwas zu entkommen.

Im Fehmarnbelt werden wir ordentlich durchgeschaukelt und die stehenden 6 Beauforts schieben uns kräftig und schnell bis vor Fehmarns Nordküste. Das Aufkreuzen gelingt nur mäßig, Wellen und Wind sind sehr launisch. Fröhlich verkünde ich, dass wir bis Heiligenhafen nun nicht mehr nass werden und all der Sch… am Horizont südlich durchzieht. Ich habe keine Ahnung, wieso der Regenradar so schamlos lügen darf. Nach einer halben Stunde drehen wir die Genua noch ein Stück ein und verkrümeln uns nach innen. Unser Autopilot arbeitet, als ob es um eine Gehaltserhöhung gehen würde. Vielleicht sollten wir wirklich mal das Hydrauliköl wechseln, das würde ihm bestimmt gefallen.
Bis Heiligenhafen bleibt dies nicht die einzige Regenfront. Immerhin ist es zwischendurch mal trocken, denn der Dauerregen hat sich von den Schauerböen ablösen lassen.
Nach 8 Stunden 45 Minuten und 51 sm sind wir wieder in Heiligenhafen in unserer Heimatbox fest. Auch wenn es sich blöd anhört, aber wir sind schon etwas geschafft. Solch ein Wetter und solche eine Schaukelei ist anstrengend. Außerdem haben wir bei den klapperkalten Temperaturen sicherlich das Doppelte an Kalorien verbrannt, was man sonst so verbrennt. Ein großer Topf Erbsensuppe mit Extra-Würstchen und Vollkornbrot hilft für’s Erste.

Obwohl das Wetter recht durchwachsen war, haben wir uns vorgenommen, solch einen Frühjahrstörn auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder zu machen. Es ist einfach wunderbar, wenn man allein unterwegs ist und abends nicht in lärmenden Hafen den letzten Platz suchen muss. Wir haben das sehr genossen.

da sind wir wieder