Kurz entschlossen…


Herrvik -> Botvaldevik -> Kuressaare / Saaremaa (Estland) Start: 11:50 MEST (24.08) Ende: 19:45 EEST (25.08) Wind: SSE-S-SW 10-21 kn Distanz: 153,0 sm Gesamtdistanz: 516,5 sm

„von Herrvik -> über Botvaldevik -> nach Kuressaare (Saaremaa)“

„von Herrvik -> über Botvaldevik -> nach Kuressaare (Saaremaa)“

„Abendimpressionen“

„Abendimpressionen“

„Morgenimpressionen“

„Morgenimpressionen“

Noch vor dem Frühstück mache ich dieses Jahr zum x-ten Mal das Äffchen und klettere hoch in den Mast. Diesmal braucht unser Windmesser dringend eine volle Dröhnung gutes „Peterspray“, denn er ist unwillig und zeigt nur noch manchmal eine Windstärke an, die annähernd zu den Reffs in den Segeln, dem Wellenbild und vor allem unserem Wohlgefühl in der Magengegend passt. Nachdem ich ihm die volle Ladung in all seine Ritzen gesprüht habe, zeigt er uns auch gleich wieder bereitwillig die 0,9 kn der aktuellen Frühstückswindstille an. Ich habe in all meinen Segeljahren noch nie einen Windmesser geschmiert, geölt oder sonst irgendwie behandelt, aber wenn das hilft, dann soll es ab jetzt zu unserem Standardpflegeprogramm gehören.

„Mastenhafte Aussichten“

„Mastenhafte Aussichten“

„PINCOYA von oben“

„PINCOYA von oben“

Nach dem Frühstück fahren wir gleich rüber zur Werftslippe und …. was sollen wir sagen … knapp ist diesmal lang genug, denn mit zwei Schläuchen kommen wir gerade so hin. Einen Verbindungsadapter für den dritten hätten wir ja ohnehin nicht gehabt ?, gut dass es passt, so haben wir erstmal wieder Wasser.

„Unser Liegeplatz und wir nehmen Wasser“

„Unser Liegeplatz und wir nehmen Wasser“

„Werftimpressionen mit Charme….“

„Werftimpressionen mit Charme….“

„… alt, schrabbelig und verrostet. Oder auch frisch lackiert!“

„… alt, schrabbelig und verrostet. Oder auch frisch lackiert!“

Für den Rest des Tages hat Astrid ein Wanderprogramm ausgearbeitet. 5 km umweit des Hafens von Botvaldevik soll die älteste und total mittelalterliche Kirche Gotlands stehen. Die lächerlichen 5 Kilometer gehen wir heute Nachmittag mal flugs dorthin, um dann unser Fitness-und-Kulturprogramm mit einem 5-km-Rückweg abzurunden. Aber erst einmal bringt uns ein wunderbarer Segeltag nach Botvaldevik. Es weht bei strahlend blauem Himmel mit moderaten (Marita!!! moderaten!!!) 10 – 12 kn aus Südsüdwest und so segeln wir gemütlich unserem Fitness-und-Kulturprogramm entgegen.

„Mehr vom Wellnessprogramm wollen wir im Blog nicht zeigen?“

„Mehr vom Wellnessprogramm wollen wir im Blog nicht zeigen?“

Kurz hinter Herrvik ziehen wir die Genua und der Autopilot steuert uns ruhig in Richtung Norden. Als der letzte Fischer weit hinter uns liegt, starten wir erstmal unser persönliches Pflegeprogramm. Wir haben wieder genügend Frischwasser und können endlich mal wieder in Ruhe am Heck duschen und etwas Wellness machen. Seit Vändburg war alles geschlossen und vor uns wird sicher auch nicht viel mehr geöffnet haben. Gut, dass wir so autark sind.

„Huch, sind wir schon in der Südsee? Nur die Palmen fehlen.“

„Huch, sind wir schon in der Südsee? Nur die Palmen fehlen.“

Botvaldevik entpuppt sich allerdings als Schrabbelhafen, in dem es nur einen Liegeplatz für uns gibt. Der sieht allerdings danach aus, dass dort normalerweise ein Fischtrawler liegt, der auch bald zurückkommen könnte. Was nun? So können wir die PINCOYA hier nicht zurücklassen, um mal eben 10 km wandern zu gehen. Denn wer weiß auch schon, wie lange ich für die 10 km brauchen werde ??

„Ein ungastlicher Hafen läßt uns unser eigentliches Ziel doch noch erreichen.“

„Ein ungastlicher Hafen läßt uns unser eigentliches Ziel doch noch erreichen.“

So fragen wir einen älteren Herrn, der gerade sein Angelboot ins Wasser schiebt. Der meint zwar „Joah, joah, der kommt nicht!“ aber wir fühlen uns trotzdem nicht so richtig wohl damit. Also halten wir wieder einmal Kriegsrat und Astrid sagt: „Der Hafen in Kuressaare ist größer, da gibt es bestimmt noch ein Plätzchen für uns. Und außerdem gibt’s dort ’ne Burg, dann brauchen wir die Kirche gar nicht mehr!“

Den ganzen Tag sind wir toll gesegelt, der Wind ist freundlich und kommt aus einer für die Burgbesichtigung in Kuressaare günstigen Richtung. In der Nacht soll er etwas zunehmen, aber die Richtung stimmt, dann macht es mit etwas mehr Wind nur etwas mehr huiiiiiiii! Schnell rufen wir nochmal das Wetter ab und schauen uns die Sache nochmal genau an. Dann laufen wir in Richtung Estland aus. Schließlich müssen die neuen Gastlandflaggen von Estland und Lettland auch mal gelüftet werden. Die von Lettland hatten wir vorsorglich auch noch gekauft, dann ist das nicht so peinlich, wenn wir uns vernavigiere, und es sieht wie gewollt aus, wenn wir dem Hafenmeister in Ventspils fröhlich unter der richtigen Gastlandflagge zuwinken.

„Wieder auf See….“

„Wieder auf See….“

Die Nacht vergeht genauso ruhig, wie der vorherige Tag auch schon war. Nur versammeln sich um uns herum immer wieder ganze Rotten von Frachtern, die immer genau dann unseren Weg kreuzen, wenn wir dort auch gerade lang wollen. Danach und davor ist immer total viel Platz, das mutet alles schon irgendwie nach verabredeter Schikane an. Aber auch dort schlüpfen wir am Ende durch.

„Schweden geht Lettland kommt, Lettland geht Estland kommt …. und der Schiffsjunge schläft. So entspannt kann segeln sein.“

„Schweden geht Lettland kommt, Lettland geht Estland kommt …. und der Schiffsjunge schläft. So entspannt kann segeln sein.“

Wie verabredet nimmt der Wind kurz vor Sonnenaufgang deutlich zu. Ein guter Grund für die Ostsee, mal wieder erstaunlich schaukelige Wellen zu produzieren. Aber inzwischen sind unsere Mägen seefest und die Wellen können sie auf diesem Kurs nicht mehr aus der Fassung bringen. So geht es Stunde um Stunde voran. Wir sind sogar recht schnell und am 25.08. um 15:50 erreichen wir ein Etmal von 140,5 sm und dies sogar auf die Seemeile genau mit den 7000 sm, die nun schon unserer Furuno auf der PINCOYA für uns geloggt hat. Den Furuno hatten wir gleich zu Beginn eingebaut, auf seiner Logge fehlen nur die gut 400 Überführungsseemeilen aus dem März 2010.

„Guck mal, ein Etmal!“

„Guck mal, ein Etmal!“

Sehr weit vor Lettland bekommen wir wieder Handy-Empfang und können uns gegen 11:00 bei unseren Kids wieder als noch lebend zurückmelden. Zu diesem Zeitpunkt haben wir schon das Gefühl „da zu sein“, aber vor uns liegen noch fast 50 sm. Die Ostsee ist hier wirklich ziemlich groß und wenn man sich die Dichte der Häfen ansieht, dann sind 50 sm eigentlich schon fast die Normaldistanz für eine Tagesetappe. Wie anders ist das alles in der dänischen Südsee! In den Rigaischen Meerbusen kann man die Kieler Bucht mehrmals reinstopfen oder man stopft einfach gleich noch die Lübecker Bucht dazu.

„Der Schiffsjunge ist ausgeschlafen, die Capitana sieht etwas müde aus. ?“

„Der Schiffsjunge ist ausgeschlafen, die Capitana sieht etwas müde aus. ?“

Auch in der Irbenstrasse, der Passage zwischen Saaremaa und Lettland, kann man beide Länder nur als dünnen Strich am Horizont sehen. Es gibt hier wirklich eine ganze Menge Wasser und auch jede Menge Horizont ohne Land. Das Erstaunliche und Neue für uns ist, dass sich daran auch nach Stunden und Stunden und Stunden nichts ändert. Und wir sind erst auf der kleinen Ostsee. So langsam bekommen wir eine erste eigene Idee davon, wie groß das Abenteuer ist, auf das wir uns einlassen wollen.

„Kurz vor Kuressaare stören wir ca. 1335 Kormorane beim Verdauen. Einige sind so erschrocken über unser Kommen, dass sie offensichtlich kotzen müssen, worauf die 863 Möwen nur gewartet haben. Guten Appetit!“

„Kurz vor Kuressaare stören wir ca. 1335 Kormorane beim Verdauen. Einige sind so erschrocken über unser Kommen, dass sie offensichtlich kotzen müssen, worauf die 863 Möwen nur gewartet haben. Guten Appetit!“

„Wir haben es geschafft und liegen im Zeichen der Burg von Kuressaare! “

„Wir haben es geschafft und liegen im Zeichen der Burg von Kuressaare! “

Etwas Erleichterung ist uns schon anzusehen, oder? Das war ein ziemlicher Ritt hierher.

„Unser Rotwein-Entspannungpanorama!“

„Unser Rotwein-Entspannungpanorama!“

in Kuressaare (Saaremaa – Estland)
58° 14” 42,0′ N, 22° 28” 17,3′ E


2016.08_1_Estland_25.08.kml