Die Überfahrt – es hätte einfacher sein können –


Mindelo, Cabo Verde -> Saint Anne, Martinique Distanz: 2.149,0 sm Gesamtdistanz: 2.924,8 sm

„von Cabo Verde -> nach Martinique“

„von Cabo Verde -> nach Martinique“

Nach 20 Tagen, 20 Stunden und 40 Minuten fällt unser Anker vor Saint Anne auf Martinique. Die Überfahrt ist geschafft, wir sind auf der anderen Seite des Atlantiks. Hinter uns liegen 2.149 Seemeilen und wenn man den ersten Teil von den Kanaren auf die Kap Verden mit dazurechnet, sind es sogar 2.924 sm. Es ist ein ziemlich surreales Gefühl, nun hier zu sein, besonders weil wir in Gedanken schon so oft hier waren, insbesondere in den letzten 14 Tagen.

„Wir lassen die Kap Verden hinter uns.“

„Wir lassen die Kap Verden hinter uns.“

„Auf See I“

„Auf See I“

„Auf See II“

„Auf See II“

„Auf See III“

„Auf See III“

2/3 der Strecke von den Kap Verden nach Martinique und insgesamt 14 Tage und 1.384 sm mussten wir mit einem stark geschwächten Rigg segeln. Immer mit dem Alptraum im Hinterkopf, dass wir den Mast ganz verlieren. Denn am 7ten Tag der Überfahrt brach das Unterwant auf der Backbordseite. Zunächst nicht ganz, aber schon wenige Tage später kam das Unterwant runter.

„Das Unterwant bricht ... 🫢“

„Das Unterwant bricht … 🫢“

Der Alptraum war komplett. Der Bruch des Unterwants und die ständige Frage, ob wir es noch schaffen, doch nicht als Seenotfall zu enden, hat unsere ganze Atlantiküberquerung überschattet. Ständig fuhr diese Anspannung mit und ständig mussten wir alles danach ausrichten, das Rigg nicht zu überlasten. Denn es gab keine Alternative, als unter Segeln weiter in Richtung Martinique zu fahren.

Als das Want begann zu brechen und sich eine Kardeele nach der anderen auffaserte, waren wir schon 765 Seemeilen westlich der Kap Verden. Ein Zurück hätte bedeutet, dass wir gegen den Wind hätten segeln müssen, denn unser Dieselvorrat hätte gerade mal für die Hälfte der Strecke gereicht. Also gab es nichts als ein Weiter. Diese Entscheidung war genauso alternativlos, wie die Tatsache, dass wir auch den Rest der Strecke segelnd zurücklegen müssen. Dies aber vor dem Wind!

„... ohne Worte ...“

„… ohne Worte …“

„Vorbereitungen für das Schlimmste, wenn wir den Mast verlieren.“

„Vorbereitungen für das Schlimmste, wenn wir den Mast verlieren.“

Doch das wohl einschneidendste Erlebnis auf dieser Überfahrt bleibt die provisorische Stabilisierung des Riggs mit unseren Backstagen. Hierzu musste ich in 2 bis 3 m Wellen in den Mast. Die PINCOYA rollte unglaublich in den Wellen, denn die 2 bis 3 m waren leider nur die mittlere Wellenhöhe. Noch immer fehlen uns die Worte, wenn wir an diese Aktion zurückdenken. Es war nicht klar, ob das überhaupt gut ausgehen würde. Aber auch zu dieser Aktion gab es keine Alternative, denn wir mussten das geschwächte Rigg unbedingt stabilisieren, damit wir überhaupt weiter segeln konnten. Am Ende musste ich viermal in den Mast, während Astrid mich unten sicherte. Ohne sie als Lebensversicherung unten wäre das nicht gut gegangen. Und diese Mastkletteraktionen sind mit Abstand das Einschneidendste, was wir jemals beim Segeln erlebt haben. Und bleiben es hoffentlich auch 😊!

„Wunderbare Sundowner als Ausgleich.“

„Wunderbare Sundowner als Ausgleich.“

„Da ist es noch dran.🤔“

„Da ist es noch dran.🤔“

„Nun ist es ab 🥺“

„Nun ist es ab 🥺“

Nun sind wir auf Martinique und sind auch etwas stolz auf uns. Wir haben es nicht nur über den Atlantik geschafft, sondern wir konnten uns auch aus eigener Kraft helfen. Wir haben es geschafft, 14 Tage so besonnen zu bleiben, dass wir nicht doch noch zu einem Seenotfall wurden und die PINCOYA hätten aufgeben müssen. Einfach war das nicht immer.


„Passatwolken“

„Passatwolken“

Etwas schade ist das alles für das Gesamterlebnis der Überfahrt selbst. Denn die Überfahrt an und für sich ist schon ein grandioses Erlebnis. Und auch wenn die Probleme mit dem gebrochenen Want vieles überschattet haben, wir hatten unzählige Momente, die uns ohne Sorgen und Anspannung mit ihrer Einmaligkeit in Erinnerung bleiben. Auch wenn uns der Wind und auch mal einige Squalls etwas gebeutelt haben, das Wetter war im Großen und Ganzen immer freundlich. Was man von den Wellen nicht sagen kann. Wenn man ans Segeln denkt, denkt man ja immer erst an die Belastungen für ein Schiff durch den Wind, doch die Belastungen durch die Wellen sind für ein Schiff und auch die Crew schon in den unteren Windbereichen mit großem Abstand höher. Vieles hätten wir mit einem heilen Rigg besser und anders nehmen können, doch am Ende haben wir das Beste aus dem gemacht, was noch ging.

„Ein letzter schöner Sundowner.“

„Ein letzter schöner Sundowner.“

Und so passt es auch wie die Faust auf’s Auge, wenn die Capitana bei unserem ersten Rotwein vor Saint Anne sagt: »Ich würde mit Dir sofort wieder rüberfahren, allerdings nur mit neuen Wanten!.« Ich auch 🥰!

„Martinique ist noch nicht in Sicht, aber bald ist es geschafft.“

„Martinique ist noch nicht in Sicht, aber bald ist es geschafft.“

„Da sind wir nun auf Martinique!“

„Da sind wir nun auf Martinique!“

Hier die Liste unserer Etmale:

Unsere Etmale

Und wer nun noch lesen möchte, wie es uns so Tag für Tag ergangen ist, der kann noch die Blogs mit den einzelnen Tagen lesen. (Doch die brauchen aktuell noch etwas, kommen aber bald!)

Saint Anne, Martinique
14° 26′ 11,8″ N, 060° 53′ 36,0″ W