Stückchen aus unserer Wartezeit in Peterhead


Als wir die Leinen der PINCOYA in Peterhead festmachen, wissen wir noch nicht, wie lange wir hier bleiben werden. Irgendein Wetterfenster, das es uns erlauben würde, den Trip von rund 2 1/2 Tagen nach Norwegen zu wagen, ist nicht in Sicht.

Unsere Leinen sind noch nicht ganz fest, da werden wir schon begrüßt. Dafür, dass der Hafen fast leer ist, ist es ein erstaunlich großes Hallo. Auf dem Schiff unseres neuen Nachbarn gegenüber will der Motor nicht so, wie er soll. Kein Grund, um nicht für die Neuankömmlinge gleich mal die Arbeit zu unterbrechen. Ein richtiges kleines Empfangskomitee 😊 steht vor uns auf dem Steg. Im Handumdrehen sind wir aufgenommen und erfahren auch gleich, dass der Hafenmeister diese Woche Urlaub hat.

„Angekommen und die »Green box«.“

„Angekommen und die »Green box«.“

Aber das ist alles kein Problem, wir werden mit allen notwendigen Infos versorgt. Und bevor unser Nachbar nach Hause fährt, bekommen wir auch noch seine Handynummer, nur falls irgendetwas nicht klappt, you know, that goes without saying! Den Marinaschlüssel, einen Chip für die Sanitärräume und ein Formular zum Einchecken bekommen wir aus der »green box«. Die grüne Box ist ein Holzkasten auf dem vorderen Ponton, in dem sich ein kleiner Hotelsafe befindet. Den Code für den kleinen Safe bekommen wir per Telefon von der Port Authority. Am Telefon ist derselbe Port Officer, mit dem wir schon gefunkt haben. Sein schottischer Dialekt verrät ihn sofort 😂.

„Die Peterhead Marina“

„Die Peterhead Marina“

Sollten wir abfahren, bevor wir den Hafenmeister nächste Woche sehen, sollen wir die Hafengebühr einfach zusammen mit dem ausgefüllten Formular und den Schlüsseln wieder in den Umschlag stecken und in die »white box« oberhalb der »green box« werfen. Wie praktisch, und was für ein Vertrauensvorschuss.

„Hinter der Marina das eigentliche Hauptgeschäft von Peterhead Harbour.“

„Hinter der Marina das eigentliche Hauptgeschäft von Peterhead Harbour.“

Der Tag kostet 22 £ inkl. Strom und eine Woche gibt es nach dem Motto, take 7 pay 5. Das passt! Nachdem wir das alles schon einmal geklärt haben, gönnen wir uns erst einmal eine Mütze Schlaf. Es hat eh angefangen zu regnen und es scheint wieder ungemütlicher zu werden.


Die sanitären Anlagen sind nagelneu und wirklich spitze. Auch die heiße Dusche ist inklusive, nur für die ebenfalls nagelneue Waschmaschine und den Trockner braucht man »Tokens«, die man vom Harbourmaster bekommt. Wir haben echt etwas Pech, denn wir müssen mehr als dringend mal unsere Wäsche waschen. 2x haben wir es nicht gemacht, weil wir weiter wollten oder mussten, und 3x waren die Waschmaschinen und Trockner entweder verschlossen oder noch nicht am Start. Und nun wird’s wirklich mal Zeit. Aber ohne Tokens geht es nun schon wieder nicht.

„Der Peterhead Harbour beach“

„Der Peterhead Harbour beach“

Wir checken die einzige Laundry in Peterhead, aber die hat ziemlich schlechte Kritiken, ist keine Selfservice-Laundry und der Besitzer scheint sich einen neuen Tesla kaufen zu wollen. 15 £ für eine Ladung ist schon echt happig. Was für ein Mist! Was machen wir nun mit unserer Dreckwäsche, die bei der Nässe und der Luftfeuchtigkeit immer weiter vor sich hingammelt? Schön ist das alles nicht, aber das sind die realen Probleme von Fahrtenseglern, die etwas länger unterwegs sind und nicht immer in eine Marina gehen, sondern lieber ankern.

„Irgendwann geht es da wieder raus ....“

„Irgendwann geht es da wieder raus ….“


Am Freitag früh ist klar, dass sich bis einschließlich Montag für uns kein Wetterfenster öffnen wird. Das Wetter »vor« Peterhead und teilweise auch noch auf halbem Weg über die Nordsee ist zwar zeitweise ok, aber die Tiefs sind schnell und würden uns problemlos einholen. Und sie produzieren spätestens auf der zweiten Hälfte und kurz vor Norwegen richtig viel Wind und sehr hohe Wellen. Bei einem Sea State, den die Briten als »rough« bezeichnen, sollte man ja schon sehr vorsichtig sein, bei »rough to high« sollte man es einfach lassen. Denn 30 kn Wind mit Böen über 40 und 5 m Welle sind definitiv nichts, was wir bewusst eingehen möchten. Also werden wir noch etwas in Peterhead bleiben.

Da wäre es natürlich schön, wenn wir die Zeit nutzen könnten, um einige Maschinen Wäsche zu waschen. So rufen wir noch einmal den Port Officer an, der uns gestern schon den Code für den Schlüssel-Safe gegeben hat. Das mit den Schlüsseln war ja einfach, aber das Problem mit den Tokens für die Laundry ist ihm unbekannt. Leider sage ich auch immer »special coins« statt »tokens«, aber anders fällt es mir in diesem Moment auch nicht ein. Der Port Officer, der eigentlich den Verkehr im Hafen steuern und kontrollieren soll, hört sich aber alles an und lässt sich unser Problem gleich zweimal schildern. Dann sagt er, dass er so ein Problem zwar nicht kenne, aber eine Lösung finden werde. Er würde zurückrufen.

Etwas skeptisch sind wir schon, wobei unsere Zweifel uns im Nachhinein auch schon wieder leid tun. Denn diese selbstverständliche Hilfsbereitschaft in Schottland und auch Irland haben wir immer noch nicht so richtig verinnerlicht. Aber es ist ja auch Freitag, und sicherlich lockt auch jeden in Schottland das Wochenende. Doch 1 1/2 Stunden später klingelt unser Handy. Der Port Officer ist dran und sagt uns, dass er nach dem Lunch sicher eine Lösung hätte, wann genau wüsste er noch nicht, aber wir sollten da sein und er würde sich wieder melden.

Gegen zwei Uhr kommt dann der Anruf, dass gleich jemand kommt, um uns die Tokens zu geben. Und tatsächlich, als wir in Richtung Marina Office schlendern, sehen wir zwei offizielle gelbe Neonjacken aus einem Auto der Port Authority steigen und zum Marina Office gehen. Es ist der Port Officer mit dem schottischen Dialekt höchst persönlich. Er hat den Schlüssel zum Office und sein Kollege weiß, wo die Tokens liegen. Wir nehmen erst einmal 6 Tokens, 3x Waschen, 3x Trocknen. Bezahlen geht nicht, wenn wir vor Montag abfahren sollten, sollen wir das Geld einfach mit in den Umschlag stecken. 3 £ pro Token. Ansonsten wäre der Harbourmaster am Montag auch wieder da. Als wir uns zum Abschied bedanken und ich ihn auf seinen für uns doch etwas schwierigen schottischen Dialekt anspreche, lacht er und sagt: »Come on, your dialect is not less difficult!«

Peterhead ist für all die Versorger der Bohrinseln in der Nordsee ein wirklich geschäftiger Industriehafen und die Marina liegt ganz hinten in der Ecke, wird aber auch von Peterhead Harbour betrieben, doch von solch einem hilfsbereiten Service kann sich so manch eine private Marina noch eine dicke Scheibe abschneiden.


„Etwas Peterhead I“

„Etwas Peterhead I“

Am Freitag kaufen wir noch schnell ein und schaffen es auch endlich mal, bei der Royal Bank of Scotland unsere alten Pfundscheine in neue einzutauschen.

„Etwas Peterhead II“

„Etwas Peterhead II“

„Etwas Peterhead III“

„Etwas Peterhead III“

Wenn man der Wettervorhersage Glauben schenken darf, sollten wir uns Samstag und Sonntag wohl besser nur in der PINCOYA verstecken, denn es soll durchregnen. Und so kommt es auch. In der Nacht zu Samstag beginnt es zu schütten und erst am Montag früh hört es wieder auf. Der Nässe und Feuchtigkeit und all dem Kondenswasser in der PINCOYA können wir nicht mehr Herr werden. Für solch ein Wetter ist die PINCOYA einfach nicht ausgelegt. Fast jede Stunde wischen wir das Kondenswasser von den Scheiben, aber auch der Rumpf ist nass, denn nach außen ist nichts isoliert. Ein Ofen würde für trockenere Luft sorgen, aber mit dem Lüfter oder der Eberspächer wälzen wir die feuchte Luft innen nur um. Im Winter werden wir den Lufteinlass der Eberspächer nach außen verlegen, das wird hoffentlich etwas bringen, doch am Ende wird auch das unser Feuchtigkeitsproblem nicht lösen können.

Und wenn es mal nur »normal« schüttet, rennen wir schnell zu den Sanitärräumen, um zu waschen. Der Rückweg endet dann allerdings schon immer wieder im Schüttregen. Der Wind hält sich in Grenzen und kommt glücklicherweise auch eher von vorn. So haben wir mit dem Softschott im Cockpit unter dem Rainimi eine Art Schleuse. Das ist Gold wert, um nicht noch mehr Nässe in die PINCOYA zu bringen.


Am Montag machen dann Paul und Iain mit ihrer Hirta in der Nachbarbox fest. Die Hirta ist eine über 50 Jahre alte Halberg Rassy der ersten Stunde. Die beiden sind über Nacht auch von Inverness gekommen, hatten aber nicht so viel Wetterglück wie wir. In der vor uns liegenden Woche werden wir so eine Art Schicksalsgemeinschaft bilden. Paul und Iain müssen zwar nur noch bis Edinburgh, aber auch das wird ihnen in der kommenden Woche nicht gelingen.


Doch so ein furchtbares Wetter muss ja auch irgendwelche guten Seiten haben. So werden über das Wochenende endlich auch mal all die noch ausstehenden Blogs fertig. Das Schreiben der Blogs ist echt Arbeit und manchmal nervt dieser Druck schon etwas. Doch allein der Gewinn für uns selbst daraus ist schon Gold wert, denn 2017 waren wir schon einmal an der Südküste Norwegens. Doch nach fast 7 Jahren klaffen in unserer Erinnerung doch einige Lücken und wir erzählen uns, wie es da oder dort war. Schwierig, jeder hat so seine Erinnerungen und wenn man ehrlich ist, manchmal auch gar keine mehr 😳. Doch anhand der Blogs können wir uns mit wenigen Klicks in Erinnerung rufen, wie es 2017 war, wo wir waren, wie wir gefahren sind und wo wir geankert haben.
Einige Tage später sitzen wir mit Paul zusammen, Iain ist kurz zu seiner Familie gefahren. Wir erzählen von unseren Reisen und Paul möchte genau wissen, wo und wie wir unsere Ostseerunde 2018 gedreht haben. Finnland, das wäre auch mal ein Ziel für ihn. Wir bloggen zwar auf Deutsch, aber die Übersetzer sind inzwischen ja schon richtig gut geworden. Sie tun sich zwar schwer mit Wortwitz, Redewendungen und manchmal auch dem Schreibstil des Schiffsjungen, aber das Wichtigste kommt rüber. Und Routen, Koordinaten und Bilder sind ja eh international.


„Auf dem Hinweg oder auf dem Rückweg oder mal zwischendurch.“

„Auf dem Hinweg oder auf dem Rückweg oder mal zwischendurch.“

Am Montagnachmittag stolpern wir in Peterhead zufällig über einen Wetherspoon Pub. Erinnerungen an unsere London Besuche bei Johanna und Luiz werden wach. Erstens ist Wetherspoon ja ohnehin preiswert, aber im Vergleich zur Westküste ist es hier wirklich spottbillig. Und zur Happy Hour gibt’s Fish ’n Chips für 8,50 £ inkl. einem Getränk der Wahl. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.


„Der Beach, die gut isolierten Damen sind gerade nicht da 😂“

„Der Beach, die gut isolierten Damen sind gerade nicht da 😂“

Im Großen und Ganzen ist das Wetter der neuen Woche ok. Es regnet nur noch ab und zu, doch dafür zieht ein Sturmtief nach dem nächsten heran. Die Burschen sind so schnell, dass zwischen ihnen kein Wetterfenster bleibt, um es bis Norwegen zu schaffen. Wenn wir gerade in einer ruhigen Phase sind, ist es etwas schwierig, das zu akzeptieren, obwohl wir ja wissen, dass es schon morgen wieder ganz anders aussehen wird.
Wenn wir dann in der Sonne in Richtung Peterhead City schlendern und auf die »ruhige« Nordsee gucken, juckt es schon in den Fingern und man fragt sich unwillkürlich, warum man nun auf dem Deich entlang geht und nicht lossegelt. Doch so eine »ruhige Nordsee« ist eben trügerisch. Wobei »ruhig« ja auch relativ ist, auch weil sich unser »Ruhig« von heute von dem vor ein paar Jahren doch schon deutlich unterscheidet 😂.

„Ein Tief nach dem anderen. Erst Mo-Di-Mi, dann Do-Fr-Sa“

„Ein Tief nach dem anderen. Erst Mo-Di-Mi, dann Do-Fr-Sa“

Und schon auf dem Rückweg jagen wieder 30er Böen durch den Hafen und wir wissen, dass unsere Entscheidung richtig war. Es wird schwierig werden, ein passendes Wetterfenster zu finden. Wir brauchen Geduld. Und es darf in diesem Fall auch mal etwas mehr sein.


Doch inzwischen sieht es danach aus, dass sich die Gesamtwetterlage grundsätzlich ändern könnte. Der Jetstream soll sich nach Osten verlagern und das letzte Hammer-Sturmtief aus Westen sollte bis Sonntagmittag durch sein. Nun ja, was heißt »durch sein«? Das Gröbste ist dann durch, der Wind geht runter auf 20 kn, die Böen liegen nur noch Anfang der 30er und die Wellen nehmen ab auf 3,5 m. Das alles bei um die 10°. Kuschelig ist das auch nicht. Hinter dem Sturmtief soll dann ein Zwischenhoch für rund 2 Tage seinen Einfluß geltend machen. Das ist seit 14 Tagen die erste wirkliche Chance, die sich uns bietet, um den Sprung nach Norwegen zu schaffen. Und es scheint auch leider so, dass es auf unabsehbare Zeit die einzige Chance bleiben wird, denn die Gesamtwetterlage wird sich auf Ostwinde umstellen. Das nächste Sturmtief kommt dann von Süden und wird unser Zwischenhoch, mit dem wir rübergehen wollen, von unten bedrängen. Das wird für einen kräftigen Ostwind sorgen, wenn nicht für mehr.

„Oben normal, unten die Böen. Unser Wetterfenster, bzw. wird es dahinter kommen. Gleich am Sonntag geht's zack rüber.“

„Oben normal, unten die Böen. Unser Wetterfenster, bzw. wird es dahinter kommen. Gleich am Sonntag geht's zack rüber.“

So hoffen wir, dass diese Entwicklung Bestand hat und wir uns am Sonntagmittag hinter dem Sturmtief einklinken können. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. In jedem Fall wird diese Etappe kein Spaziergang werden und wir müssen uns auf einen harten Ritt einstellen. Es ist eben Herbst, und ein Herbst in Schottland scheint doch schon etwas winterlicher zu sein als in Deutschland. Sieht man mal von den Temperaturen ab, erinnert uns das alles an unsere Flucht aus Cascais vor genau einem Jahr. Das Wetter war damals auch echt schlecht, um nicht das schlimme Wort mit »sch« zu benutzen. Es war ebenfalls auf unabsehbare Zeit kein anderes Wetterfenster in Sicht, um den Sprung zu den Kanaren zu wagen. Zudem stand eine Umstellung auf Südwest in Haus. Die Entscheidungen, ob man es wagen soll oder nicht, sind immer schwierig. Gerne hätten wir es mal freundlicher, aber unser Wetterglück war noch nie wirklich groß. Da fragt man sich manchmal schon, warum es nicht auch mal einfacher sein kann. Und genau vor einem Jahr haben wir auf dem Weg zu den Kanaren richtig einen auf die Mütze bekommen. Nun ist es ähnlich, doch hier vor Schottland haben wir wenigstens nicht auch noch diese bekloppten Orcas.


„Ab und an scheint auch mal die Sonne...“

„Ab und an scheint auch mal die Sonne…“

Zwischenzeitlich bunkern wir noch einmal Diesel. Als uns der Hafenmeister mit den Kanistern sieht, fragt er, ob wir nicht lieber roten Diesel möchten, der wäre doch viel preiswerter. Das hatten wir auch schon überlegt, aber wir fahren ja leider nach Deutschland. Wenn wir irgendwo anders hinsegeln würden, hätten wir nicht eine Sekunde gezögert. Doch in Deutschland wartet die deutsche Wasserschutzpolizei und deren Freude, sich um harmlose Freizeitsegler zu kümmern, haben wir noch in allzu guter Erinnerung. Als wir seinerzeit aus Estland kamen, wollten sie uns weiß machen, dass man immer noch keinen roten Diesel in seinem Tank haben durfte, obwohl es dieses vollkommen schwachsinnige Einbringungsverbot schon seit zwei Jahren nicht mehr gab. Auf diesen Nerv haben wir echt keine Lust, auch wenn das Recht auf unserer Seite ist.

Inzwischen haben wir mit der PINCOYA ja schon fast 30 Länder bereist und haben einige Jahre im Ausland verbracht, aber einen so unfreundlichen und auch willkürlichen Grenzschutz wie in Deutschland, haben wir noch nirgends erlebt. Russland bildet da natürlich eine Ausnahme, nicht weil die Russen unfreundlich waren, ganz im Gegenteil, aber das russischen Prozedere toppt einfach alles, was wir bisher erleben dürften.


„Die Marina im Hafen“

„Die Marina im Hafen“

Am Mittwoch prallen wir dann hart gegen die tatsächlichen Auswirkungen des Brexit. Wir versuchen, ein kleines Päckchen nach Deutschland zu schicken. Es dauert insgesamt 20 Minuten, bis alles ausgefüllt und eingegeben ist. Der Aufwand ist erschreckend, gerade wenn wir daran zurückdenken, wie einfach wir unseren defekten Radardom aus Irland zurück nach Deutschland geschickt haben. Die Dame am Postschalter wühlt sich mit uns zusammen geduldig durch die Formalitäten und versucht ihren Computer zu überreden, unser Päckchen anzunehmen. Und das alles nur für ein Paar selbstgestrickte Kindersocken als Geschenk! Dass darunter die Wirtschaft in UK leidet und dass allein durch solche Formalitäten den Briten der Markt Europa wegbricht, ist mehr als klar. Inzwischen sprechen selbst die Engländer ja auch schon offen über »Bregret«. Nur ein Zurück wird nicht so einfach möglich sein, auch weil die Lügen der Populisten, die all das angerichtet haben, immer noch verfangen, und nun die Schuld »den anderen« in die Schuhe schieben. Doch das ist ja nicht nur in Briten so, überall sind die ewig Gestrigen ja auf dem Vormarsch.


Morgens haben wir schon 7° und mittags wird die Temperatur zweistellig, wenn man die Nachkommastelle mit hinzurechnet 😂. Unsere Winterausrüstung lässt zu wünschen übrig. Zu vieles ist gedankenlos zuhause geblieben. Bei Intersport steht eine Winterlieferung mit Handschuhen und Mützen. Alles noch unausgepackt. Wir fragen, ob wir uns mal durch die neue Lieferung wühlen dürfen. Wir dürfen und finden ein Paar warme Handschuhe für den Schiffsjungen. Schon der Rückweg wird zu einem Hochgenuss!

„Warme Finger ...“

„Warme Finger …“

„Die Rotweintemperatur will gut vorbereitet sein, in den Backskisten herrscht höchstens Weißweintemperatur.“

„Die Rotweintemperatur will gut vorbereitet sein, in den Backskisten herrscht höchstens Weißweintemperatur.“

Egal, ob es regnet oder stürmt, jeden zweiten Tag kommen mehrere gut isolierte Damen an den Beach von Peterhead und gehen schwimmen. Zuerst dachten wir noch, sie alle hätten einen Neoprenanzug an, was bei den Temperaturen auch schon mehr als sportlich gewesen wäre. Doch nun sehen wir, dass nur die beiden älteren Damen, etwa 70, einen Neo tragen und die anderen drei normale Badeanzüge. Nun ist es nicht so, dass die Damen nur mal kurz untertauchen, sondern sie schwimmen lustig plaudernd nicht nur einmal hin und her. Als am Donnerstag auch noch ein ebenso gut isoliertes Pärchen, ohne auch nur einen Moment zu zögern, ins Wasser geht, um ebenfalls ein kleines Erfrischungsschwimmerchen zu machen, schnappe ich mir unser Badeentchen, denn ich vermute heiße, unterirdische Quellen. Vielleicht vulkanischen Ursprungs, wer weiß.

„Marina-Momente“

„Marina-Momente“

Nun muss ich mich bei unserem Badeentchen schon mal entschuldigen, denn so etwas macht man einfach nicht. Es tut mir auch leid, aber ich musste es wissen. Heiße Quellen oder heißblütige schottische Damen? Das Wasser scheint wärmer zu sein als die Luft, denn alle tragen Pudelmützen. Obwohl es natürlich Blödsinn ist, meine ich, einen kleinen Aufschrei unseres Badeentchens zu hören, als ich es über Bord werfe. Wenige Sekunden reichen, um eine Wassertemperatur von 12° zu messen. Immerhin 3° mehr als an der frischen Mittagsluft. Ich kann meinen Augen nicht trauen, sie schwimmen noch eine Runde. Unser Badeentchen frottiere ich liebevoll ab und leg es rein. Die Capitana sitzt mit dickem Fleece unter einer Decke am Tisch im geheizten Decksalon und meint, dass sie heute eigentlich nicht mehr schwimmen gehen wolle, aber vielleicht morgen eine heiße Dusche, das wäre sicher ne tolle Sache.

„Oder doch nen Schwimmerchen? ...“

„Oder doch nen Schwimmerchen? …“


Mit Paul haben wir uns für Freitag zu Fish ’n Chips in Dolphins Café verabredet. Aber das Sturmtief macht seinem Namen alle Ehre. Immer wieder hämmern Böen mit deutlich mehr als 30 kn durch den Hafen. So schlimm hatten wir es bis dahin auch noch nicht. Wir binden unsere Schiffe noch einmal mit einigen weiteren Tampen ordentlich fest und beschließen, sie lieber nicht allein zu lassen. Wer weiß schon, wie sich dieser Sturm noch entwickelt. Dafür sitzen wir auf den PINCOYA zusammen, erzählen von unseren Segelgeschichten und schlürfen ein paar Döschen Guinness.

„Ach nee, lieber doch kein Schwimmerchen. in den Highlands schneit's ja schon ...“

„Ach nee, lieber doch kein Schwimmerchen. in den Highlands schneit's ja schon …“

Da es am Samstag nicht wirklich besser wird und wir uns vor unserer Überfahrt ab Sonntag nicht auch noch den Magen mit Fish ’n Chips vollschlagen wollen, verschieben wir unseren Abend in Dolphin’s Café auf irgendwann einmal später. Noch ein Grund mehr, noch einmal zurückzukommen, denn in Dolphins Café soll es das beste Fish ’n Chips in Town geben.

Der Samstag vergeht dann mit Vorbereitungen, mal sehen, ob wir morgen tatsächlich starten können. Noch sieht es nicht danach aus.

05. – 14.10. in der Marina in Peterhead
57° 29′ 46,6″ N, 001° 47′ 28,0″ W